In der Wiener Innenstadt haben sich heute Hunderte Schülerinnen und Schüler versammelt, um gegen die neuen Maturaregeln zu protestieren. Diese sehen eine verpflichtende mündliche Prüfung vor – trotz Pandemie. Aufgerufen zum “Matura-Streik” hat die Aktion Kritischer Schüler:innen (AKS). Sie fordern eine “faire Matura”, die auf die erschwerte Lage der Jungen während Corona Rücksicht nimmt.
“Wir sind laut! Wir sind hier! Faire Matura wollen wir!” So schallte es heute, Mittwoch Vormittag, über den Stephansplatz in Wien. Hunderte Schülerinnen und Schüler sind dem Protestaufruf der Aktion Kritischer Schüler:innen gefolgt.
Die Klassen kommen mit dem Stoff nicht hinterher. Was sich nicht ausgeht, müssen sich Schüler:innen allein zu Hause selbst erarbeiten. Es ist zu viel und „Chaos pur“, kritisiert Maria Marichici von der AKS. Die SPÖ-nahe Organisation fordert eine Durchschnittsmatura“: Die Fächernoten der letzten Jahre sollen bei der Berechnung der Matura-Noten mitberücksichtigt werden. Da die Lernsituation in den letzten zwei Jahren erschwert war, soll nun nicht gerade bei der Matura der Druck erhöht werden.
“Es war schon vor der Pandemie immer schwierig, Stoff-Vorgaben durchzubekommen”, sagt Marichici. “Jetzt ist es aber besonders krass und angespannt. Unser Jahrgang war eineinhalb Jahre im Schichtbetrieb oder Distance Learning – wir müssen ohnehin massig Stoff nachholen. Man kommt einfach nicht hinterher. Trotzdem müssen wir wieder verpflichtend mündlich maturieren. In den letzten zwei Jahren war das freiwillig. Wir sind aber der Jahrgang, der am meisten verpasst hat. Es gibt ein großes Defizit.”
Bilderstrecke: Eindrücke vom Schülerstreik in Wien
“Der Bildungsminister ist der Ansicht, man müsse „endlich zur Normalität“ zurück. Das heißt für ihn aber nur, Prüfungen abzuhalten wie früher. Sonst nichts. Es gibt keine Normalität”, kritisiert Maria Marichici. “Wir sind noch immer mitten in einer Pandemie, mit allem, was dazugehört. Aber wenn es um Leistungsdruck geht, sollen plötzlich die „alten“ Verhältnisse schleunigst wieder her.”
Alte Fächernoten sollen in Maturanoten einfließen
Die Schülerinnen und Schüler fordern, dass die mündliche Matura freiwillig ist – ebenso die Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeit und Diplomarbeit. Zudem sollen die Fächernoten der letzten Jahre in die Berechnung der Maturanoten mit einfließen. Es soll nicht nur die Momentaufnahme Niederschlag finden, heißt es.
Unterstützung erhalten die Schülerinnen und Schüler aus den Reihen der SPÖ. Die Oppositionspartei will in der nächsten Nationalratssitzung einen Antrag einbringen, der bei der mündlichen Matura Freiwilligkeit vorsieht.