„Ich bin seit Samstag im Einsatz. Drum seien’s nicht bös, wenn ich nicht lange reden kann“, erzählt der junge Mann am Telefon. Er ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Eisenerz und hat gerade eine Verschnaufpause. Seit einer Woche schneit es in Teilen der Steiermark unaufhörlich. Im Schichtbetrieb wird Schnee von den Straßen geräumt, Häuser wurden evakuiert. Wir haben mit Bürgermeisterin Christine Holzweber über hilfsbereite Nachbarn und Freiwillige im Dauereinsatz gesprochen.
„Noch bevor die Leute in die Arbeit gehen, heißt es Schnee schaufeln“, erzählt Christine Holzweber. Sie ist Bürgermeisterin von Eisenerz und dieser Tage besonders viel auf den Beinen. Neben Büroarbeiten, Besprechungen und normalen Termin sind jetzt auch Lagebesprechungen mit Einsatzkräften hinzugekommen. Auch mit den Bürgern und Bürgerinnen ist sie häufig im Gespräch, will wissen, ob sie zurechtkommen.
„Die Kälte und die tägliche Mühe, seine Wege zu erledigen, machen den Eisenerzen zu schaffen. Aber grundsätzlich sind sie sehr gefasst. Es ist allerdings schwierig für jene, die alleine wohnen. Wenn zum Beispiel die Kinder in einer anderen Gemeinde wohnen und die Eltern nicht besuchen können. Die kommen nicht durch die Schneemassen durch. Für diese Eisenerzer, die etwas älter sind, ist die Zeit gerade besonders hart, wenn sie nicht raus können und auch noch allein sind.“, erzählt Bürgermeisterin Christine Holzweber.
Die Eisenerzer halten zusammen. Erst gestern hat man sechs Einfamilienhäuser evakuiert. Die Häuser sind nicht beschädigt. Doch die Lawinengefahr ist zu groß. Man will kein Risiko eingehen. Die elf betroffenen Bewohner sind bei Angehörigen und Freunden untergebracht. Einige Eisenerzer haben auch Ferienwohnungen oder Zimmer in Pensionen zur Verfügung gestellt. Jeder soll in diesen Tagen einen warmen Platz zum Schlafen haben.
„Es war sofort Solidarität da. Jeder weiß: Wenn ein Nachbar Hilfe braucht und man kann helfen, dann hilft man“, erzählt Christine Holzweber.
Täglich zwei Lagebesprechungen mit Einsatzkräften
Das letzte Mal waren die Eisenerzer 2009 so angespannt wie jetzt. Seit gestern Abend gilt Lawinenwarnstufe 5. Die Gefahr einer Lawine ist also „sehr groß“. Und die Gemeinde geht auf Nummer sicher: Jeden Tag treffen sich die Bürgermeisterin, die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr und der Lawinen-Kommission – einmal am Vormittag und einmal am Abend. Sie besprechen Gefahren und Einsätze, die am Tag noch notwendig werden.
Neben Bergrettung, Polizisten, Lawinen-Kommission, Rotem Kreuz und Stadtgemeinde sind es vor allem Männer der Freiwilligen Feuerwehr Eisenerz, die „den Laden am Laufen halten“, wie es die Bürgermeisterin formuliert
Freiwillige schaufeln stundenlang Schnee in der Kälte
„Wir alle sind den Freiwilligen Feuerwehrleuten zu großem Dank verpflichtet. Das ist nicht so dahingesagt, das kommt von ganzem Herzen. Die Freiwilligen sind täglich im Einsatz, damit wir uns sicher fühlen können, damit wir unseren Berufen nachgehen und unseren Alltag bewältigen können.“ – Bürgermeisterin Christine Holzweber
Die Feuerwehrmänner sind oft mehrere Stunden am Tag im Einsatz. Sie beugen Dachlawinen vor. Deshalb klettern sie auf Häuser und schaufeln kiloweise Schnee von Dächern. Vor einigen Tagen haben sie das Dach des JUFA-Hotels abgeräumt.
Auch Gemeindebeschäftigte packen täglich mit an: Sie räumen die Straßen rund um die Uhr und sorgen dafür, dass das Abwassersystem trotz Kälte funktioniert. Die Straßenräumung arbeitet im Schichtdienst. Ab vier Uhr früh ist sie im Einsatz.
„Der Alltag funktioniert, aber vorsichtig muss man sein“
Eisenerz ist gut aufgestellt, akute Probleme gibt es laut der Bürgermeisterin keine. „Es ist alles gesichert. Kindergärten und Schulen haben offen, Geschäfte sind zugänglich, Benzin und Diesel ist vorhanden und die Menschen können in die Arbeit fahren.“
Die Hauptdurchfahrtsstraße ist frei. Dennoch rät sie den Eisenerzern, sich mit Konserven und Grundnahrungsmitteln auszustatten. Für den Fall, dass man bei der Kälte mal nicht außer Haus will.
„Wir raten den Bürgern, das freie Gelände und damit Risiken zu vermeiden. Der Alltag funktioniert, aber vorsichtig muss man sein“, sagt Christine Holzweber.
In Eisenerz arbeiten einige der Feuerwehrleute bei der Stadtgemeinde. Wenn sie zum Einsatz müssen, ist für den Arbeitgeber klar, dass der Vorrang hat. Geht es nach der SPÖ, sollen alle Freiwilligen in Österreich sicher sein können, Job und Hilfseinsätze vereinbaren zu können. Und sie sollen für ihr Engagement gewertschätzt werden. Deshalb fordert sie fünf Tagen Sonderurlaub und eine bessere arbeitsrechtliche Absicherung für freiwillige Helfer.