Das ist keine Pfeife, steht auf dem Bild des französischen Malers René Magritte, auf dem eine Pfeife abgebildet ist. Es wird keine Schulschließungen mehr geben, sagt Faßmann und präsentiert einen Plan, in dem Schulschließungen Teil des Konzepts sind. Monatelang haben Eltern, Schüler und Lehrer darauf gewartet, wie es im Herbst weitergehen wird. Jetzt hat der Bildungsminister gute drei Wochen vor Schulbeginn ein Ampelsystem präsentiert, doch die Kriterien für die Ampel fehlen. Kostenlose Tests für Schüler und Lehrer wird es auch nicht geben.
Schulschließungen haben ein Loch in die Bildung vieler Kinder gerissen. Homeschooling hat in vielen Fällen mehr schlecht als recht funktioniert: 20 Prozent der Schüler waren für Lehrer in der Zeit des Lockdown überhaupt nicht erreichbar, bei den Kindern aus armen oder benachteiligten Familien war sogar jedes dritte Kind nicht erreichbar laut IHS-Erhebung. Setzt sich das im Herbst fort, droht ein Lebensrisiko für viele Kinder einer ganze Generation: Der Verlust von Bildung und Schulabschluss.
Die Regierung hätte viel Arbeit in Corona-Lösungen für die Schule stecken müssen, um diese Nachteile für diese Generation zu verhindern. Ähnlich viel Zeit und Geld, wie sie in die Hilfe für die Wirtschaft steckt, hätte es jetzt auch für die Schule gebraucht. Doch statt einen Kraftakt für die Zukunft der Kinder zu liefern, kommt Faßmanns Plan für die Schulen ab Herbst sehr bescheiden daher. Im Vergleich zur Wirtschaft bleibt Bildung während der Pandemie weiter im Schatten, es geht ja nur um Kinder.
Ampel gibt es noch nicht
Schulschließungen soll es jetzt zwar nur mehr in Ausnahmefällen geben, sagt Bildungsminister Heinz Faßmann bei der Präsentation seines Plans für den Herbst. Auch Schichtbetrieb und geteilte Klassen sind im Herbst nicht mehr vorgesehen. Dafür soll die Vermischung der Klassen vermieden werden – wie das bei der Nachmittagsbetreuung oder im Hort möglich sein wird, bleibt offen.
Das Gerüst von Faßmanns Plan ist die Ampel für Schulen, die es aber noch gar nicht gibt. Ob Masken getragen werden müssen oder Singstunden stattfinden, entscheidet der Stand der Corona-Ampel für den jeweiligen Bezirk. Bei “grün” läuft alles ganz normal, ab Stufe “gelb” gilt außerhalb des Unterrichts Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Gesungen darf dann entweder nur mit Maske in der Klasse werden oder draußen. Sport gibt es nur noch im Freien, Kontaktsportarten sind verboten.
Bei “rot” kommt wieder Homeschooling
Ab Ampelfarbe “Orange” wechseln Schüler ab 14 Jahren zum Teil in den Heimunterricht. Die kleineren Schüler bleiben in der Schule. Ab “Rot” müssen dann alle ins Homeschooling, nur eine Notbetreuung findet statt – wie während der Schulschließungen im Frühjahr. Aber: Was die Kriterien für die Farben sind, steht noch nicht fest. Die SPÖ kritisiert, dass Schulschließungen nun doch wieder ein Thema sind, obwohl die Kriterien für die Ampel noch gar nicht feststehen.
„Ich will Bildungsminister Heinz Faßmann nicht unrecht tun, aber wenn das alles an Planung für den Start in den Herbst ist, dann werden wir mit unseren Kleinen bald wieder daheim am Eichentisch sitzen und die Eulersche Gerade üben.“ schreibt Heute-Journalist Christian Nusser.
Keine kostenlosen Tests für Schüler und Lehrer
Trotz Forderungen von Schülerinnen und Lehrern wird es keine kostenlosen Tests für sie geben. Stattdessen sollen alle drei Wochen 15.000 Schüler getestet werden, eine Art Stichprobe. Zusätzlich machen auch 1.200 Lehrer bei dem Gurgeltest mit.
Alleine daran sieht man die Prioritäten der Regierung: So wie Schulen statt Hotels geschlossen wurden, so bekommen Gastro-Mitarbeiter und Kroatien-Heimkehrer kostenlose Tests, Schüler und Lehrerinnen aber nicht.
Und auch sonst ist einiges unklar: Sitzen die Schüler gemeinsam an einem Tisch, so dass kein Babyelefant zwischen sie passt? Hat Minister Faßmann wirklich die Ferien verstreichen lassen, ohne sich um zusätzliche Räume zu kümmern, Gebäude anzumieten und alle Schülerinnen und Schüler mit Laptops und Internet zu versorgen?
Faßmann sagt nur, dass alle zwanzig Minuten die Klassen durchgelüftet werden sollen. Das hält die Vorsitzende der Aktion kritischer Schüler*innen Nina Mathies für nicht ausreichend. Überhaupt wurden die Schülerinnen nicht in Faßmann Plans eingebunden sagt Mathies, ihre Bedürfnisse und Erfahrungen mit Homeschooling waren nicht gefragt.
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid fordert, dass Lehrerinnen und Kindergartenpädagogen als Schlüsselarbeitskräfte ins Test-Screening-Programm aufgenommen werden. Kinder sollen mit kostenlosen Gurgeltestkits ausgestattet werden. Die Tests könnten auch zuhause sicher durchgeführt werden.
Schulen haben wenig Priorität
Die Schulen wurden im März geschlossen, als man noch nicht wusste, welches Risiko zur Ansteckung und Verbreitung des Corona-Virus es dort gibt. Das hat sozial viel angerichtet. Wie sinnvoll die Schließungen aus virologischer Sicht waren, ist im Nachhinein umstritten. Die Schulen wurden aber auch geschlossen, als schon klar war, dass es mehr Corona-Cluster in Kirchen oder Hotels gibt als in Schulen. Da ließ man etwa in Oberösterreich die Cluster-Kirchen offen, sperrte die Schulen aber wieder zu. Im Herbst drohen ähnliche Infektionszahlen wie im April.
Die Volkshilfe hat im Juni 100 armutsgefährdete Familien zu Corona befragt: Über die Hälfte der Eltern hat Sorge, ihre Kinder werden die Schule nicht gut abschließen. Fast 70 Prozent der befragten Elternteile gaben an, dass ihnen das Wissen fehlt, ihren Kindern beim Homeschooling zu helfen.
“Es ist aus unserer Sicht zu begrüßen, dass keine großflächige Schließung der Schulen geplant ist – das verhindert zumindest die weitere Verfestigung der Ungleichheit. Für diese bereits entstandenen Schäden fehlt aber ein Maßnahmenplan”, sagt Judith Ranftler von der Volkshilfe, zuständig für Kinderarmut.
Die Volkshilfe wünscht sich etwa eine „Ankommens-Phase“ mit spezieller Unterstützung, um die entstandenen Benachteiligungen ausgleichen und Sozialarbeiter für alle Schulen. NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg will eine Förderoffensive für Kinder, die während der Umstellung auf Fernunterricht den Anschluss verloren haben. Auch der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky wünscht sich zusätzliche Förderangebote wie die Gratisnachhilfe an Wiener Schulen. “Wir dürfen kein Kind zurücklassen“, sagt Czernohorszky. Bislang hat Faßmann wenig Vorschläge dazu gemacht und kaum Geld in die Hand genommen.
Schule ist für die SPÖ noch immer ein schwieriges Kapitel.
Fairer Weise muss man dazusagen, dass Faßmann für die Gesundheits-Tests nicht zuständig ist. Hier bellt die SPÖ den falschen Baum an. Genauso wenig zuständig ist er für die Beschaffung von IT Infrastruktur für die SchülerInnen, er zahlt ja auch nicht deren Stifte, Taschenrechner, Schulhefte und modisches Beiwerk. Klarer Weise bringt die IT eine Belastung für zEltern, die jedoch im Sinn der Bildung der Jugendlichen geleistet werden muss und in den meisten Fällen auch geleistet werden kann. Hier sollten die Eltern an anderer Stelle finanziell entlastet werden.
Zusätzliche Räume, eine Verdopplung des Schulapparats um Einzelbetreuung und Elternersatz zu ermöglichen, kann auch nicht über die Sommerferien gefordert werden.