Seit Montag ist eine Reisewarnung für Kroatien in Kraft. Rückkehrer müssen seither einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist oder sie müssen in Heimquarantäne, bis ein Testergebnis vorliegt. Diese Regeln hat die Bundesregierung für die Kroatien-Urlauber erlassen, doch bei der Umsetzung hinkt hinterher. Anders als Deutschland, aber auch Wien. Dort gibt es eine Teststraße für die Reiserückkehrer mit gratis Tests.
Die deutsche Regierung hat an ihren Grenzen mit Teststraßen Infrastruktur aufgebaut. Wer aus Risiko-Gebieten kommt, muss sich testen lassen. Wer woanders herkommt, darf auch. Das passiert gratis und unbürokratisch. So niederschwellig schafft das in Österreich bis heute nur das Land Wien. Dort stehen allen, die bereits vor dem Eintreten der Reisewarnung zurückgekommen sind, gratis Tests zur Verfügung. Allein am Sonntag wurden 700 Personen in der Teststraße vor dem Ernst-Happel-Stadion getestet, auch am Montag war der Andrang groß. Ob alle tatsächlich aus Kroatien kommen, ist allerdings Nebensache. Ob sie tatsächlich vor Montag eingereist sind, wird ebenfalls nicht kontrolliert. Wer nicht in Wien lebt, und vor Montag aus Kroatien zurückgekommen ist, kann sich an die Corona-Hotline 1450 wenden.
Gratis Corona-Tests – billiger und menschlicher als die Alternative
Die Strategie dabei: In vielen Ländern sind die Infektionszahlen höher und damit auch das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 größer als in Österreich. Durch die frühzeitige Testung nach Rückkehr kann das Risiko einer unentdeckten Infektion mit ungewollter Ansteckung weiterer Menschen verringert werden. Hier gratis und unbürokratisch Tests anzubieten kann potenziell erhebliche Folgekosten vermeiden.
Ischgl und auch St. Wolfgang zeigen, dass nur schnelles Testen und gegebenenfalls Quarantäne, die Infektionsketten effektiv stoppen kann – ohne die ganze Nation zu Hause einzusperren. Um das zu erreichen, setzt man in Deutschland und auch in Wien auf Selbstverantwortung, die wahrgenommen wird, da der Staat die Rahmenbedingung geschaffen hat. Die österreichische Bundesregierung setzt auf Angstmache.
Der deutsche Gesundheitsminister Spahn erklärt, dass Reisewarnung nicht gleich Reiseverbot ist: Wer mit Familie im Apartment und ruhigen Stränden in Istrien sitzt, hat geringeres Risiko als die, die nächtens auf der Partymeile in Split sind. Man soll also jetzt zwar keine Kroatienreise mehr antreten, aber könne, solange man das Risiko erkennt und danach handelt, durchaus seinen Urlaub zu Ende machen. Anders der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, er erklärt: “Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich.”, droht mit Lockdown – und schiebt den schwarzen Peter dem Gesundheitsminister in Fragen der Teststraßen zu. Statt ein Problem zu lösen, geht es wiedereinmal darum die Verantwortung aufzuteilen. Der Bundeskanzler bleibt alfür die Performance der gesamten Regierung verantwortlich.
Selbstverantwortung fordern, Teststraßen organisieren
Während die Österreicher ihren Urlaub abbrechen mussten, frühstücken Deutsche heute noch am Meer. Damit die Bürger selbstverantwortlich handeln können, sind Teststraßen das Mittel der Wahl. Im Idealfall (auch) im grenznahen Bereich. Das ginge auch mit einem Assistenzeinsatz des Bundesheers, denn dank der neuen Gurgeltests könnte man hier auch Präsenzdiener einsetzen.
Wer seine Bürger bei größtmöglicher Freiheit durch die Krise führen will, muss aus Selbstverantwortung setzen. Wenn ich will, dass sich Menschen verantwortungsvoll verhalten, muss ich die
Möglichkeit dazu bieten. Dann wäre auch eine überhastetes „kommt schnell zurück“ unnötig gewesen, das hat mehr Probleme verursacht als gelöst.
Anders als zum Beginn der Corona-Krise sind die Kapazitäten nun vorhanden. Wir müssen sie jetzt nur mobilisieren und Teststraße aufbauen.