Sommerzeit ist Praktikumszeit. Tausende SchülerInnen und Studierende in Österreich müssen im Rahmen ihrer Ausbildung ein Praktikum absolvieren. Manche ArbeitgeberInnen nützen das aus. Das Gehalt ist oft schlecht, der Vertrag unfair.
Mit dem Begriff Praktikum verbinden wir unterschiedliches. Es ist für junge Menschen einerseits die Möglichkeit, berufliche Erfahrungen in einem Unternehmen zu sammeln. Andererseits nutzen Unternehmen Praktika auch, um die Jungen auszubeuten. Bei der Gewerkschaft GPA landen immer wieder Berichte über unzumutbare Praktika in der Mailbox. Wie die folgenden. Die Namen wurden vom Autor geändert.
Obstkorb und Wuzzler im Praktikum ersetzen kein Gehalt
Ein Beispiel für die Ausbeutung junger Menschen ist Stefanie. Sie studiert Marketing und muss in diesem Bereich für ihren Abschluss ein entsprechendes Praktikum vorweisen. Sie stößt auf die Anzeige einer Werbeagentur “in guter Lage” in Wien. Geworben wird mit einem Wuzzler, frischen Obst – und einem „open-mindend“ und wertschätzendes Betriebsklima. Das Gehalt ist allerdings wenig wertschätzend: 200 Euro pro Monat soll es geben mit der Möglichkeit nach Absolvierung des Praktikums „vielleicht“ übernommen zu werden. Nach Absolvierung meldet sie sich bei der Gewerkschaft. Diese interveniert und auf wundersame Weise werden der Studentin am nächsten Tag mehr als 1.000 Euro Nachzahlung überwiesen. Das Beispiel von Stefanie ist exemplarisch für den Versuch von Unternehmen, besonders in den Sommermonaten billig an Arbeitskräfte zu kommen.
Falsche Volontariate: IT-Unternehmen will Arbeitsleistung, aber nichts zahlen
Volontariate sind eigentlich die Möglichkeit für junge Menschen bei Unternehmen zu schnuppern um Tätigkeiten, Beruf und Unternehmen kennenzulernen. Anders als bei Praktika besteht keine Verpflichtung zur Arbeitsleistung und auch keine Mindestanwesenheit im Betrieb. Volontariate sollen von kurzer Dauer sein, vielleicht ein bis zwei Wochen – es geht also wirklich nur um das “Schnuppern”.
Umso bemerkenswerter war es, als sich Mohammed bei der GPA meldete. Er ist angehender IT-Entwickler und fürs Studium nach Wien gekommen. Er muss im Rahmen seines Studiums ein Pflichtpraktikum absolvieren. Nach langer Suche hat er eine Praktikumsstelle in einem IT-Unternehmen gefunden. Dort sei ihm erklärt worden, dass die ersten 4 Monate für PraktikantInnen in Österreich prinzipiell immer unbezahlt wären. Für die letzten zwei Monate würde er 300 Euro bekommen. Das stellt einen klaren Bruch der kollektivvertraglichen Bestimmungen im IT-Bereich dar. Eine entsprechende Nachzahlung erhielt Mohammed erst durch eine gewerkschaftliche Intervention.
Fürs Pflicht-Praktikum in Österreich muss es verbindliche Gehalts-Regeln geben
In vielen Kollektivverträgen wurden bereits Entlohnungsschemata für Pflichtpraktika eingeführt, z.B. im Handel und in der Industrie. Aber es gibt noch Lücken, zum Beispiel im Bereich Werbung, Marktkommunikation und Soziales. Verbindliche Regeln sind hier noch ausständig. Sinnvoll wären Regelungen für alle PraktikantInnen, damit sie fair entlohnt werden sowie ein Schutz für Unternehmen, die sich gegenüber ihren Nachwuchskräften fair verhalten.
Hierbei muss betont werden: Die Mehrheit der Unternehmen behandelt ihre PraktikantInnen fair, doch es gibt „schwarze Schafe“, die die Jungen ausbeuten und sich dadurch bereichern. Wichtig ist zudem, dass sich bereits BerufseinsteigerInnen gewerkschaftlich organisieren, um ihren Anliegen und Wünschen entsprechend Gehör zu verschaffen.
Besonders in Institutionen wie Schulen (z.B. HAK/HASCH, FHs), welche von ihren Studierenden und SchülerInnen Pflichtpraktika zum Abschluss der Ausbildung verlangen, müssen Betroffene stärker über ihre Rechte aufgeklärt werden. Gewerkschaft und Arbeiterkammer bieten Rechtsberatung für Betroffene an.
Und wo bleibt der ÖGB? Es wird nicht gekämpft auf der Straße! Sie hat sich schon verabschiedet und macht nur bla bla