Kaum etwas macht so einen Unterschied im Aufbau von Vermögen wie die Frage, ob man erbt oder nicht. In Deutschland hat der Staatsminister im Bundeskanzleramt Carsten Schneider daher einen originellen Vorschlag gemacht: Jeder und jede junge Deutsche soll zum 18. Geburtstag vom Staat zumindest 20.000 Euro erben – finanziert aus einer höheren Erbschaftssteuer für Superreiche.
Jeder bekommt zum 18. Geburtstag 20.000 Euro Startkapital vom Staat? In Deutschland hat kürzlich eine Diskussion über ein Grunderbe begonnen. Angestoßen vom Regierungsmitglied Carsten Schneider (46) – Sozialdemokrat aus Erfurt und Ostbeauftragter der Bundesregierung. Unterstützung erhält Schneider für den Vorschlag von der Linkspartei, aber auch mehr als die Hälfte der unter 29-Jährigen ist dafür. Die älteren Deutschen sind hingegen skeptisch, wie eine aktuelle MDR-Umfrage zeigt. Auch die FDP zeigt sich ablehnend.
Aber was steckt hinter der Idee für ein Grunderbe? „Die Sache ist ganz einfach“, sagt Schneider zu Zeit Campus, „Ich will, dass alle die gleiche Chance bekommen.“ Egal, ob es darum geht, ein Jahr im Ausland zu verbringen, sich selbstständig zu machen oder die Ausbildung zu machen, die man wirklich machen will. Er selbst hätte als junger Mann im Osten viel für so einen Scheck gegeben, der einem bei den ersten Schritten ins Berufsleben hilft.
Grunderbe würde die Vermögensungleichheit reduzieren
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im vergangenen Jahr berechnet, dass ein staatliches Grunderbe in Höhe von 20.000 Euro für alle 18-Jährigen die Vermögensungleichheit in Deutschland deutlich reduzieren würde. Denn mehr als die Hälfte aller privaten Vermögen in Deutschland ist nicht mit den eigenen Händen erarbeitet, sondern durch Erbe oder Schenkung erlangt. „Reiche sind für mich nicht die Leistungsträger der Gesellschaft. Leistungsträger sind die, die sich selbst hocharbeiten. Und beim Hocharbeiten will ich helfen“, sagt Schneider zu Zeit Campus. Während fast die Hälfte der Deutschen kein Vermögen erben, vereinnahmen die reichsten 10 Prozent über zwei Drittel des gesamten Vermögens auf sich. In Österreich ist die Kluft sogar noch größer.
„Wenn wir wirklich in absehbarer Zeit ‘Wohlstand für alle’ schaffen wollen, dann sollten wir die hohe Vermögensungleichheit in Deutschland durch Umverteilung reduzieren: indem die besitzlose Hälfte ein Grunderbe zum Vermögensaufbau erhält, das über Steuern auf hohe Vermögen finanziert wird“, ist Stefan Bach vom DIW überzeugt.
15 Milliarden Euro bräuchte der deutsche Staat im Jahr, um jedem und jeder 18-Jährigen 20.000 Euro zu vererben, wie das DIW berechnet hat. Durch die Finanzierung über eine angepasste Erbschaftssteuer könnte der sogenannte Gini-Koeffizient, der als Maß für Ungleichheit fungiert, um bis zu sieben Prozent sinken.
Piketty: Zum 25. Geburtstag 120.000 Euro Grundkapital
Eine ähnliche Idee findet sich bei dem Vermögensforscher Thomas Piketty. Der schlug in seinem letzten Buch „Kapital und Ideologie“ vor, mit den Einnahmen aus Vermögensteuern jedem Bürger ein bedingungsloses Grundkapital zu finanzieren. Vermögen wäre dann keine Frage von Geburtsglück mehr, sondern fairer in der Gesellschaft verteilt – als Startkapital zum 25. Geburtstag. Piketty setzt das Grunderbe allerdings deutlich höher an als im deutschen Vorschlag, nämlich bei 60 Prozent des Durchschnitts-Vermögens. Für Österreich wären das 120.000 Euro .
„Durch diese 120.000 Euro werden jungen Menschen viele Möglichkeiten eröffnet. Sie könnten ein Unternehmen gründen, ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Dadurch müssen sie nicht mehr Jobs mit miserablen Arbeitsbedingungen annehmen. Das ist auch der Grund, warum die Reichsten der Bevölkerung dem kritisch gegenüberstehen”, erläutert Piketty seinen Vorschlag gegenüber Kontrast.
Einer, der weiß, welchen Unterschied große Erbschaften machen, ist Antonis Schwarz. Er ist nicht nur Erbe eines Pharma-Vermögens, sondern gehört auch zu jenen jungen Millionären, die für eine stärkere Besteuerung besonders Vermögender eintreten. Im Gespräch mit Kontrast vertrat Schwarz im Dezember eine ähnliche Idee wie Schneider. Durch höhere Steuern auf Vermögen ab 100 Millionen könnte ein Staatsfonds gefüllt werden, der allen Bürger:innen ab 18 Jahren eine bestimmte Summe auszahlt.
„Ich glaube nicht, dass die Kinder von Millionären nur kluge Dinge mit ihrem Geld machen“
Diskutiert wird in Deutschland auch darüber, ob das Erbe an Regeln gebunden sein soll, wie junge Menschen das Geld ausgeben müssen. Das DIW würde das Geld gerne an eine Pflicht zur Ausbildungsfinanzierung, zum Erwerb von Wohneigentum, zu Unternehmensgründungen oder zur Altersvorsorge koppeln. „Damit würde man vermeiden“, sagt Bach gegenüber Zeit Campus, „dass die 18-Jährigen das Geld verjuxen, etwa für Backpacking in Südamerika oder Südostasien.“ Staatsminister Schneider will dagegen auf Vertrauen setzen: Entweder man vertraut den jungen Leuten das Geld an, auch wenn sie es im Urlaub verjuxen – oder man lasst es. Das sieht auch der französische Ökonom Piketty so: „Ich glaube nicht, dass die Kinder von Millionären nur kluge Dinge mit ihrem Geld machen. Wohl eher das Gegenteil. Wir müssen akzeptieren, dass die jungen Menschen mit ihrem Grundkapital machen können, was sie wollen.“
Genial. 20`000 Euro für die 18-Jährigen. Damit kann man eine Menge Sekundenkleber kaufen.
Ein solches Vorgehen zerreisst den Mittelstand. Als superreich gilt bereits, wer ein Häuschen mit Garten besitzt. Diese Kluft wird auch durch solche Maßnahmen immer größer.
wir sind um nix besser aber wir schwaffeln halt unser Politiker sind Nieten so schauts aus