Freiwillig einen Tag weniger arbeiten und dafür 95 Prozent des Letztgehalts verdienen – mit diesem Vorschlag steigt SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner in der Debatte um die Arbeitszeit ein. Statt Millionen für Arbeitslosigkeit auszugeben, könnte der Staat eine freiwillige Arbeitszeitverkürzung unterstützen.
“Wenn wir zu wenig Arbeit haben, müssen wir sie eben neu und gerecht verteilen.”, heißt es aus der SPÖ anlässlich der hohen Corona-Arbeitslosenzahlen. Derzeit ist eine halbe Million Menschen in Österreich arbeitslos, mehr als eine Million befindet sich in Kurzarbeit. Dass die einen nicht arbeiten dürfen, während andere oft zu viel arbeiten müssen, finden die Sozialdemokraten nicht sinnvoll. Auch Arbeit muss – geht es nach der SPÖ – gerechter verteilt werden.
Als Anreiz soll eine staatliche Förderung dienen: Wer nur 4 Tage die Woche arbeitet, soll dennoch 95 Prozent des Vollzeitgehalts beziehen. Die Kosten für die 20 Prozent, die weniger gearbeitet wird, zahlt zu einem Drittel das AMS, zu einem Drittel die Unternehmen und tragen zu einem Drittel die Angestellten selbst – sie verzichten auf den Teil des Gehalts. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Sozialpartner. Auch wo es bereits Kurzarbeit gibt, soll das 4-Tage-Modell möglich sein. Die Förderung soll für 3 Jahre gelten, wenn es nach der SPÖ geht:
„Damit werden Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, von der Krise betroffene Betriebe unterstützt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert“, so SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner.
Gut gegen Arbeitslosigkeit, billiger als Kurzarbeit
Auch der AK-Ökonom Simon Theurl argumentiert:
„Man muss die Kosten für eine Arbeitszeitverkürzung, die der Staat für einige Zeit fördert, mit den Kosten für die Arbeitslosigkeit gegenrechnen. In der aktuellen Situation wäre es sinnvoll, die Kosten für die Arbeitslosigkeit in eine Unterstützung der Arbeitszeitverkürzung umzuleiten“
Die Idee: Die Förderung führt zu weniger Ausgaben für Arbeitslosigkeit und steigenden Einnahmen durch die höhere Beschäftigung. Rechnet man diese Zahlen gegen, kostet das Modell dem Staat 1,14 Mrd. Euro für 1 Mio. Menschen; das derzeitige Kurzarbeit-Modell kostet bei aktuell 832.455 TeilnehmerInnen 6 Mrd. Euro – ein vielfaches.
“Mit einer Arbeitszeitverringerung von 20 Prozent, die zu einem Drittel durch das AMS gefördert wird, haben wir die Chance, wieder viele Menschen in Beschäftigung zu bringen“, sagt der Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) im ÖGB, Rainer Wimmer, zu diesem Modell zur 4-Tage-Woche.
Für die Unternehmen kostenneutral, zeigen Studien
Kürzere Arbeitszeiten führen zu höherer Produktivität. Bei Microsoft Japan hat die Test-Einführung der 4-Tage-Woche zu 40% mehr Produktivität geführt – der Test wurde deswegen verlängert. 2001 veröffentlichte das Wirtschaftsforschungsinstitut eine Studie die sogar von 70 Prozent Produktivitätssteigerungen ausging.
- Die allgemeine Produktivität steigt um bis zu 40%.
- Effizientere Meetings werden abgehalten.
- Die MitarbeiterInnen machen 25% weniger Pausen.
- Die Druckaufträge nehmen um 59% ab.
- Es wird 23% weniger Elektrizität in den Büroräumlichkeiten verbraucht.
- Die kürzere Woche wird unter den Teilnehmern zu 92% positiv bewertet
Bereits 2003 stellte der Automobilhersteller Toyota in seinem Werk in Göteborg auf kürzere Arbeitswochen um, bezahlte aber weiterhin die vollen Löhne. Die Produktivität und der Profite stiegen trotzdem. Die Gründe sind simpel: Einerseits wurden lange Meetings umgestaltet oder ganz ausgelassen. Andererseits ergeben sich im Arbeitstag viel weniger Leerläufe, die sonst mit Social Media oder Internetsurfen gefüllt wurden.
Bei einer Reduktion der Arbeitszeit um 20 Prozent (also einem Tag pro Woche) sind die Kosten schon bei einer sehr wahrscheinlichen Produktivitätssteigerung von 8 Prozent vollständig kompensiert. Zudem fallen 15 Prozent der Lohnkosten weg, rechnet Rendi-Wagner vor.
Ein Experiment, das über die Krise hinaus wirkt
So könnte man Österreichs Unternehmen auch eine Art Experiment zur Arbeitszeitverkürzung finanzieren, sagt der Ökonom Theurl: „Mit dem Anspruch: Die sollen dann schauen, wie stark die Produktivität steigt, wenn die Leute weniger arbeiten und welche Vor- und Nachteile das für sie bringt.“
Denn eine Grundannahme teilen alle Befürworter von kürzeren Arbeitszeiten bei gleichem Lohn: Beschäftigte sind motivierter, produktiver und gesünder – davon haben sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer etwas. Generell zeigen Erfahrungen, dass Menschen deutlich produktiver sind, wenn sie weniger arbeiten.
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rudi
20. August 2020 10:44
Wir meinen, daß es die 30 Wochenstude besser für die Menschen ist,als die 4 Tagewoche.
Mit einen Stundensatz von 17.5 € Netto = 2273.-€ Monatlich, wären alle BESSER dran. Dann gebe es keine Arbeitslosen, keine Präkeren Arb.-Plätze,keine ARMUT in Österreich mehr!! Nur dass müßte noch Mitte 2021 passieren, sonst ist auch dieses Geld nichts mehr wert!!
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wird erst dann arbeitssparsam sein, wenn die Gier der Reichen ein bisschen befriedigt sein wird: Mit dem Ende der Lebensfähigkeit unserer Erde.« (Gert G.)
losen gibt es erst dann, wenn Arbeitslosigkeit als wünschenswertes Ziel anerkannt ist. Das geht aber nicht bei privaten Produktionen. Weil: Gier frisst Hirn!
Jetzt sind die Betriebe die “KURZARBEIT” schon gewöhnt.
Daher soll die 30 Wochenstunde kommen!
Für mehr Freizeit und Erholung für die gesammte Familie!
Und damit diese Freizeit gelebt werden kann,muss es eine kräftige Lohnerhöhung geben. 17.-€ Netto,dort wo es diesen Gehalt noch nicht gibt!
Jetzt und nicht erst 2021, da ist dieses Geld auch schon wieder weniger WERT!!
Inhaltlich super, aber Korrekturlesen hätte nicht geschadet
Bitte, was ist da falsch und welche korrektur