Das EU-Parlament wollte Gebühren beim Telefonieren ins Ausland abschaffen. Die Mitgliedsländer haben sich aber quergestellt – auch Minister Hofer (FPÖ). Das Ergebnis: Die Gebühren bleiben – wenn auch niedriger als zuvor. Auslandstelefonie kostet künftig max. 19 Cent pro Minute.
Die EU hat Roaming-Gebühren 2017 abgeschafft. Wenn man also außerhalb des “Heimnetzes” das Handy nutzt, gibt es keine Zusatzkosten mehr: Mit österreichischem Handy in Deutschland telefonieren und surfen kostet gleich viel wie innerhalb Österreichs. Doch die Auslandstelefonie war bis jetzt nicht durch die EU reguliert. Das bedeutet: Mit österreichischem Handy in Österreich nach Deutschland telefonieren, hat hohe Gebühren mit sich gebracht. Das hat zu seltsamen Situationen geführt: Nachdem Roamingpreise reguliert waren, Auslandstelefonie aber nicht, war es oft günstiger, ins EU-Ausland zu fahren und den Anruf von dort zu tätigen. Das hat auch das EU-Parlament absurd gefunden und wollte das ändern: Parlamentarier haben das Aus für Auslandsgebühren gefordert.
Auslandstelefonie: Kunden haben das 100-fache der Kosten bezahlt
Bis jetzt haben Tele-Anbieter noch immer gut an Auslandsgebühren verdient.
Der “Kurier“ führt als Beispiel an: Ruft eine Telekom-Kundin aus Salzburg derzeit eine Freundin in Rom an, zahlt sie eine Auslandsgebühr. Tut sie das aber aus Freilassing, das 7 km von Salzburg entfernt ist und in Deutschland liegt, dann fällt keine zusätzliche Auslandsgebühr an. Denn der Anruf fällt in die Roaming-Funktion. Und die Gebühren dafür hat die EU 2017 abgeschafft.
Laut der EU-Parlamentarierin Viviane Reding kostet eine Minute Auslandstelefonie den Anbieter 0,01 Euro. Die Kunden haben demgegenüber 1 Euro pro Minute bezahlt. Ein “Skandal”, findet Reding.
Am 5. Juni 2018 haben sich das EU-Parlament und der Rat der EU-Staaten auf einen Kompromiss geeinigt:
Telefonate von einem EU-Land in ein anderes dürfen künftig – ohne Mehrwertsteuer – maximal 0,19 Euro pro Minute, SMS maximal 0,06 Euro kosten.
Norbert Hofer: ein Fan von Gebühren
Der zuständige Minister aus Österreich, Norbert Hofer, hat sich offen für Gebühren ausgesprochen. Werden sie abgeschafft, argumentiert Hofer, investieren Telekom-Anbieter nicht mehr in den Netz-Ausbau. Dann würde es an Geld fehlen. Dabei geht es den Telekom-Anbietern sehr gut. T-Mobile hat 2017 155 Millionen ins eigene Netz investiert – und trotzdem 110 Millionen Euro Gewinn (nach Steuerabzug) gemacht. Auch der Telekom Austria geht es hervorragend: 444 Millionen Gewinn gab es 2017. Für Drei waren es 242 Millionen. Sie alle werden weiterhin von den Auslandsgebühren profitieren.
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