Raiffeisen ist nicht nur eine Bank. Der Raiffeisen-Verband war in seinen Anfängen eine kleine Genossenschaft für Landwirt:innen. Daraus wurde ein internationaler Konzern, der 90 % der Frischmilch in Österreich sowie marktführende Lebensmittelkonzerne besitzt. Raiffeisen hat – gemeinsam mit der ÖVP – auch die Landwirtschaft fest im Griff und verhindert faire Milchproduktion und -preise.
Nicht nur im Banken- und Finanzgeschäft ist die Raiffeisen eines der größten Unternehmen in Österreich. Der Mega-Konzern mit dem Giebelkreuz macht sein Geschäft auch mit der Landwirtschaft in Österreich, mit Medien und mit Tourismus. Doch es ist nicht immer klar, welche Unternehmen Teil von Raiffeisen sind, denn die Besitzverhältnisse sind oft verschleiert. Kontrast versucht den Raiffeisen-Dschungel zu lichten. Diesmal: Wie die Raiffeisen die Nahrungsmittel-Industrie im Griff hat.
@kontrast.at Immer mehr Bäuerin und Bauern hören auf, während einige wenige Großbetriebe immer riesiger werden. Für den Bauern-Rebell Ewald Grünzweil liegt das an der katastrophalen Politik der ÖVP. Der und ihren Bauern-Vertretern geht es nur um Profite und nicht um das Wohl von Mensch und Tier. #fyp #landwirtschaft #landleben #farmtok #landwirtschaftausleidenschaft #dorfkind #farmlife #farmlife #bauer #oevp #österreich
Aus einer kleinen Bauerngenossenschaft wird ein internationaler Konzern
Die Wurzeln des Raiffeisen-Verbandes reichen bis ins Jahr 1848. Es war eine noble Idee, die der deutsche Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen kontinuierlich vorantrieb: Genossenschaften sollten gebildet werden, um das Leid der Bauern zu lindern. Denn die waren oft schwer verschuldet. Sie mussten sich Geld von Wucherern borgen, die bis zu 20 Prozent Zinsen verlangten, um Saatgut und Dünger zu kaufen. Fiel eine Ernte wegen schlechten Wetters oder Ungeziefers mager aus, erdrückte sie der Kredit.
Um das zu verhindern, sollten sich die Bauern zusammenschließen: Man gründete Genossenschaften, bei denen jedes Mitglied für jedes andere haftete. Auch beim Ein- und Verkauf konnten sie gemeinsam bessere Preise erzielen. Die Idee breitete sich von Deutschland nach Österreich aus. 1886 gründeten 94 Bauern, Handwerker und Gewerbetreibende die erste Sparkasse unter dem Namen “Raiffeisen”. Seitdem wurde das schwarz-gelbe Giebelkreuz (nicht zufällig die Farben der Habsburger-Monarchie) zum festen Bestandteil der Landwirtschaft in Österreich.
Raiffeisen bestimmt über 90 Prozent der Frischmilch in Österreich
Bis heute ist Raiffeisen stark im landwirtschaftlichen Sektor aktiv. Vor allem in der Milchwirtschaft führt kein Weg an dem Giebelkreuz-Unternehmen vorbei. Doch die Vorzeichen haben sich geändert: Aus den kleinen gemeinnützigen Genossenschaften, die teilweise aus nur sieben Bauern bestanden, wurde ein internationaler Konzern mit starken Profitinteressen. So gehören unter anderem die Niederösterreichischen Molkereien (NÖM) und das größte Milchverarbeitungs-Unternehmen Österreichs, „Berglandmilch“, zum Raiffeisenverband. Bekannte Marken wie Schärdinger, Fru-Fru-Joghurt oder Lattella sind somit auch Teil des Konzerns.
Die Stellung der Raiffeisen in der Milchwirtschaft zeigt sich auch an deren Interessensvertretung: Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) hat ihre Adresse am Wilhelm-Friedrich-Raiffeisen-Platz 1. Ihr Geschäftsführer ist Johann Költinger – ein hochrangiger Funktionär des Raiffeisenverbandes. Insgesamt verarbeiten Raiffeisen-Unternehmen rund 90 Prozent der gesamten Frischmilch in Österreich.
„Die Unternehmen haben eine Monopolstellung in der Milchwirtschaft. Wenn wir über niedrige Milchpreise reden, reden wir immer nur vom Handel, doch die großen Molkereien tragen auch Verantwortung“, sagt Ewald Grünzweil, Obmann der IG Milch.
„Raiffeisen würde sich im Grab umdrehen!“
Die IG Milch ist eine Plattform von Bauern und Bäuerinnen, die die Zustände in der Milchwirtschaft nicht mehr hinnehmen wollen. Grünzweil ist ihr wortgewaltiger Sprecher, der das System Raiffeisen stark kritisiert:
„Wenn Friedrich Raiffeisen wüsste, was aus seiner Idee geworden ist, würde er sich im Grab umdrehen.“
Das genossenschaftliche Prinzip habe sich gegen die Bauern gewendet. Während es früher noch darum ging, füreinander einzustehen, wenn etwa die Ernten schlecht ausgefallen sind, wird man heute von der Raiffeisen-Genossenschaft bestraft.
„Wenn man nur an einem einzigen Tag im Monat weniger als 50 Prozent der ausgemachten Menge liefert, muss man gleich extrem hohe Strafen an die Molkereien zahlen.“
In anderen Branchen, in denen es keine so hohe Marktkonzentration eines einzelnen Konzerns gibt, wären solche Verträge undenkbar. Keine Spur also von der ursprünglichen Idee der solidarischen Landgemeinschaft.
Raiffeisen ist nicht nur eine Bank: Der Konzern macht in Österreich Geschäfte mit der Landwirtschaft sowie mit Lebensmitteln, Medien und Tourismus.
- Raiffeisen bestimmt über 90 % der Frischmilch in Österreich (NÖM und Berglandmilch gehören dazu, also z.B. Fru-Fru, Schärdinger und Lattella)
- Raiffeisen ist ganz vorne dabei in der Mehl- und Zuckerproduktion (AGRANA, cafe+co, Good Mills, Wiener Zucker, Finis Feinstes)
- Raiffeisen gehört die VIVATIS AG, die über Produktions- und Dienstleistungsbetriebe sowie Lebensmittel verfügt (Maresi-Milch, Knabbernossi, Inzersdorfer; auch der Wiener Rathauskeller gehört der Vivatis-Gruppe)
- Raiffeisen hat Beteiligungen an Unternehmen wie beispielsweise efko (Eferdinger Kostbarkeiten) sowie Reisewelt.
Wie Raiffeisen gegen faire Milchpreise kämpft
Mit den Strafzahlungen für Lieferschwankungen wird auch die Selbstvermarktung von Milch unterbunden.
“Die Landwirte fangen in der Regel mit der Selbstvermarktung klein an. Sie machen Käse oder verkaufen andere Produkte ab Hof, also direkt als Erzeuger. Anfangs kann man nicht abschätzen, wie gut und wie lange das funktioniert. Mit den Regeln zu den Lieferschwankungen wird das zum Risiko und damit zerstört man den Mut und die Kreativität der Bauern,” so der Bauernrebell.
Grünzweil und seine Kolleg:innen starteten auch deshalb 2007 die Initiative „A faire Milch“. Bessere Milchpreise für die Erzeuger und eine Aufrechterhaltung der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich war ihr Ziel.
„Aus der Sicht der Molkereien ist der Bauer ein Rohstoff-Lieferant – du sollst arbeiten, du sollst liefern und du sollst das Risiko tragen. Dort, wo die Wertschöpfung anfängt, übernehmen dann sie. Sechs Wochen später erfährst du dann, wie viel Geld du bekommst“, meint Grünzweil.
Die Molkereien arbeiten mit sogenannten Staffelpreisen: Je mehr geliefert wird, desto besser ist der Milchpreis. „A faire Milch“ kehrte das System um: Kleine Bauern sollten faire Preise bekommen. Wer unter 50.000 Liter lieferte – das ist die Durchschnitts-Produktion der österreichischen Milchbauern – profitierte stärker von der “fairen Milch” und bekam pro Liter einen etwas besseren Preis. Das Projekt legte einen guten Start hin. Gleich im ersten Jahr wurde es mit dem Marketing-Staatspreis ausgezeichnet. Zuerst verkauften sie 200.000 Liter Milch pro Woche, in Spitzenzeiten durchbrachen sie gar die Millionengrenze. Doch dann begann, laut Grünzweil, die Milchwirtschaft rund um Raiffeisen das Projekt gezielt zu beschädigen. Was folgte, könnte das Drehbuch eines Mafia-Films sein.
Kleine Landwirte wurden eingeschüchtert
Bauern und Bäuerinnen, die eine rot-weiß-rote Kuh, das Markenzeichen der „fairen Milch“, auf ihren Grund aufstellten, berichten von Einschüchterungsversuchen. Vertreter der Molkereien sollen indirekt damit gedroht haben, keine Milch mehr bei diesen Betrieben zu kaufen: „Ich bin mir nicht sicher, ob der Tankwagen da noch ordentlich hinfahren kann, wenn die Kuh da steht“, soll Bauern ausgerichtet worden sein. Die Handelskette SPAR verpflichtete am Anfang noch alle Filialen dazu, die faire Milch zu führen – mit der Zeit wurde das aber immer weiter gelockert und immer weniger Filialen verkauften das Produkt der rebellischen Bauern und Bäuerinnen. Am Ende konnten sie weniger als 10.000 Liter Milch die Woche verkaufen und die Bauern mussten nach 14 Jahren aufgeben.
Rebellische Bauern bekommen schlechtere Milchpreise
Damit war aber noch nicht Schluss. Grünzweil ist der festen Überzeugung: Nun sollte ein Exempel an den Bauern statuiert werden. Einige der Landwirt:innen, die zur Gänze über „A faire Milch“ verkauften, mussten die Molkereien beknien, wieder zurückgenommen zu werden. Sie bekamen dann kürzere Verträge und müssen jedes Jahr auf eine Verlängerung hoffen. Während anderen Bauern mit mündlichen Abmachungen der Ab-Hof-Verkauf gestattet wird, wird bei ihnen weiter blockiert. Andere Ex-Rebellen berichten davon, dass sie eigentlich Bio-Milch herstellen, die Molkereien das aber einfach nicht akzeptieren und ihnen den Preis für normale Milch zahlen. Grünzweil fasst es so zusammen:
„Sie wollen dir und allen anderen zeigen: Wenn du die Goschen aufmachst, wirst ruiniert.“
Das System Raiffeisen, in dem Landwirt:innen feststecken
In einem Interview vom Juni 2024 erklärt der Milchbauer Ewald Grünzweil die Verstrickungen der Raiffeisen mit der österreichischen Landwirtschaft. Während kleine Agrarbetriebe um das Überleben kämpfen und sich bemühen, fair und biologisch zu produzieren, werden sie von großen Agrarkonzernen vertrieben, denen die Umwelt egal ist. Und über all dem steht die Raiffeisen und ihre Funktionäre, die große Profite verzeichnen.
Bereits in der Landwirtschaftsschule beginnt dieses System, wo Expansionspolitik gelehrt wird: Die künftigen Landwirt:innen sollten die Ställe größer bauen, Futtermittel zukaufen, Kunstdünger streuen und die Leistung verbessern. Die Lage für Bauern und Bäuerinnen ist oft ausweglos, denn entweder, man macht mit und vergrößert immer weiter, oder man wehrt sich dagegen und wird von anderen verstoßen. Auch sozialer Druck spielt laut Grünzweil eine große Rolle:
“Das ist eine Form von Selbstschutz, du bist in einem Zwangssystem drinnen. Wie ein Gefesselter, der spürt ja nicht, dass er gefesselt ist – bis er sich rührt. Wenn du aneckst, dann gehörst du nicht mehr dazu. Dann darfst du dich am Kirchenplatz nicht mehr dazustellen zu ihnen und bekommst eine schlechtere Förderung”.
Ex-ÖVP Finanzminister verwaltet Milliarden-Konzern für Raiffeisen
Doch nicht nur Milchbauern sind von der Raiffeisen abhängig. In der Landwirtschaft in Österreich, im gesamten Agrar- und Lebensmittelsektor führt kein Weg an der Raiffeisenbank vorbei. Egal ob man Gemüse verkaufen oder Getreide zu Mehl mahlen will, man landet meistens bei einem Raiffeisen-Unternehmen. Über die Leipnik-Lundenburger Invest AG – zu 100 Prozent im Eigentum der Raiffeisen Holding Niederösterreich Wien – besitzt der Konzern unter anderem die Firmen AGRANA, cafe+co und Good Mills. Sie sind damit klarer Platzhirsch bei der Zucker- und Mehlproduktion. Österreichs beliebtestes Mehl „Finis Feinstes“ ist ein Raiffeisenprodukt klarer Marktführer. Kaffeeautomaten in Büros und der Wiener Zucker – alles Produkte der Leipnik-Lundenburger Invest AG. Insgesamt setzt das Unternehmen jedes Jahr Produkte im Wert von rund einer Milliarde Euro um. Der Manager der Raiffeisen-Tochter ist der ehemalige ÖVP-Finanzminister Josef Pröll.
Knabbernossi, Maresi-Milch und Inzersdorfer Dosengulasch sind Raiffeisen-Produkte
Auch die Oberösterreichische Raiffeisenbank mischt in der Nahrungsmittelindustrie mit. Über eine Stiftung besitzen sie 100 Prozent der Vivatis AG. Diesem Unternehmen gehören etwa Marken wie Knabbernossi, Maresi, Inzersdorfer und Gourmet. Mit dem Wiener Rathauskeller ist auch ein Wiener Gastrobetrieb Teil des Konzerns. Über eine andere Konstruktion ist die Raiffeisenbank Oberösterreich auch Eigentümer der Firma Eferdinger Konserven – besser bekannt als Efko.
Jedes zweite Essiggurkerl, das Österreicher:innen kaufen, ist ein Raiffeisen-Produkt.
Dieser Artikel wurde am 6. April 2021 veröffentlicht und am 11. Juni 2024 aktualisiert.
so wie in jeder <Kammer in der Ärtztekammer wird es vermutlich bald zu ersten verhaftungen kommen wenn aufkommt wer aller wo drinnennsteckt udn aufhält
Schlecht recherchiert, mehrfach Äpfel mit Birnen verwechselt, teils (bewusst?) nur die halbe Geschichte bzw. Wahrheit erzählt – vom Bemühen, auch die andere Seite zu hören, keine Spur. Hugo Portisch – schau oba, und schenk journalistische Begabung in die offensichtliche Not!
Toll und wo Behauptungen aufstellen und keine Quellen liefern, so viel zum Thema Äpfel mit Birnen verwechseln.
Ich brauche weder Quellen liefern, noch recherchieren, um zu wissen, dass die lokale Raiffeisenbank nichts mit den Milchpreisen zu tun hat. Hier wurde einfach pauschal über den Raiffeisensektor drübergefahren ohne sich die Zusammenhänge genau anzusehen.
stimmt sicher nicht wenn gehören den die Großen Molkerien Ja genau der Raiffeisen
Die Molkereien wie zum Beispiel die Berglandmilch stehen im Eigentum von ca. 10.000 Bauern…
Vielleicht vorher selbst recherchieren, bevor man seinen Senf dazugibt!
Stimmt, nicht jeder der unter dem Giebelkreuz arbeitet ist ein korrupter Egomane, der die armen Bauern schädigt. Unter Qualitätsjournalismus verstehe ich auch etwas anderes!
Selbstverständlich, eine internationale Investment Bank hat immer nur das Beste für das Allgemeinwohl im Sinn, ich bin zu Tränen gerührt. Neben der NÖM sollte man sich vielleicht auch einmal die Preistreibereien der Raiffeisen im Lagerhaus ansehen …
Jetzt weiß ich wo der spruch heraneilt !
,, Es gibt Leute die werden dumm sterben”!
177 Jahre wurden wir verarscht und du glaubst das sind die guten ?
………..aber liegt anscheinend auf der hand endweder du bist bei dem Verein oder du hast einen drinnen sitzen wo ihr die gute alte Freunderlwirtschaft betreiben könnts!
Na servas, die haben auch fast überall die finga drinn. Eigentlich sollt man eine App programmieren wie es die Tschechische Studenten bei Andrej Babis gemacht haben.
Damit man über einmal Barcode scannen feststellen kann ob man das Produkt ruhigen gewissens kaufen kann. Am besten wenn Nestlè usw auch angezeigt würde.
Berglandmilch mit Schärdinger und Tirolmilch ist eine rein bäuerliche Genossenschaft, nix Raiffeisen
Soll das eine bewusste Manipulation werden, oder nur uninformiert und Schwachsinn verbreiten ?
Natürlich sind alles eigene Gesellschaften, jedoch wer ist der Eigentümer ? ? ?
Hände falten, Goschen halten, war immer schon SCHARZ/TÜRKISes gehabe!!