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Medien-Analyse deckt auf: Heute-Zeitung kampagnisierte für die FPÖ

herbert kickl/ Heute Zeitung

Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf

Lena Krainz Lena Krainz
in Medien
Lesezeit:4 Minuten
21. Februar 2025
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Die Recherche-Plattform Kobuk untersuchte die Berichterstattung der Gratiszeitung ‚Heute‘ rund um die Nationalratswahl 2024. Das Ergebnis: Das Blatt macht FPÖ-Themen zu ihren eigenen, bietet blauen Politikern und ihren Statements mehr Raum als andere Tagesmedien, berichtet speziell aus deren Perspektive und verwendet dabei auch die Begriffe der FPÖ. Dafür erhält „Heute“ exklusive Sager, mehr Klicks und wird zusätzlich auf FPÖ-nahen Kanälen verbreitet.

„Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht aus einer Presseaussendung oder einem Social-Media-Posting der Freiheitlichen ein Bericht gemacht wird“, heißt es in der umfangreichen Medienanalyse des Blogs Kobuk. Sie haben sich die Berichterstattung zur FPÖ und Herbert Kickl in der Gratiszeitung „Heute“ genau angeschaut und festgestellt: Die Blauen erhalten dabei sehr viel mehr Platz – und werden positiver dargestellt als andere Parteien. So landet etwa das FPÖ-Wahlprogramm mit den Worten „Kickls Knallhart-Plan“ auf der Titelseite, während es die anderen Partei-Programme nicht auf Seite 1 schaffen. Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Zweimal täglich landet Kickl im Titel – 150 Mal häufiger als der Kanzler

Herbert Kickl kam in nur 5 ½ Monaten ganze 352 Mal in der Online-Titelzeile vor – 150 Mal häufiger als der damalige Kanzler Karl Nehammer und sogar mehr als doppelt so oft wie auf krone.at. Im Print war Kickl über 20 Mal auf der Heute-Titelseite „und damit siebenmal öfter als der damalige Kanzler“, heißt es in der Analyse. Der blaue Vorsitzende kommt dabei nicht nur häufiger vor, sondern wird auch überaus positiv dargestellt und als Politiker mit Stärke und Durchsetzungsvermögen präsentiert. Da heißt es dann beispielsweise „Kickls Großangriff“ oder „Neujahrs-Ansage“. Kickl wird als staatsmännisch, ruhig und verantwortungsbewusst beschrieben, der FPÖ-Wahlkampf sei „fehlerlos“, das Wahlprogramm ernst und würde konkrete Pläne beinhalten.

Bei den Vertretern anderer Parteien klingt das dann eher so: „Was macht Nehammer eigentlich beruflich?“, „Jetzt kommen sie dahergekrochen“ oder „Raus mit den Versagern“. 16 Mal ist Kickls Kritik an einer möglichen Ampel-Regierung Thema. Der Chefredakteur und Herbert Kickl verwenden beide die Bezeichnung „Verlierer-Koalition“ für eine Regierung ohne FPÖ.

Teilweise übernimmt die Zeitung den Inhalt von FPÖ-Videos und Behauptungen der FPÖ, die falsch sind. Etwa die Aussage, dass alle Vorwürfe gegen Herbert Kickl zur Ideenschmiede widerlegt worden seien. Darüber, dass die WKStA gegen Kickl wegen Falschaussage in dieser Causa ermittelt, gibt es online keinen einzigen Artikel. Auch im Print gibt es nur 4 Sätze dazu.

Heute-Umfragen: Ist die FPÖ gut, besser oder am besten?

Geht es um Wahlumfragen, fällt die Zeitung laut der Medienanalyse „mit interessanten Interpretationen“ auf. Als Beispiel nennen die Autor:innen eine Umfrage, bei der sich 47 Prozent gegen die FPÖ aussprechen. Dennoch titelt die Gratiszeitung: „So viele sehnen sich wirklich nach Kickl in Regierung“.

Bei den Umfragen, welche die Online-Zeitung selbst in ihre Artikel einbettet, gibt es dazu passend recht skurrile Antwortmöglichkeiten. So sind auf die Frage, ob Kickl den Regierungsbildungsauftrag erhalten soll, die ersten drei möglichen Antworten Ja. Geht es um die ÖVP-FPÖ-Koalition in der Steiermark, gibt es überhaupt keine negative Antwortmöglichkeit. Sollen die Leser:innen hingegen die Entscheidung von Van der Bellen bewerten, den Regierungsauftrag an Karl Nehammer zu geben, haben sie die Auswahl „schlecht“, „Frechheit“ oder mit „gemischten Gefühlen“.

61 Artikel über eine einzige syrische Familie

Medial war im NR-Wahlkampf die Mindestsicherung sehr präsent. Der Fall einer syrischen Familie in Wien war dabei besonders polarisierend. Diese einzelne Familie machte die Heute-Zeitung an nur einem Tag achtmal (!) zum Thema. Insgesamt gab es 61 Artikel dazu in nur 34 Tagen. Auch 4 Tage vor der Wahl spricht die Heute mit Herbert Kickl darüber.

„Die Kronen Zeitung greift den Fall nur circa halb so oft auf. Und sie tut das vor allem differenzierter, spricht fallweise auch von einer Neiddebatte“, heißt es in der Analyse.

Auch andere Themen, die der FPÖ in die Hände spielen, bekommen viel Platz. So gibt es fünf eigene Artikel über einen „Burka-Shop“ in Wien. Selbst ein Informationsaushang über Mülltrennung in einem Ottakringer Wohnhaus wird zum Thema gemacht, weil er auf Arabisch ist. Zu Wort kommt einmal mehr der Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Kraus.

ORF: Heute übernimmt die Bezeichnungen der FPÖ

Auch die Sprache der Freiheitlichen übernimmt die Zeitung häufig. So wird die ORF-Haushaltsabgabe zur Zwangssteuer und der ORF selbst zum Staatsfunk. Das Feindbild ORF ist generell in der Zeitung immer wieder Thema. Es werden teilweise wichtige Informationen weggelassen, um aus allen Möglichen ein Skandal zu machen. So landet die Geschichte, dass ein Mann zweimal zur Zahlung der Haushaltsabgabe aufgefordert worden ist, auch auf der Titelseite. Dabei hatte der Betroffene wohl einfach vergessen, seine Adresse zu bestätigen. Auch als der ORF versehentlich Klubobfrau bei Herbert Kickl geschrieben hatte, titelt die Heute: „ORF schafft Männer ab“. Im Vergleich dazu merkt selbst die Gratiszeitung Ö24 gleich zu Beginn an, dass es sich um eine Panne und nicht um Absicht handelte.

Zwar lassen sich laut Kobuk – im Vergleich zu FPÖ-nahen Medien – in der Heute-Zeitung immer noch kritische Berichte finden. Doch die Tendenz ist recht eindeutig.

„Man findet immer noch FPÖ-kritische Berichterstattung sowie lange Interviews mit Vertretern anderer Parteien auf ihren Seiten. Die Kobuk-Analyse der letzten Monate zeigt aber deutlich, dass die dem Boulevard eigene Gier nach Aufreger-Geschichten und polarisierenden Persönlichkeiten auch schnell in eine Anbiederung kippen kann“, resümiert Kobuk.

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Peter
Peter
24. Februar 2025 05:08

Was erwartet man von einer Zeitung die nichts kostet, wahrscheinlich genau so viel oder wenig wie von Zeitungen die ihren Preis haben.
–
Journalisten von heute sind Experten in Drag und Drop, es geht nur mehr darum Meldungen der Nachrichtenagenturen so zu platzieren, und der Blattlinie einzufärben, das möglichst hohe Klickraten erreicht werden.
–
Hohe Klickraten wird mit Hass, Gier, Neid, Geiz erreicht und das sind die Grundthemen populistischer Parteien.
–
Viel Interessanter ist über was nicht geschrieben wird, die daraus resultierende Konsequenz, jede Zeitung vom Gossenblatt bis zum Qualitätsmedium verbreitet heute eher mehr als weniger Fake. Selbst die die sich mit der Fake-Aufklärung beschäftigen sollten produzieren Fake.
–
Das eine bestimmte Partei in manchen Zeitungen Omnipräsent ist, ist eher der Mathematik geschuldet.

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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