In Kooperation mit der Lebensmittelkette Spar helfen die Stadt Wien & das Land Steiermark Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Gewalttaten gegen Frauen haben in den vergangenen Monaten zugenommen. Über Notrufnummern wird an alle appelliert, Hilfe zu holen, wenn sie diese brauchen. Auch Männer spricht die Aufklärungs-Offensive direkt an. Mithilfe von Plakaten, Flyern und Notruf-Nummern auf dem Kassabon setzt man ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen.
Zahlreiche Männer haben dieses Jahr bereits ihre (Ex-)Partnerinnen ermordet. In der Steiermark gab das der Landesrätin für Soziales den Anstoß, landesweit über Gewaltschutz zu informieren. In allen steirischen Spar-Filialen wurden Info-Folder und Plakate mit Kontaktdaten von Gewaltschutzeinrichtungen für Frauen und Männer aufgelegt. Die Botschaft: “Wir sind an eurer Seite, es gibt Unterstützungsangebote. Nehmt sie in Anspruch”, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ).
“Gewalt ist niemals eine Privatsache, sondern geht alle an”, führt Kampus aus. Sie wollte in Anbetracht der zunehmenden Gewalt gegen Frauen nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern das Thema Gewaltschutz ganz oben auf die Tagesordnung setzen. Ziel der Gewaltschutzkampagne mit Spar Steiermark, dem Männernotruf Steiermark und dem Gewaltschutzzentrum ist es, “möglichst vielen Betroffenen den Weg heraus zu ermöglichen”, sagt die SPÖ-Landesrätin.
Fokus auf Täterarbeit
In allen Spar-Märkten in der Steiermark und in Wien finden sich nun Frauennotrufnummern auf dem Kassabon. So erfahren Frauen direkt von Hilfsmöglichkeiten.
Die Kampagne wendet sich aber auch an Männer. “Wir sehen, dass es sehr wichtig ist, dass wir uns auch um jene Männer kümmern, die zu Gewalt neigen”, erklärt Kampus die doppelgleisige Kampagne. “Mit der laufenden Sensibilisierungskampagne senden wir ein klares Signal an Männer, dass es Hilfe gegen Gewalt gibt.”
Beim Männernotruf finden potenzielle Gewalttäter ein offenes Ohr. “Wir sind Ventil für Aggression, Frust und Verzweiflung, geben Männern rund um die Uhr die Möglichkeit, über ihre Krisen zu reden und sich Rat und Hilfe zu holen, damit es nicht zu einer Entladung in Form von Gewalt kommt”, erläutert der Leiter des Männernotrufes, Eduard Hamedl. Er weiß: “Ein vertrauensvolles Gespräch ist oft der erste Schritt zur Veränderung.”
Auch Wien setzte auf Hilfe per Kassabon
Im August 2021 zieht nun auch die Stadt Wien nach – und bewirbt in Zusammenarbeit mit der Spar-Kette Gewaltachutz-Nummern. Die Supermärkte sind stark frequentierte Orte in unserer Gesellschaft, erklärt Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). Bei Spar erhalten Kund:innen mit dem Kassenzettel ab sofort auch einen Nachkassenbon mit einer Telefonnummer und Webadresse (auch als QR-Code). Das Ziel: Frauen sollen in einer Notsituation schnell und unbürokratisch Hilfe bekommen – und zwar rund um die Uhr. Je öfter auf die Notrufnummern hingewiesen werde, desto besser, betont Gaal.
Recht auf Gewaltschutz
In der Steiermark ist die Informations-Offensive schon das dritte Mal, dass man in Zusammenarbeit mit Spar Steiermark auf Gewaltschutz aufmerksam macht. Eine ähnliche Aktion gab es in Kooperation mit niedergelassenen Ärzt:innen. Zusätzlich gab es eine Kampagne, bei der Straßenbahnen mit Gesichtern von Betroffenen bedruckt für Aufmerksamkeit in Graz sorgten.
Kampus erklärt, dass die Steiermark auch sonst Vorreiterin in Sachen Gewaltschutz ist. Dank des steirischen Gewaltschutzeinrichtungsgesetzes haben Frauen und Kinder ein Recht zum Aufenthalt in einem Frauenhaus. Dieser Rechtsanspruch ist einzigartig in Österreich. Das Land arbeitet an einem Ausbau der Plätze in allen Regionen.
Gewalt gegen Frauen nimmt zu
Die Pandemie hat die Situation bei vielen Paaren verschärft. Die Anzahl der Betretungsverbote der gemeinsamen Wohnung stieg von rund 8.250 im Vorkrisenjahr auf 11.650 im Jahr 2020. Die Steiermark lag mit 1182 Betretungs- und Annäherungsverboten bundesweit auf Platz vier hinter Wien (3398), Niederösterreich (2280) und Oberösterreich (2041).
Häusliche Gewalt ist kein privates Problem. Holen Sie sich Hilfe!
Polizei: 133 oder 112
SMS Polizei: 0800 | 133 133 (auch Notruf für Gehörlose)
Frauenhelpline: 0800 | 222 555
Frauenhäuser: Hier geht es direkt zu den Frauenhäusern.
Folgende Hilfseinrichtungen helfen Ihnen oder Ihren Angehörigen persönlich weiter:
Frauenhelpline. Die Beratungs- und Hilfsangebote der Frauenhelpline sind kostenlos und wir sind rund um die Uhr erreichbar. Die Beraterinnen sind zur absoluten Vertraulichkeit verpflichtet. Auf Wunsch können Sie auch anonym bleiben.
Wenn Sie gerade akut von Gewalt betroffen sind, rufen Sie die Polizei!
Frauenhäuser. Wenn Sie zu Hause nicht mehr sicher sind, haben Sie auch die Möglichkeit, vorrübergehend in einem Frauenhaus Schutz zu suchen. Hier erfahren Sie mehr.
Beratungsstellen bei sexueller Gewalt. Neun BAFÖ Frauenberatungsstellen unterstützen bei sexueller Gewalt in Österreich, die hier aufgelistet sind: Hier erfahren Sie mehr.
Unterstützung in Gebärdensprache. Hier finden Sie Informationen in Gebärdensprache zu den Themen Häusliche Gewalt und Stalking sowie ein Video zu den Hilfseinrichtungen für Frauen.
Regionale Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Sie können sich auch an regionale Frauen- und Mädchenberatungsstellen in allen Bundesländern wenden. Hier kommen Sie zu den Kontaktdaten: Netzwerk Frauenberatung.
Männerberatungsstellen: Wenn Sie als Mann von Gewalt betroffen sind oder selber zu Gewalt neigen, wenden Sie sich bitte an das Männertelefon bei Gewalt in der Familie: 0720- 70 44 00 (Montag-Freitag von 10:00-18:00) oder per Mail an: beratung@maennerinfo.at. Hier erfahren Sie mehr.