Unbezahlte Arbeit, unterbezahlte Arbeit, Diskriminierung am Arbeitsmarkt – immer sind es die Frauen, die es am härtesten trifft. Ihnen fehlt es an Zeit, sie werden systematisch benachteiligt und gerade in prekären Vertragskonstruktionen noch stärker diskriminiert. Dagegen braucht es Maßnahmen, die wir gemeinsam einfordern müssen.
Es gibt Arbeit, die bezahlt wird, wir nennen sie Erwerbsarbeit, und es gibt unbezahlte Arbeit. Dabei geht es um Leistungen, die zwingend in einer Gesellschaft erbracht werden müssen, für die es aber kein Geld gibt. Diese Arbeit wird nach wie vor zu zwei Dritteln von Frauen erbracht. Von der Haushaltsarbeit, Kindererziehung, Lernbetreuung, bis zur Pflege findet sie vorwiegend in der Familie statt. Das macht sie beinahe unsichtbar, doch sie hat massive Auswirkungen auf die reguläre Arbeitswelt.
Dass die Arbeit in der Familie vorwiegend von Frauen geleistet wird, entlastet Männer zeitlich: Männer haben Zeit, 38 Stunden und länger pro Woche zu arbeiten. Frauen hingegen fehlt sie, weswegen jede zweite nur in Teilzeit der Lohnarbeit nachgehen kann. Sie machen das aus Pflichtgefühl und Liebe, aber auch weil sie es müssen. Weil es immer noch von ihnen erwartet wird und weil sie trotz ihrer Leistungen auch am Arbeitsmarkt diskriminiert und schlechter bezahlt werden. Es ist ein Teufelskreis für Frauen.
Mit weniger Zeit für weniger Geld, wird ihr Einkommen zu oft immer noch auf einen „Zuverdienst“ reduziert. Auf Kosten der Frauen, nicht erst im Alter, aber spätestens dann. Die Armutsquote bei über 65-jährigen Frauen ist doppelt so hoch wie bei Männern, das Einkommen von Frauen liegt in diesem Alter rund dreimal so häufig unter der Armutsgrenze. Der Verlust durch berufliche Auszeiten in Folge von Kinderbetreuung und anschließender Teilzeitbeschäftigung beträgt nicht selten bis zu 50 Prozent der Pensionshöhe.
Frauen, die Beschäftigten zweiter Klasse
Auch abseits der Arbeitszeit sind Frauen am Arbeitsmarkt mehrfach schlechter gestellt. So gibt es nicht nur einen direkten Zusammenhang zwischen dem Geschlechterverhältnis und dem durchschnittlichen Verdienst in einer Branche, auch innerhalb einzelner Berufsgruppen werden sie benachteiligt und schlechter entlohnt. Der Gender-Pay-Gap ist immanent.
Verstärkt wird die eklatante Ungleichbehandlung durch die Ausbreitung prekärer Vertragskonstruktionen. So sind 73 Prozent der verpflichtenden Praktika von Studentinnen unbezahlt, während 50 Prozent der Studenten bezahlt werden. Ebenso ist es bei der sozialen Absicherung, wo nur 28 Prozent der Praktikantinnen, aber 50 Prozent der Praktikanten sozialversichert sind. Und auch die Einkünfte aus Werkverträgen liegen bei Frauen mit 8.788 Euro brutto im Schnitt deutlich geringer als bei Männern, die mit 15.171 Euro brutto fast doppelt so viel pro Jahr verdienen.
Das bedeutet, selbst innerhalb der Gruppe der prekär Beschäftigten sind es wieder die Frauen, die unter noch schlechteren Arbeitsbedingungen leiden. Frauen sind also immer diejenigen, die das kleinste Stück vom Kuchen bekommen. Umso schlechter reguliert das Arbeitsverhältnis ist, umso stärker werden sie diskriminiert.
Wer das Geld hat, hat das Sagen
So traurig es ist, egal ob in einer Liebesbeziehung oder in der Gesamtgesellschaft, Machtverhältnisse werden primär durch Geld bestimmt. Frauen können nur gleichwertig und selbstbestimmt leben, wenn sie keiner finanziellen Abhängigkeit oder signifikant schlechteren Rahmenbedingungen unterliegen.
Es ist also unumgänglich, dass sich im neuen Frauenvolksbegehren auch Gewerkschaftsforderungen nach Arbeitszeitverkürzung, höheren Mindestlöhnen und verpflichtenden Einkommensberichten finden. Denn gerade Frauen würden von einer 30-Stunden-Woche unheimlich profitieren. In mehrfacher Hinsicht.
Wenn alle 30 Stunden arbeiten, fallen die großen Schieflagen weg. Männer haben mehr Zeit für Familienarbeit, Frauen für bezahlte Arbeit und alle mehr füreinander. Außerdem können Gehaltsunterschiede und der schlechte Zugang zu leitenden Funktionen für Frauen dann nicht mehr mit der geringeren zeitlichen Verfügbarkeit begründet werden.
Freiwilligkeit ist zahnlos, unser Aufbegehren eine Notwendigkeit
Grundsätzlich muss Vollzeitarbeit den Werktätigen mindestens 1700 Euro brutto einbringen. Keine Arbeit ist weniger wert, auch nicht die von FriseurInnen, KellnerInnen oder Reinigungskräften. Doch gerade diese und andere sogenannte „Frauen-Branchen“ sind bislang drastisch unterbezahlt und verdienen höhere Mindestgehälter.
Die Einkommensschere wird sich nicht schließen, so lange Überzahlungen und Pauschalen nicht verpflichtend nachvollziehbar sind. Kann Frau ihre Diskriminierung nicht belegen, kann sie ihre Rechte trotz Gleichbehandlungsgesetz nicht durchsetzen. Würden Unternehmen alleine durch gutes Zureden auf Gleichstellung achten, dann hätten wir sie schon lange.
Die Position von Frauen am Arbeitsmarkt darf auch keine Frage des individuellen „Verhandlungsgeschicks“ sein, es braucht vielmehr einen geschützten Rahmen für alle. Dafür müssen wir uns organisieren, darum wir müssen auch heute wieder für transparente Einkommensberichte, 1700 Euro Mindestlohn und die 30-Stunden-Woche für alle gemeinsam aufbegehren!
Veronika Bohrn Mena ist in der GPA-djp Interessenvertretung tätig. Sie ist Vorsitzende der Plattform Generation Praktikum und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit atypischer und prekärer Arbeit.
hat lange genug Zeit gehabt, dieses Verbrechen zu beseitigen. Aber: Hat sie es getan?
Ich Frage mich immer mehr, wie wir gemeinsam Aufbegehren sollen. In vielen Gesprächen Stelle ich fest, dass dieses gemeinsam in der Praxis an weltanschaulichen unterschieden scheitert. Da haben wir das gleiche Problembewusstsein bei katholischen und typisch sozialistischen Frauen. Problem bei gemeinsamen Projekten:die katholikinnen wollen die sozialistischen bekehren und umgekehrt neue Sozialstimmen halten die katholikinnen für naiv. Was tun?
[…] schon in einer meiner Kolumnen beschrieben, verlieren Frauen gleich in mehrfacher Hinsicht, denn fast jede Zweite arbeitet […]