Island ist seit 10 Jahren Spitzenreiter bei der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Nirgendwo ist die der Lohnunterschied bei gleicher Arbeit so gering wie dort. Von klein aus lernt man schon in der Schule, was Gleichberechtigung bedeutet, und 97 Prozent der Männer nehmen Elternzeit. Ein Blick auf die Musterinsel der Geschlechtergerechtigkeit.
Jedes Jahr bringt das „World Economic Forum“ den „Global Gender Gap Report“ heraus. Island führt das Ranking vor Norwegen, Finnland, Schweden, Nicaragua und Neuseeland an. Österreich liegt auf Platz 34. Seit 10 Jahren steht darin Island bei der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen an erster Stelle. Das kleine Land im Norden scheint das Rezept für ein gerechteres Leben gefunden zu haben.
Island verbietet Unterschied beim Gehalt von Männern und Frauen
Seit Jänner 2018 gilt in Island ein Gesetz, dass es Unternehmen verbietet, Frauen und Männer mit vergleichbaren Jobs ungleich zu bezahlen. Weltweit das erste dieser Art. Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen aktiv nachweisen, dass Frauen und Männer gleich viel für die gleiche Arbeit bekommen. Und das Gesetz zeigt Wirkung: Der Gender Pay Gap, also der Unterschied im Gehalt bei vergleichbaren Jobs, macht in Island gerade mal 5 Prozent aus. In Österreich ist er mit 19 Prozent fast vier Mal so groß.
Doch das reicht den Isländern nicht. Bis zum Jahr 2022 soll der Unterschied zwischen Männer- und Fraueneinkommen völlig verschwinden. Rechnet man nämlich andere Faktoren mit, wie etwa Kindererziehungszeiten, Teilzeit-Arbeit und die Tätigkeit in “Frauenberufen”, liegt der Gehaltsunterschied auch in Island noch bei 16 Prozent (Österreich: 38 Prozent). Die Gewerkschaft startete deswegen eine Kampagne und will nicht aufhören, für Geschlechtergerechtigkeit zu kämpfen:
„Denn wenn wir aufhören, wird der Geschlechter-Unterschied wieder größer,” sagt der Gewerkschaftsvorsitzende, Ragnar Thor Ingolfsson.
Männer müssen in Karenz gehen
Die isländische Gleichstellungspolitik setzt aber auch schon früher an. In anderen Ländern wie Österreich stehen Frauen häufig bei der gläsernen Decke an und erreichen nicht dieselben Spitzenpositionen wie Männer. Bei Frauen macht die Gehaltskurve zwischen 25 und 29 einen deutlichen Knick nach unten – oftmals steht das im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes. Davon erholen sich die Gehaltskurven meist nie.
Die isländische Regierung wollte sich nicht damit abfinden, dass die Kinderbetreuung bei den Frauen hängen bleibt, während die Männer Karriere machen. Sie reformierte die Elternkarenz. Insgesamt haben isländische Eltern 12 Monate Karenzanspruch, in dieser Zeit bekommen sie 80 Prozent ihres Gehaltes bezahlt. Fünf Monate davon müssen von der Frau konsumiert werden, fünf Monate vom Mann. Die übrige Zeit können sich die Eltern selbstständig aufteilen.
Echte Flexibilisierung
Die Elternzeit kann aber auch flexibel gestaltet werden. Man kann sie beispielsweise mit Teilzeitarbeit kombinieren, oder die Kinderbetreuungszeiten flexibel mit dem Partner aufteilen: Wer will, kann beispielsweise eine Woche arbeiten und in der darauffolgenden eine Woche seiner Karenzzeit konsumieren. Prinzipiell ist jede Kombination möglich, solange sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber darauf einigen können. Islands Väter verbringen damit fast so viel Zeit mit ihren Kindern wie die Mütter. Zusätzlich haben sie bei Geburt des Kindes Anspruch auf 14 Tage bezahlten Urlaub haben.
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40 Prozent-Quote für Führungspositionen
Durch die Maßnahmen teilen sich Männern und Frauen die Kinderbetreuung gerechter auf – damit erleben Frauen, anders als in anderen europäischen Ländern, seltener einen Karriereknick. Trotzdem gibt es auch in Island eine gläserne Decke. Auch hier werden Frauen seltener in Führungspositionen befördert. Doch auch dieses Problem geht die isländische Gleichstellungspolitik an. Im Gesetzes zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist festgeschrieben, dass mindestens 40 Prozent aller Führungspositionen in Unternehmen von Frauen besetzt sein müssen. Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten müssen außerdem ein Programm zur Frauenförderung implementieren – die Umsetzung wird alle drei Jahre kontrolliert.
Gleichberechtigung als Schulfach
Islands Politik setzt aber nicht nur bei den Betrieben an. Ab der Vorschule lernen Kinder schon über den Wert der Gleichberechtigung. Aktive Förderung ermuntert Mädchen dazu, sich mehr zuzutrauen. Gleichberechtigung ist aber auch Querschnittsmaterie in allen Fächern – und sexistische Schulbücher sind per Gesetz verboten.
Frauenstreik 1975: 90 Prozent der Frauen beteiligten sich
Der Weg zu einer so fortschrittlichen Gesetzgebung war aber auch in Island ein langer. Ein Schlüsselmoment dabei war der große Frauenstreik 1975. Ein Komitee der größten fünf Frauenorganisationen des Landes forderten anlässlich des internationalen „Frauenjahres“ die Isländerinnen dazu auf, ihre Arbeit am 24. Oktober ruhen zu lassen – also in Frauenstreik zu gehen. In dem kleinen Land beteiligten sich 90 Prozent der Bewohnerinnen an den Protesten. 25.000 Frauen gingen an diesem Tag auf die Straße, um für höhere Löhne zu demonstrieren – das sind fast 10 Prozent der Bevölkerung. 1980 wurde Vigdís Finnbogadóttir zur Präsidentin gewählt. Sie war damit eine der ersten weiblichen Staatsoberhäupter der Welt.
Problem nicht: https://youtu.be/7Q3pBlZejSw?t=3391
Offenbar sind wir Deutschsprachige die Rückständigen.
und das alles ohne EU! JUHU
Um einen Rechtsanwalt zu zitieren. “Ich wünsche mir einen echten Fall von unbegründeten Lohnunterschied bei Frauen. Ich würde so leicht mein Geld verdienen.”