ÖVP und FPÖ wollen ab Jänner mehr billige Fachkräfte aus dem Ausland nach Österreich holen. Dafür weiten sie die Mangelberufe-Liste von 27 auf 45 Berufe aus. Dazu senkt die Regierung die Mindestlöhne für Fachkräfte mit Rot-Weiß-Rot-Karte um 20 %. Als Folge steigt die Konkurrenz am Arbeitsmarkt, der Lohndruck steigt.
Mangelberufe sind Berufe, für die es in Österreich bzw. im EU-Raum zu wenige Fachkräfte gibt, um den Bedarf zu decken. Derzeit gelten 27 Berufe in Österreich als „Mangelberufe“. Nun weiten ÖVP und FPÖ die Liste auf 45 Berufe aus. So können Unternehmen für offene Stellen Arbeitskräfte aus “Drittstaaten” anwerben.
Unternehmen können Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben
Das Argument: Es gibt zu wenig Arbeitskräfte für Jobs etwa in der Gastronomie, deshalb muss man in anderen Ländern nach Arbeitskräften suchen. Derzeit fanden sich auf der Liste Fräser, Dachdecker oder Zimmerer. 2019 kommen Köche und Kellner hinzu – obwohl es in diesen Berufen sehr viele Jobsuchende in Österreich gibt. Doch die Zahlen zeigen: In diesen Berufen gibt es deutlich mehr qualifizierte Jobsuchende als offene Stellen.
Hier die Zahlen von Dezember 2017:
20 % weniger Lohn für Fachkräfte mit Rot-Weiß-Rot-Karte drückt Löhne für alle
Seit 2011 gibt es außerdem die Rot-Weiß-Rot-Karte. Mit ihr können Hochqualifizierte, Fachkräfte, Uni-Absolventen, selbstständige Schlüsselkräfte oder Start-up-Gründer aus Drittstaaten (also nicht-EU-Ländern) 24 Monate in Österreich arbeiten. Ein Kriterium, um die Karte und damit eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war das Vorweisen eines Mindestgehalts. Mit ihm bestätigen die Antragsteller, dass sie sich selbst erhalten.
Als man die Karte eingeführt hat, rechnete man mit 8.000 Fachkräften pro Jahr. Tatsächlich waren es etwa 2.000 Personen. ÖVP und FPÖ wollen mehr Inhaberinnen der Rot-Weiß-Rot-Karte. Die Maßnahme, die sie dafür wählen: Sie senken das erforderliche Mindestgehalt. In Zukunft sollen die unter 30-Jährigen Besitzer einer Rot-Weiß-Rot-Karte nur mehr einen Gehalt von mindestens 2.050 Euro brutto im Monat (statt bisher 2.565 Euro) verdienen. Bei über 30-Jährigen reichen künftig 2.565 Euro (statt 3.080).
Die Löhne für Facharbeiter werden sinken
Argumentiert wird das mit weniger Bürokratie für Antragstellende. Tatsächlich freuen werden sich jedoch nur die Unternehmen: War es für sie bisher wenig attraktiv, höhere Mindestlöhne für Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu bezahlen, können sie nun 20 Prozent weniger bezahlen. Und bekommen dafür ihre top qualifizierten Fachkräfte.
In Österreich bedeutet das mehr Lohndruck. Wenn Hochqualifizierte aus Drittstaaten weniger bezahlt bekommen und für niedrigere Gehälter arbeiten, steigt die Konkurrenz für alle: Wenn sich der Chef qualifizierte Mitarbeiter zum Billiglohn holen kann, wird er wenig Interesse an der Beschäftigung von österreichischen Facharbeitern oder deren Lohnerhöhung haben. Die Löhne in den betroffenen Branchen drohen somit in den nächsten Jahren zu sinken.
Worüber wir reden sollten: Arbeitsbedingungen
Es stellt sich also die Frage, warum die offenen Stellen nicht 1:1 besetzt werden. Hier muss man den Blick auf die Arbeitsbedingungen werfen. In Tirol, wo der Bedarf laut Unternehmern besonders hoch sein soll, bekommen Köche und Kellner für eine Vollzeitstelle 1.590 Euro. Viele Stellen sind auch nur saisonal ausgeschrieben und beinhalten 6-Tage-Wochen. Eine schlecht bezahlte Stelle in einem anderen Bundesland anzunehmen, ist nicht attraktiv. Auch der 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche dürfte zu weiteren Verschärfungen führen: Hoteliers haben Bewerbern für die Wintersaison bereits Verträge mit der Verpflichtung zur 60-Stunden-Woche ohne entsprechende Überstunden-Zuschläge vorgelegt.
Es drohen mehr Konkurrenz und Lohndumping
Die Regionalisierung nützt schlussendlich nur der Unternehmer-Seite. Betriebe können in einem erweiterten Pool an verfügbaren Arbeitskräften fischen. So lange, bis sie jemanden finden, der zu billigsten Löhnen arbeitet. Für die schon in Österreich lebenden Köche und Köchinnen gibt es durch die Regionalisierung nicht mehr Jobs. Sehr wohl aber gibt es dann mehr andere Köche und Köchinnen, mit denen sie um die existenten Stellen konkurrieren müssen.
Übrigens: Im Wahlkampf 2017 hat Heinz-Christian Strache noch explizit weniger Zuwanderung aus Osteuropa gefordert, weil das zu Lohndumping führt. Weniger Monate später ist Lohndumping für die FPÖ offenbar kein Problem mehr.
[veröffentlicht am 18. Jan 2018, aktualisiert am 3. Dezember 2018]
Es sieht aus, wie eine Flucht …
https://youtu.be/lFq2aAcf-8s?t=1
Wird hier von der Regierung aktiv versucht ausländische Wirtschaftsflüchtlinge nach Österreich zu holen?
in Wahrheit gleich gut wie wir: https://www.youtube.com/watch?v=lFq2aAcf-8s&feature=youtu.be&t=1212
Es ist ganz einfach: Höhere Löhne/Gehälter! Niemand hindert Dienstgeber, bei besonderen Bedarfssituationen ein paar Hunderter mehr an die Dienstnehmer aus anderen Bundesländern zu zahlen!
Gerade in der Gastronomie sind die Arbeitsbedinungen jetzt schon z. T. katastrophal. Arbeitszeiten von 6 – 7 Tagen/Woche, schlechte Unterbringung als Gehaltsbestandteil, Arbeitszeiten von mehr als 12 Stunden/ Tag …
Arbeitnehmer, die die Landesprache nicht können, wenn sie kommen und nicht erlernen können, weil sie dafür keine Freizeit bekommen, machen’s möglich!
Ich weiß wirklich nicht, wie man da noch weiter verschlechtern könnte – aber unserer aktuellen Regierung fällt sicher was dazu ein!