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Während der Corona-Krise flossen Milliarden Hilfsgelder an Unternehmen – so viel Steuergeld wie noch nie zuvor und mehr als alle anderen Länder in Europa. Schon damals gab es laute Kritik – unter anderem vom Rechnungshof –, weil vor allem große Konzerne profitierten und es in vielen Fällen zu Überförderung kam. Jetzt wurde öffentlich, dass für einige Großunternehmen der Geldregen auch 2024 noch weiterging. Heuer bezahlte der Staat nochmal über 180 Millionen nachträgliche Corona-Förderungen. Die größten Profiteure erneut: Glücksspiel, Luftfahrt, Seilbahnen – Unternehmen, die hohe Gewinne machen und Millionen an ihre Aktionäre ausschütten. Kontrast bringt die ganze Liste der Corona-Förderungen 2024.
Millionen für Glücksspiel und Luftfahrt – Dividenden für ihre Aktionäre
Neben Hotels und Gastronomie kassierten vor allem umsatzstarke Branchen wie etwa das Glücksspiel. 15,3 Millionen Euro flossen 2024 dorthin. Der größte Profiteur: Novomatic mit rund 14 Millionen Euro. Der Konzern gehört dem Multimilliardär Johann Graf und erhielt bereits während der Corona-Pandemie 2,2 Millionen Euro. 2023 steigerte Novomatic den Gewinn auf über 274 Millionen Euro und zahlte heuer an Johann Graf, seine beiden Söhne und zwei Manager satte 65 Millionen Euro an Dividenden aus.
Mit großem Abstand ist die Flughafen Wien AG der größte Einzelprofiteur der Corona-Förderungen 2024, nämlich 22,7 Millionen Euro. Dabei läuft das Geschäft inzwischen wieder sehr gut. Vergangenes Jahr stieg der Gewinn um 47 Prozent. Und die Aktionäre bekamen Dividenden in Höhe von über 110 Millionen Euro. Fast die Hälfte davon ging an den Großaktionär Airports Group Europe S.àr.l., ein undurchsichtiges Firmennetzwerk aus Briefkastenfirmen u.a. in Luxemburg und der Karibik.
Trotz Umsatzrekorden: Seilbahnen, OBI und Deichmann erhielten 2024 millionenschwere Corona-Förderungen
Eine weitere Branche kann sich heuer über einen Geldregen freuen: Die Seilbahn-Unternehmen. 16 Unternehmen bekamen insgesamt 22,7 Millionen Euro. Und das, obwohl auch hier 2022/2023 mit über 1,7 Milliarden Euro so viel Umsatz gemacht wurde, wie noch nie.
Auch im Handel dürfen sich große Unternehmen über millionenschwere Corona-Förderungen freuen, die eigentlich gute Geschäftszahlen aufweisen. So bekam etwa „Europas größter Schuheinzelhändler“ Deichmann 1,3 Millionen Euro. Zeitgleich berichtet das Unternehmen im März 2024:
„Deichmann im 111. Jahr weiter auf Erfolgskurs – Umsatz auf Rekordniveau /Wachstum gegen den Branchentrend.“
Ein weiteres Beispiel ist der Obi Baumarkt – oder genauer die OBI Bau- und Heimwerkermärkte Systemzentrale GmbH. Bei diesem Unternehmen machten zwischen 2020 und 2022 die Jahresüberschüsse insgesamt fast 32 Millionen Euro aus. Trotzdem bekamen sie 2024 nochmal 4,3 Millionen Euro Corona-Förderungen.
Corona-Förderungen 2024: Konzerne und Superreiche profitierten besonders
Für den Finanzexperten Jürgen Huber von der Universität Innsbruck ist diese späte Auszahlung in dieser Höhe nicht nachvollziehbar. Denn während man die milliardenschweren Förderungen während der Corona-Pandemie noch mit Gefahr in Verzug argumentierte, hätten wir jetzt „Jahre gehabt, nachzudenken, was man fördern will und was nicht“, sagt Huber im Ö1 Morgenjournal um 8 vom 24. Oktober 2024. Noch dazu, da die Regierung entschieden hatte, 80 Prozent des entgangenen Umsatzes zu ersetzen – und nicht etwa des Gewinns.
Darüber hinaus musste nie nachgewiesen werden, dass man überhaupt Coronahilfen braucht. Diese systematische Überförderung für Superreiche und Konzerne war vonseiten der ÖVP allerdings gewollt, wie SPÖ-Abgeordneter Jan Krainer im Kontrast-Interview sagt:
“Wir gehen davon aus, dass bereits bei der Konzeption der Coronahilfen von Seiten der ÖVP Einfluss genommen wurde, damit Milliardäre nicht zu kurz kommen.”
So war es möglich, dass diese hohe Summen an Steuergeld an Unternehmen flossen, die das Geld eigentlich gar nicht benötigten – auch noch 2024.
Novomatic bekam 2024 nochmal rund 14 Millionen Euro Corona-Förderungen