Wer Terror und Gewalt in dieser Welt bekämpfen will, muss sich in erster Linie um Gleichberechtigung und eine bessere Stellung von Frauen in der Gesellschaft kümmern. Denn die Stellung und Rolle der Frau ist ein Indikator für die Sicherheit und Stabilität eines Landes.
Nicht nur, dass in Konflikten Frauen (und Kinder) die ersten Opfer sind, auch umgekehrt gilt: Gesellschaften, in denen Frauen schlechter gestellt und Gewalt ausgesetzt sind, sind generell anfälliger für gewaltsame Konflikte und Krieg – egal, zu „welcher Ideologie sie sich bekennt“, so die Schweizer Journalistin Michèle Binswanger.
Mehr Frauen – mehr Frieden?
Eine Politik, die Gleichberechtigung fördert – also auch eine feministische Außenpolitik – sorgt für eine stabile Gesellschaft und Sicherheit, auch international.
Welche Auswirkungen so eine feministische Außenpolitik hat, fasst Kristina Lunz auf www.libertine-mag.com zusammen und geht der Frage nach, ob mehr Frauen in Schlüsselpositionen für mehr Weltfrieden sorgen. Gleich mal vorne weg – ja, tun sie. Ablesbar ist das an konkreten Beispielen: So hat die schwedische Außenministerin Margot Wallström Waffenexporte nach Saudi-Arabien kritisiert und einen Aktionsplan erarbeiten lassen, um Frauen und Mädchen in Regionen humanitärer Krisen zu stärken.
Wallström fordert außerdem aktiv die Förderung von Frauen als Akteurinnen in Friedensprozessen. Sie stellt bei allen Friedensverhandlungen immer dieselbe Frage „Where are the women at the table?“
Der Weg von Wallström war jedoch nicht leicht. Als Außenministerin erntete sie 2014 für die Verkündung der „feminist foreign policy“, also einer feministischen Außenpolitik, Lacher von ihren männlichen Kollegen. „Zuerst ignorieren sie dich, dann belächeln sie dich und danach bekämpfen sie dich“, kommentiert Wallström die Reaktionen.
„Staatssicherheit“ und Frauensicherheit gehen Hand in Hand
Gute Repräsentation von Frauen in Gremien hat einen nicht zu unterschätzendenden Effekt, auch auf nationaler Ebene. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Staat mit Gewalt auf eine internationale Krise reagiert, um das Fünffache, wenn der Anteil von Frauen im Parlament um nur fünf Prozent zunimmt.
Anders als häufig angenommen, sind nicht nur Wirtschaftswachstum oder ein demokratisches Wahlsystem Garanten für Frieden und Sicherheit, sondern vor allem auch Gleichberechtigung von Männern und Frauen und ein gewaltfreies Leben in einer Gesellschaft für Frauen. Kurz zusammengefasst: Je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist, desto friedlicher ist sie. Das lässt sich auch empirisch beweisen: So nachzulesen auf „Foreign Policy“, in dem Artikel „What Sex means for World Peace“
Solange in einer Gesellschaft Krieg gegen Frauen herrscht, kann von Friede nicht die Rede sein – so die Conclusio.
Sexismus und Frauenhass sind Fundament in autoritären Gesellschaften
Sexismus und Frauenhass widersprechen einer egalitären Gesellschaft. Sie sind auch Fundament in autoritären Regimen und für Terrorismus. Binswanger bringt es auf den Punkt, wenn sie schreibt: „Noch wird diskutiert, ob die Attentäter von Orlando, Nizza und Würzburg verwirrte Einzeltäter oder vom Islamischen Staat gesteuerte Terroristen waren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich in kürzester Zeit radikalisiert haben. Gemeinsam ist ihnen auch ihr gestörtes Verhältnis zu Frauen. Bevor die Attentäter von Orlando und Nizza wahllos Menschen töteten, verprügelten sie zu Hause ihre Ehefrauen. Verachtung für alles Weibliche und sexuelle Gewalt finden sich in vielen Biografien von Attentätern der letzten Jahre, individual-psychologisch bei den einsamen Wölfen, institutionell bei den IS-Kämpfern.“
Bei Fragen der Terrorbekämpfung und Friedenssicherung die Geschlechterfrage zu stellen und den Schutz und die Stärkung von Mädchen und Frauen einzufordern, schafft nachhaltig die besten Ergebnisse.