Coronavirus

Tiroler Schi-Privatklinik bekommt Impstoffe, Landeskrankenhäuser mit Corona-Stationen müssen warten

Öffentliche Spitäler klagen in Tirol über Engpässe bei den Impfstoffen. Doch die Privatklinik Medalp hat schon die Hälfte ihrer Mitarbeiter geimpft. Die Klinik des Vizepräsidenten der Tiroler Adlerrunde behandelt vor allem Schi-Unfälle, aber keine Coronapatienten. 

In Tirol ist Schifahren eine Macht. Aber noch mächtiger sind die, die viel Geld damit verdienen: Seilbahn-Lobby und Hoteliers haben in Tirols Corona-Politik einiges mitzureden, wie die Öffnung der Schilifte an Weihnachten zeigte. Doch es geht nicht nur um offene Schilifte, sondern auch um die Verteilung von Impfungen. Während Tirols Spitäler unter Lieferengpässen leiden, hat eine Privatklinik für Schi-Unfälle reicher Touristen und plastisch-ästhetischer Chirurgie bereits 110 ihrer Mitarbeiter geimpft. Corona-Fälle werden dort keine betreut.

Der Betreiber der Medalp-Klinik ist Alois Schranz. Schranz ist ein persönlicher Freund von ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter und sitzt auf Wunsch von Platter auch im Corona-Krisenstab von Tirol. Schranz hat dem Standard bestätigt, dass die Hälfte der Mitarbeiter in seiner Privatklinik bereits geimpft sind. Zum Vergleich: In den Landeskliniken Tirols sind erst 15 Prozent der Mitarbeiter geimpft worden, der Impfstoff ist Mangelware.

Schranz ist Mitglied der Tiroler Adlerrunde

Dass Schranz durch die Nähe zum Landeshauptmann Vorteile bei der Versorgung mit Impfdosen gehabt hätte, streitet er ab. Man hätte einfach mitgeteilt, wie viel Impfdosen man benötigt, und die Landessanitätsdirektion habe geliefert. „Dass private Einrichtungen ohne Covid-Patienten Impfdosen erhalten haben, während der Impfstoff für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Tiroler Kliniken bereits ab nächster Woche wieder knapp wird, ist inakzeptabel und verantwortungslos“, kritisiert Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer in einer Aussendung.

Schranz ist Vizepräsident der Tiroler Adlerrunde, einem Zusammenschluss von Tirols Reichsten, die der ÖVP viel Geld spenden. Dass ausgerechnet die Adlerrunde hier wieder mitmischt, ist für Dornauer bezeichnend. „Warum gerade in der Schranz-Klinik Impfungen erhältlich sind, während es überall anders offenkundige Engpässe gibt“ will Dornauer klären. Und besonders, welche Rolle Landeshauptmann Platter und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg dabei spielen.

Es ist nicht das erste Mal seit Ausbruch der Corona-Krise, dass Schranz‘ Name auffällt. Etwa, als es um einen Riesenauftrag für seine Medalp-Group ging. Im April bekam seine Klinik einen „Covid-19-Leistungsvertrag“: Das Privatspital bekam öffentliche Gelder, um Covid-Patienten zu versorgen, falls die Intensivstationen der Krankenhäuser überlastet sind. Wie viel die Medalp für diese Bereitschaft erhalten hat, bleibt unklar. Leistung hat es jedenfalls keine dafür gegeben, weil die Intensivstationen ausreichten.

Medalp auch in Handel mit minderqualitativen Schutzmasken verwickelt

Die Privatklinik Medalp war auch in den Skandal um den Verkauf nicht zugelassener Schutzmasken minderer Qualität an Gesundheitspersonal involviert. Die Staatsanwaltschaft prüft den Fall und die Frage, welche Rolle dabei das Land Tirol spielte. Wie die Recherche-Plattform Dossier.at berichtet, konnte weder die Klinik von Schranz noch das Land Tirol für die Schutzmasken ordnungsgemäße Zertifikate vorlegen, die das In-Verkehr-Bringen der Masken erlaubt hätten.

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