Österreich ist das Land der Wälder, der Seen und der schneebedeckten Berge. Der Klimawandel bedroht aber all das. Laut Meteorologe Andreas Jäger ist die Trockenheit die größte Gefahr für unser Land. Sie trifft die Menschen, die Landwirtschaft und die Industrie. Noch jedoch können wir gegensteuern, sagt Jäger. “Wir müssten nichts neu erfinden, wir müssen nur alles, was da ist, nützen.” Es gibt Lösungen, die sind einfach und kostenlos – wie Tempo 100 auf der Autobahn – andere brauchen nur ein bisschen Kreativität, zum Beispiel Photovoltaik in der Landwirtschaft. Warum es so einfach wäre und trotzdem schwierig gemacht wird, erklärt Andreas Jäger im Interview.
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Was Österreich beim Klimawandel zum Verhängnis werden kann, ist die Trockenheit
Kontrast: Herr Jäger, die Klimakrise bedeutet für Österreich mehr extreme Wetterereignisse. Warum ist das so? Und was heißt das zum Beispiel für den nächsten Sommer?
Andreas Jäger: Wir erleben jetzt einen Winter, der besonders schneearm ist. In den Westalpen ist besonders wenig Schnee. Das heißt auch, wir werden wohl einen sehr trockenen Sommer haben. Der Klimawandel, der schon passiert ist, bedeutet einen Anstieg der Schneefallgrenze in den Alpen. Damit gibt es auch weniger Wasserreserve, die schmelzen kann. Die Alpen sind ein wichtiger Wasserturm für ganz Europa. Die Donau ohne Alpen ist nicht denkbar, ohne das Schmelzwasser aus den Alpen. Das wird uns abgehen. Also ich befürchte diesen Sommer eher Trockenheit.
Das Verblüffende beim Klimawandel ist: Einerseits ist die Gefahr für Dürren massiv gestiegen, aber gleichzeitig auch die Gefahr von Überschwemmungen. Warum? Wärmere Luft kann mehr Wasser aufnehmen. Und wenn ich mehr Wasser in der Luft habe, kann es – wenn die Umstände gegeben sind – viel mehr regnen. Das ist, was wir in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren messbar sehen.
Sie haben Dürren und Wasserknappheit angesprochen. Wird das in absehbarer Zeit auch Folgen für die Trinkwasser-Versorgung in Österreich haben?
Jäger: Österreich ist trotz all dem ein sehr wasserreiches Land. Aber ja, wir werden umdenken müssen. Bis jetzt zu diesem Klimawandel waren wir es gewohnt, dass uns Kälte limitiert hat. Probleme gab es immer dann, wenn es zu kalt war. Warmes Wetter war bisher immer gut, denn Wasser war immer genug da. Doch wir kommen jetzt in ein Klima, in dem Kälte nicht mehr der große Faktor ist, sondern im Gegenteil, wo es im Sommer fast zu heiß ist und Wasser der limitierende Faktor ist. Man braucht sich nur das Weinviertel anschauen, dort spürt man das sehr genau.
Also: Trinkwasser haben wir sicher genug. Doch das Nutzwasser wird zum Problem. Auch die Industrie braucht enorme Mengen Wasser – wir reden ja oft nur über die Landwirtschaft und die Felder, die unter der Trockenheit leiden. Es kann durchaus sein, dass wir in manchen Gegenden, zum Beispiel in Teilen Niederösterreichs, einen Transfer von Wasser organisieren werden müssen. Wir werden anders mit Wasser arbeiten müssen, mehr sparen müssen.
Fichten gehen zugrunde: Wir müssen unsere Wälder umgestalten, damit sie dem Klimawandel standhalten
Klimakrise bedeutet auch Extremwetter, bei uns sind das Muren, Hochwasser und dergleichen. Solche Wetterereignisse zerstören Wohngebiete und Regionen nachhaltig. Schäden in Millionenhöhen entstehen. Muss man damit rechnen, dass bestimmte Gebiete in Österreich irgendwann unbewohnbar sind?
Jäger: Wir haben sicher in den letzten Jahrzehnten zu leichtfertig Baugenehmigungen für Gebiete vergeben, wo man schon vom Gefahren-Kataster her wusste, dass es da und dort zu einem Muren-Abgang oder einem Hochwasser kommen kann. Absiedelungen muss es deshalb nicht zwangsläufig geben, aber die Investitionskosten werden gewiss steigen. Also die Kosten für Muren-Verbauungen, Lawinen-Verbauungen. Das steht uns auf jeden Fall bevor und wird Teil unserer Anpassung an den Klimawandel sein müssen. Denn der Klimawandel verschwindet nicht mehr. Der wird entweder viel schlimmer, je nachdem, wie wir uns verhalten. Oder nur ein bisschen schlimmer. Aber das, was wir jetzt haben, bleibt – und daran müssen wir uns anpassen.
Das heißt, man muss auch die Stadtplanung anders gestalten?
Jäger: Absolut, ja. In Wien beispielsweise ist man sich bewusst, dass man für Stadtbäume, die man anpflanzt, viel mehr Erde braucht, weil es rundherum so dichte Verbauung gibt. Wir werden am Konzept der Schwammstadt arbeiten müssen. Bisher hat man Wasser als Problem gesehen, das man wegbewegen musste. Künftig aber werden wir vermehrt Wasser zurückhalten, also speichern, müssen, damit wir es haben, wenn wir es brauchen. Da werden wir in den Städten, aber auch am Land, massiv umdenken müssen. Trockenheit ist meines Erachtens nach die größte Gefahr im Moment.
Österreich ist ein sehr waldreiches Land, mit vielen Fichten. Doch Fichten halten Trockenheit nicht gut aus. Das heißt, wir müssen die Wälder umbauen und Bäume anpflanzen, die da resistenter sind, wie die Douglasie zum Beispiel. Das ist gerade in vollem Gange, denn sonst gehen uns die feuchten Wälder durch den Klimawandel kaputt, die würden sonst eingehen.
“Wir können den Klimawandel nicht mehr aufhalten, aber wir sollten ihn nicht durch dummes Verhalten verstärken”
Was müsste man auf nationaler Ebene sofort umsetzen, um dieser Klimakrise einen Riegel vorzuschieben?
Jäger: Da wäre zunächst etwas sehr Einfaches. Tempo 100 auf der Autobahn, Tempo 80 auf Landstraßen. Das würde bedeuten, 25 Prozent Sprit zu sparen. Der Preis: Aber paar Minuten längere Wegzeit. Es wäre locker zu machen, es gäbe keinen wirtschaftlichen Schaden, nichts. Im Gegenteil, es würde auch weniger Feinstaub, weniger Unfälle und weniger Reifenabrieb mit sich bringen. Letzteres wird übrigens das nächste große Umweltthema. Und natürlich schleudert man mit niedrigerem Tempo weniger CO2 in die Luft. Die Fahrgeschwindigkeit zu drosseln wäre das absolut billigste und einfachste. Wenn da jetzt Politiker:innen und Verantwortliche den Mut hätten, das umzusetzen, wäre das ein großer Schritt für Umwelt- und Klimaschutz. Gegenwind gäbe es sicher, klar. Aber in Wahrheit ist das die einfachste Maßnahme, die nur positive Auswirkungen hat.
Die zweite Baustelle ist die Bodenverdichtung. Wir sind – im negativen – Europameister. Wir verdichten doppelt so viel Boden wie die Bayern. Und da muss man bei uns jedes Bundesland zur Verantwortung ziehen. Bodenverdichtung ist ein Riesenproblem, das den Klimawandel verschärft. Wenn es regnet, kann das Wasser nicht mehr versickern, es gerinnt irgendwo hin, es kommt zu Überschwemmungen.
Wir müssen verstehen: Wir können den laufenden Klimawandel nicht stoppen. Aber wenn wir ihn durch dummes Verhalten noch verstärken – wie durch diese Bodenversiegelung – dann kriegen wir wirklich große Probleme.
Wir müssen Boden entsiegeln, nicht versiegeln. Wir müssen aus Flachdächern Retentionsbecken machen.
Kohlenstoff verwerten, Photovoltaik nutzen: Die Landwirtschaft ist ein Schlüssel, um die Klimakrise zu bewältigen
Jäger: Der dritte Bereich ist die Photovoltaik. Die denken wir zu eng. Photovoltaik-Anlagen auf Dächern werden nicht reichen. Wir brauchen diese Anlagen auch auf Flächen, auf Wiesen zum Beispiel. Man glaubt: „Oh, ok, wir versiegeln eine Fläche und da kommen dann große PV-Anlagen drauf. Das ist ja genau das, was wir nicht brauchen.” Die Zukunft heißt Agro-PV, das müssen wir fördern. Diese Mischung aus Landwirtschaft und Photovoltaik. Das Ziel muss doch sein, dass jemand, der einen Acker hat, PV-Anlagen bauen kann, aber in einer Höhe, die passt, damit er mit seinen Landwirtschaftsmaschinen weiter übers Feld fahren kann. Das könnte alles revolutionieren. Aber was ist der Fall? Die Gesetze erlauben das teilweise gar nicht. Aber wir brauchen Agro-PV, wir brauchen eine Landwirtschaft, die Photovoltaik ganz bewusst nützt, um mehr Diversität zu bringen. Wenn ich ein paar Photovoltaik-Paneele auf der Wiese habe, habe ich Schattenbereiche, wo andere Pflanzen gut wachsen können. Dann habe ich Schatten für meine Tiere, für meine Schafe. Wenn wir das intelligent machen, bringt das einen Benefit für alle. Ich nutze Energie, ich helfe der Umwelt, ich helfe der Biodiversität. Und das Beste ist: Alles, was wir dafür brauchen, hätten wir schon. Wir müssten nichts neu erfinden, wir müssen nur alles, was da ist, nützen.
Wenn man Ihnen zuhört, merkt man: Die Landwirtschaft ist ein gewichtiger Teil der Lösung. In welchen Bereichen denn noch?
Jäger: Bei der Biomasse kann man auch sehr gut und wirksam ansetzen. Ich muss dazu etwas ausholen: Wenn Pflanzen wachsen, nehmen sie aktiv CO2 aus der Luft, denn sie können nur wachsen, indem sie Kohlenstoff einbauen. Das ist Photosynthese. Nun: Wenn ich Pflanzen, zum Beispiel einen Baum, wieder vollständig verbrenne, geht dieses davor eingebaute CO2 wieder in die Luft zurück. Ein Nullsummenspiel. Wenn ich jetzt aber hergehe und etwas mache, was die Köhler seit Jahrtausenden machen – nämlich den Verbrennungsprozess gezielt stoppen, bevor Holzkohle entsteht – dann geht das CO2 nicht in die Luft zurück. Ich erreiche meine Ziele: Ich gewinne Energie, Strom, kann Haushalte versorgen, Kraftwerke betreiben. Und was beim Verbrennen bleibt, ist zu 90 Prozent reiner Kohlenstoff. Den kann ich wiederum in die Erde verpflanzen, um damit Terra preta zu machen – also ganz fruchtbaren Boden. Und wenn ich den Humus aufbaue, dann habe ich nicht nur diesen Kohlenstoff, der in der Luft war, in der Erde drin, der baut sich nicht ab, sondern der Kohlenstoff hilft mir dann sogar noch, das Pflanzenleben aufzubauen.
Der Anteil der Landwirtschaft am gesamten CO2-Ausstoß ist laut Umweltbundesamt im Moment bei etwa 11 Prozent. Das könnte man stark reduzieren.
Arbeitszeitverkürzung als Mittel zum Klimaschutz
Ein ganz anderer Hebel, bei dem man im Kampf gegen die Klimakrise ansetzen könnte, kommt in den großen Debatten kaum vor: unsere Arbeitszeit. In Großbritannien hat man in einer Metastudie berechnet, dass eine Vier-Tage-Woche – mit weniger Pendelverkehr, weniger Energieverbrauch etc. – denselben Effekt hätte wie alle privaten PKWs von den Straßen zu nehmen. Wie schätzen Sie das ein?
Jäger: Ich habe mir diese Studie angesehen – und ich muss zugeben, im ersten Moment war ich skeptisch. Denn wie soll das funktionieren? Aber die Studie ist wirklich sehr umfassend. Die Voraussetzung ist: Wir arbeiten einen Tag weniger, die Bezahlung bleibt gleich. Das BIP sinkt nicht, sondern bleibt gleich. Doch wir gewinnen an Lebensqualität. Beim Energieverbrauch geht es auch nicht nur darum, dass die Firma einen Tag zu hat, man weniger heizt etc. Aber es zeigt sich, dass sich unser ganzer Konsum verändert. Da schaukeln sich also Dinge zum Positiven auf. Menschen werden sozialer, wohltätiger, verbringen ihre Freizeit mit Tätigkeiten, die weniger CO2 verbrauchen. Wer viel arbeitet und Stress hat, denkt sich eher: Ach, ich muss jetzt mal übers Wochenende schnell wohin, einen Kurztrip machen. Man fliegt nach Paris oder sonst wohin und am Montag geht es weiter. Allein so ein Flug verursacht 600 oder 700 Kilogramm CO2. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich zu Hause bleibe oder wohin fliege. Und weniger zu arbeiten bedeutet weniger Stress und bessere Gesundheit. Man geht mehr spazieren, übt Tätigkeiten aus, die weniger umweltschädlich sind.
Also für mich ist diese Studie absolut nachvollziehbar und lesenswert gewesen. Weil es auch den Zusammenhang zwischen Arbeit und Konsum aufzeigt.
Die meisten von uns konsumieren viel und noch dazu Waren, von denen die österreichische Wirtschaft nichts hat. Wir bestellen irgendwas und verursachen viel CO2, weil es aus China kommt, das ist ja das Verrückte. Aber wenn wir das System ändern, können wir den Shift noch schaffen.
Es wird auch nicht reichen, wenn alle Elektroautos fahren – sie aber gleich viel fahren wie vorher. Das wird nicht funktionieren. Elektroautos sind gut, aber nicht die eine Lösung. Wir müssen größer ansetzen und den Verkehr anders gestalten, das sagen auch alle Verkehrswissenschaftler:innen.
Was würde da dazugehören? Also, wenn wir den Verkehr anders denken wollen?
Jäger: Wir müssen zum Beispiel mehr über die Folgen neuer Techniken nachdenken. Zum Beispiel war automatisiertes Fahren vor einigen Jahren ein Riesenthema. Die Prognose war, dass niemand mehr selbst fährt, sondern alles automatisch geht. Aber das wird nicht funktionieren – bzw. es wird nur gehen, wenn es so viel kostet wie ein Taxi zu nehmen. Das ist schon in Summe erschwinglich, man kann es sich ab und zu leisten. Aber wenn alle automatisiert fahren, nimmt der Verkehr um 30 Prozent zu, das zeigen alle Modelle. Das können wir uns nicht leisten. Und dann kommt eben das nächste Umweltproblem gleich dazu: Feinstaub und Reifenabrieb. Das werden die nächsten Baustellen sein. Pro gefahrenem Kilometer gibt es ein Gramm Abrieb. Das wird ein großes gesundheitliches Problem, in das wir direkt reinlaufen. Das lösen Elektroautos auch nicht, die haben nämlich genauso Reifen.
Exzessiver Konsum bei Superreichen: “Man muss da die Daumenschrauben ansetzen”
Wenn wir über Verhalten und Konsum reden, geht es oft um die individuelle Ebene, um ein paar Kniffe jedes Einzelnen. Weniger Autofahren, weniger Fleisch essen, seltener Fliegen. Aber es gibt noch einen ganz anderen Konsum, der für die meisten gar nicht erschwinglich ist, weil er exzessiv ist – der Konsum der vermögenden Klasse. Über deren Konsumverhalten spricht man kaum. Müsste man nicht dort auch ansetzen, wenn man ernsthafte Klimapolitik machen möchte?
Jäger: Ich bin überzeugt, dass man da die Daumenschrauben ansetzen muss. Man muss so einen exzessiven, CO2-lastigen Konsum so teuer machen, dass Menschen ihn weniger leben. Ich will es gar nicht verbieten – und es wird immer Menschen geben, die sich alles leisten können. Aber es macht einen Unterschied, ob es Tausende sind, oder ein paar Hundert. Und es würde bedeuten Einnahmen zu haben, die man nützen kann.
Der durchschnittliche Österreicher emittiert ungefähr zehn Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn ich viel fliege, mit Privatjets und Co, bin ich schnell auf fünfzig oder sogar hundert Tonnen. Oder große Immobilien, das sind natürlich für sich selbst CO2-Schleudern, das ist klar.
Das Fliegen ist wirklich derart CO2-intensiv, dass ich finde: Wenn man das oft macht, soll man auch entsprechend dafür zahlen. Vielleicht ist die Vielfliegerei manchen dann zu teuer und das wäre auch ein Effekt.
Die “Last Generation” hat Recht: “Wir müssen die Leute wachrütteln”
Ein Thema, über das ich noch gerne mit Ihnen sprechen möchte, ist Protest für den Klimaschutz. Wenn man jemanden fragt, was er oder sie an Österreich schön findet, bekommt man als Antwort oft: Die Alpen, die Seen, die Wälder – also alles Dinge, die durch den Klimawandel bedroht werden. Jemand, der behauptet, er liebt Österreich, müsste doch eigentlich Klima-Proteste unterstützen, oder?
Jäger: Ich gehöre ja einer Generation an, die sich noch an die Besetzung der Hainburger Au erinnern kann. Den Nationalpark finden wir alle wunderschön und sind froh, dass wir ihn haben. Aber wir haben ihn ausschließlich wegen des damaligen zivilen Ungehorsams. Damals haben sich Menschen an Bäume gekettet, sind auf Baggerschaufeln gesprungen, haben sich Bulldozern in den Weg gestellt. Das war absoluter ziviler Ungehorsam. Der Unterschied zu heute ist: das hat damals ein paar Baufirmen betroffen. Die waren wahnsinnig genervt. All die anderen Österreicher:innen aus der Ferne waren nicht direkt betroffen. Jetzt ist das anders. Wenn sich jemand vor meinem Auto auf die Straße klebt, bin ich betroffen, ich komme vielleicht zu spät und ärgere mich.
Ich habe selber einen Protest der „Last Generation“ miterlebt, am Wiener Gürtel. Ja, mein Gott, da waren halt zwei Spuren gesperrt, es gab leichten Stau und eine halbe Stunde ging es halt nur langsam dahin. Die Polizei war unaufgeregt und hat dann die Dame vom Boden befreit und weg begleitet.
Wir müssen uns schon überlegen, worum es geht. Es geht um unsere gesamte Lebensgrundlage, die den Bach runtergeht – und für deren Erhalt diese Menschen protestieren. Und die Reaktionen, die diese jungen Menschen ernten, das steht in keinem Verhältnis. Was die an Emotionen abbekommen. Ich bin da auf der Seite der „Last Generation“: Wir müssen die Leute wachrütteln.
Die Forderungen der Aktivist:innen sind ja sehr moderat – Tempo 100 und 80, Sie haben das vorhin selber schon angesprochen. Wie kann es sein, dass man nur über die Methoden der „Last Generation“ debattiert und nicht über das eigentliche Thema?
Jäger: Es stimmt, was diese Leute wollen, ist ja nicht aus der Luft gegriffen. Denen springen ja auch Wissenschaftler:innen zur Seite, die sich tagtäglich mit dem Thema befassen. Ich mache seit über 20 Jahren Klima-Vorträge – und es ist so wenig passiert. Jetzt tut sich was wegen des Ukraine-Kriegs – leider war das die Ursache. Jetzt müssten wir den Schwung nützen und ernsthaft über unseren Energieverbrauch und die Klimafolgen reden. Und uns nicht über ein paar junge Klima-Kleber aufregen.
Am 3. März ist ja Weltklimastreik. Werden Sie dabei sein?
Jäger: Ja, ich bin da fix dabei. Entweder in St. Pölten oder irgendwo auf der Straße.
Als Vortragender und Autor räumt er mit Falschinformationen über den Klimawandel auf und erklärt, warum sich Klima und Wetter durch unser Verhalten verändern.
Auf seinem Blog stellt er zudem Best Practice Modelle im Kampf gegen die Klimakrise vor und regt dazu an, größer und kreativer zu denken als wir es bisher tun. Denn dann merken wir auch, dass wir – wie er sagt – längst über Mittel und Wege verfügen, um unser Klima zu retten.