SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek haben anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentages am 8. März ein Arbeitsmarktpaket für Frauen in Österreich gefordert. Kern davon ist die 30-Stunden-Woche für Eltern, mehr Lohntransparenz nach dem isländischem Vorbild, um Lohnunterschiede zwischen Frau und Mann auszumerzen und ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr.
Jede zweite Frau arbeitet in Österreich Teilzeit und Teilzeitarbeit nimmer weiter zu. Denn viele Frauen arbeiten Teilzeit, um ihre Kinder betreuen zu können. Da viele Frauen gerne mehr arbeiten wollen, Männer dagegen oft gerne mehr Zeit mit ihren Kindern hätten, schlägt die SPÖ jetzt die 30-Stunden-Woche für beide Eltern vor.
„Das würde Familienarbeit zwischen Männern und Frauen besser aufteilen. Denn unbezahlte Arbeit ist in Österreich immer noch sehr ungerecht aufgeteilt“, sagt SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner.
Konkret sollen beide Elternteile ihre Arbeitszeit angleichen, geplant ist ein Rechtsanspruch auf 30 Stunden für maximal 24 Monate bei Kinderbetreuung und Pflege. Für 80 Prozent einer Vollzeitstelle, bekommen beide Eltern jeweils 90 Prozent des Vollzeit-Gehalts. Die Hälfte des Dienstentgangs schießt der Staat zu. So soll es beiden Elternteilen möglich sein, “genug Zeit für die Kinder, den Einkauf und den Staubsauger zu haben“, führt SPÖ-Frauenvorsitzende Heinsich-Hosek aus. Laut SPÖ-Berechnungen könnte das 95 Mio. Euro pro Jahr kosten, sollten 10.000 diese Maßnahme in Anspruch nehmen.
Kein Lohnunterschied durch Island-Modell
Ganz grundsätzlich soll es in Ösetrreich verboten sein, Frauen schlechter zu bezahlen als Männer. Island zeigt wie das geht: Dort ist es Unternehmen verboten, Frauen und Männer mit vergleichbaren Jobs ungleich zu bezahlen. Mit Erfolg: Der Gender Pay Gap macht in Island gerade mal 5 Prozent aus, also vier mal weniger als in Österreich.
Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeitern müssen in Island nachweisen, dass ihre Angestellten gleich viel für gleichwertige Arbeit verdienen. „Es ist nicht eine Holschuld der Frauen nachzuweisen, dass sie weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Es ist eine Bringschuld der Unternehmen zu beweisen, dass sie gerechte Löhne zahlen. Können sie das nicht, soll es auch Strafen geben.“
In Island wurde intensiv darüber nachgedacht und besprochen, welche Tätigkeiten von Frauen und Männern vergleichbar sind. Wer gleichwertige Arbeit macht und dennoch weniger bezahlt bekommt und so weiter.
“Viele Unternehmen kommen dann erst drauf, dass sie Frauen und Männer ungleich bezahlen – die machen das ja auch oft nicht bewusst”, sagt etwa die Ökonomin Katharina Mader.
Rechtsanspruch auf Aufstocken auf Vollzeit
Bereits jetzt gilt: Wird in einem Unternehmen eine Vollzeitstelle ausgeschrieben, muss diese auch den Teilzeit-Beschäftigten offenstehen. Sie SPÖ will einen Schritt weitergehen und einen Rechtsanspruch einführen. Ist eine Teilzeit-Kraft qualifiziert und will auf Vollzeit aufstocken, so soll sie den Vorzug bekommen. Das würde Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern.
Qualitative Kinderbetreuungs-Garantie von 1 bis 18
Während der Anteil der Mütter, die berufstätig sind, seit Jahren steigt, ging der Anteil der Vollzeit arbeitenden Mütter zurück. Mehr als die Hälfte der Frauen, deren jüngstes Kind zwei oder drei Jahre alt ist, arbeitet Teilzeit. Um mehr Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, fordert die SPÖ einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze in ganz Österreich – Wien gilt als Vorbild. Nicht nur eine Kindergartenplatz-Garantie ab dem ersten Lebensjahr ist dafür notwendig, sondern auch der Ausbau von verschränkten Ganztagsschulen.
„Die Eltern müssen ihre Kinder gut versorgt wissen“, betont Rendi-Wagner in Bezug auf die Qualität der Betreuungsstellen. „Wir müssen ein hohes Niveau sicherstellen, damit alle Mütter und alle Väter ein gutes Gefühl dabei haben, ihre Kinder ganztägig unterzubringen.“
Für den Kampf gegen Gewalt an Frauen
Rendi-Wagner betont, dass der Lohnunterschied auch eine Rolle im Kampf gegen Gewalt an Frauen spielt: „Viele Frauen müssen aus finanzieller Not bei ihrem Partner bleiben, weil sie alleine nicht für sich und die Kinder sorgen könnten. Ein gut bezahlter Job ermöglicht Frauen wichtige Unabhängigkeit.“
Nach nur neun Wochen des Jahres 2020 wurden in Österreich sechs Frauen von ihren Ehemännern, Ex-Partnern und engen Bekannten umgebracht. Heinisch-Hosek forderte im Vorfeld der Jänner-Nationalratssitzung vier Millionen Euro für Gewaltschutz; diese sollen den Fortbestand von Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungseinrichtungen garantieren, um Frauen und Kinder zu schützen.