Seit Jahren kritisieren Tierschutz- und Konsumentenvereine, dass das AMA-Gütesiegel kein Garant für artgerechte, gentechnikfreie Fleischproduktion ist. Ein SPÖ-Antrag wollte die Fütterung der AMA-Tiere mit gentechnisch verändertem Futter verbieten. Stattdessen kommt eine zusätzliche Markierung.
Beim Landwirtschaftsausschuss, der am Mittwoch im Parlament tagte, brachte SPÖ-Landwirtschaftssprecherin Cornelia Ecker einen Antrag ein, der das AMA-Gütesiegel gentechnikfrei machen hätte sollen. Die Regierungsparteien vertagten den Antrag und beschlossen stattdessen ein eigenes Gütesiegel unter dem AMA-Schutzschirm. Damit kann das Fleisch von Schweinen, die mit gentechnikverändertem Futter versorgt wurden, weiterhin unter dem rot-weiß-roten Abzeichen in den Kühlregalen der Supermärkte landen.
Es ist nicht das erste Mal, dass es Kritik am Gütesiegel-Dschungel unter dem AMA-Dach gibt. Sowohl Tier- als auch KonsumentenschützerInnen kritisieren seit Jahren, dass es sich bei den Vorgaben teilweise um gesetzliche Mindeststandards handelt. So können Schweine auf Vollspalten-Boden gehalten und mit Gentechnik-Futter gefüttert werden. Ihr Fleisch bekommt trotzdem das vertrauenerweckende Symbol.
Aktueller Anlass für die Diskussion im Ausschuss am Mittwoch war die sogenannte “Neue Gentechnik”. Dabei handelt es sich um eine neue Technologie, bei der Pflanzengenen nicht wie bisher fremde Genteile eingefügt, sondern via Genscheren-Technologie eigene Teile entnommen werden.
Die Europäische Kommission hat am 29. April 2021 eine Studie zu neuen Gentechnikverfahren vorgestellt. Die derzeitige Gentechnik-Gesetzgebung sei veraltet, in der Neuen Gentechnik sieht man große Potenziale. So könnte etwa der Einsatz von Pestiziden verringert werden, wenn Pflanzen durch Gentechnik resistenter werden. Bereits vor Veröffentlichung warnten NGOs, dass die Saatgut-Industrie aus den abgeschwächten Regelungen noch höhere Profite schöpfen könnte. Die Risikoabwägung ist derzeit noch nicht abgeschlossen.
Weiterhin Gentechnik in AMA-Produkten
Die SozialdemokratInnen warnen indes davor, dass der Eingriff in das Erbgut der Pflanzen auch nicht beabsichtigte Veränderungen in den Organismen verursachen könnten. Im Hinblick auf diese Risikoabschätzung würde derzeit noch viel zu wenig geforscht. Der Antrag von Ecker sollte verhindern, dass Schweine, deren Fleisch mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet ist, mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert werden dürfen. Das sollte auch für die Neue Gentechnik gelten. Stattdessen beschlossen ÖVP und Grüne, dass die gentechnikfreie Fütterung von Tieren ein neues Teilmodul des AMA-Gütesiegels werden soll.
Damit schafft man eine eigene Auszeichnung für gentechnikfreie-Fütterung, sie ist jedoch keine Voraussetzung dafür, mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet zu werden.
“Die Menschen haben ein Recht darauf, selbst zu entscheiden, ob sie mit Gentechnik hergestellte Lebensmittel kaufen wollen oder nicht”, heißt es im vertagten Antrag. Die SPÖ fordert außerdem eine Kennzeichnung der Lebensmittel, wenn im Produktionsprozess Gentechnik zum Einsatz kommt. “Die klare Kennzeichnungspflicht bietet Wahlfreiheit und Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten, VerarbeiterInnen und ProduzentInnen”, argumentiert Cornelia Ecker. Sie will einen entsprechenden Antrag in der nächsten Parlamentssitzung einbringen.