Die Metaller:innen läuten mit den Lohnverhandlungen in ihrer Branche die Herbstlohnrunde 2021 ein. Wir haben mit Rainer Wimmer, Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE) und Chefverhandler für die Arbeitnehmer:innen, über die Lage der Wirtschaft, die Wünsche der Industrie und die Forderungen für die Metaller:innen gesprochen.
Kontrast.at: Im Vorjahr war die Gewerkschaft bei den KV-Verhandlungen angesichts des Corona-Ausnahmezustands extrem entgegenkommend und hat sich mit der Inflationsrate begnügt. Wie wird das jetzt 2021 sein?
Rainer Wimmer: Anders! Vergangenes Jahr wusste niemand, wie sich die Pandemie auf die Branche auswirken wird. Heute wissen wir, dass es trotz der Corona-Situation sehr solide Ergebnisse gegeben hat. Aktuell brummt der Wirtschaftsmotor, alle Parameter zeigen nach oben und wir haben in der Industrie Hochkonjunktur – vor allem in der Metallindustrie, der wichtigsten Industriebranche in Österreich.
Sogar die Industriellenvereinigung hat am 20. Juli bei einer Pressekonferenz die Pandemie aus ökonomischer Sicht für beendet erklärt.
Kontrast.at: Wie lautet die gewerkschaftliche Hauptforderung in den Lohnverhandlungen konkret?
Rainer Wimmer: Wir fordern 4,5% mehr Lohn bzw. Gehalt für die rund 190.000 Beschäftigten in der österreichischen Metallindustrie.
“Geht es nach der Industrie, ist nie der richtige Zeitpunkt für Lohnerhöhungen”
Kontrast.at: Ist überhaupt genug Geld für kräftige Lohnerhöhungen für Metaller da?
Rainer Wimmer: Ja. Wir sehen das beispielsweise bei den Gewinnausschüttungen: Nach dem etwas verhaltenen Jahr 2020 wird heuer wieder kräftig zugelangt, die Dividenden bewegen sich in rekordverdächtigen Höhen. Diese Gewinne werden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erwirtschaftet, die Tag und Nacht arbeiten. Aktuell stehen Überstunden, Sonderschichten und Feiertagsarbeit an der Tagesordnung.
Jetzt ist es an der Zeit, auch die Menschen am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen, und daher kämpfen wir heuer für eine außergewöhnliche Reallohnerhöhung.
Kontrast.at: Die Industrie wünscht sich – wie immer – Lohnzurückhaltung. Sie argumentiert mit gestiegenen Transportkosten und Materialengpässen. Hat die Gewerkschaft dafür Verständnis?
Rainer Wimmer: Nein, denn irgendetwas ist immer. Einmal sind es die Russland-Sanktionen, dann der Ölpreis, dann der schwankende Dollar-Kurs und aktuell eben – eigentlich ein Luxusproblem – leichte Überhitzungserscheinungen in einem beispiellosen Industrieboom.
Wenn es nach der Industrie geht, ist nie der richtige Zeitpunkt für Lohnerhöhungen. Aber genau deswegen gibt es ja Gewerkschaften, damit es nicht nur nach den Wünschen der Industrie geht.
Abwanderungen passieren rein aus Profitmaximierung auf Kosten heimischer Beschäftigte
Kontrast.at: Im letzten Jahr sind einige Firmen nach Polen oder Serbien abgewandert – etwa MAN oder ATB, auch Remus plant eine Verlagerung. Sind die Löhne zu hoch in Österreich, wie manche Arbeitgeber sagen?
Rainer Wimmer: Alle drei genannten Betriebe waren bzw. sind regional gut verankerte Leitbetriebe, haben solide gewirtschaftet und Gewinne abgeworfen. Der einzige Grund für die Abwanderung in Billiglohnländer war Profitmaximierung auf Kosten heimischer Arbeitsplätze und die Diskussion über angeblich zu hohe Löhne soll von dieser Tatsache ablenken. Aber zu einem hoch entwickelten und starken Industriestandort mit hochqualifizierten Beschäftigten gehören nun einmal auch gute Arbeitsplätze mit einer guten Entlohnung.
Außerdem: Die aktuelle WIFO-Prognose geht für heuer von einer um 3,3% steigenden Stundenproduktivität und um 6,3% sinkenden Lohnstückkosten in der Warenherstellung aus. Der Industriestandort Österreich war, ist und bleibt wettbewerbsfähig.
Kontrast.at: Geht es bei den Verhandlungen nur ums Geld oder auch um rechtliche oder soziale Verbesserungen?
Rainer Wimmer: Es geht auch immer um Verbesserungen im Rahmenrecht – ein Schwerpunkt ist hier beispielsweise der fairere Umgang mit überlassenen Arbeitskräften, wir wollen, dass die sogenannten „Beschäftigerbetriebe“ hier mehr Verantwortung übernehmen.
Auch Arbeitszeit ist ein Thema, konkret die Forderung nach der Freizeitoption und der leichteren Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche.
Viele Themen sind allerdings letzten Endes finanziell zu bewerten, dazu zwei Beispiele: Dem oft beklagten Fachkräfte- und Lehrlingsmangel wollen wir mit der Forderung nach einer Erhöhung des Lehrlingseinkommens auf 1.000 Euro im 1. Lehrjahr begegnen. Gerade für uns Arbeiterinnen und Arbeiter ist die Wertigkeit der Schichtarbeit ein brennendes Thema – Arbeiten zu unattraktiven Zeiten, wie in der Nacht, müssen besser entlohnt werden, hier fordern wir eine Verdreifachung der Schichtzulage am Nachmittag und eine Verdoppelung der Schichtzulage in der Nacht.
Da hilft nur ein KAMPF! Ein KAMPF auf der Straße, dass verstehen diese Herren der Witschaft sehr GUT!
Wer kämpft KANN verlieren, wer NICHT kämpft hat schon verloren!!
Und so schaut es bei unserer Gewerkschat aus!! Es wird NICHT gekämpft!!