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Verfälscht „Soko Tape“ Unterlagen, die ÖVP belasten könnten?

Patricia Huber Patricia Huber
in Ibiza-U-Ausschuss, Politik
Lesezeit:4 Minuten
10. Juni 2020
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Die Verdachtslage ist gewaltig, die sich im Ibiza-Untersuchungsausschuss auftut. Wichtige Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft beklagen, in laufenden Ermittlungen zur Ibiza-Affäre von der Polizei geschnitten zu werden – besonders dann, wenn es um die ÖVP geht. So übermittelt die zuständige Polizei-Einheit „Soko Tape“ wichtige Beweisstücke so verändert an die Korruptionsanwälte, dass man den Namen „Kurz“ nicht mehr lesen kann.

Die Sonderkommission im Innenministerium sollte eigentlich der Korruptionsstaatsanwaltschaft zuarbeiten und ihre Ermittlungsergebnisse zur Verfügung stellen. Doch die Soko gilt als ÖVP-nahe. Es kommt immer wieder zu Vorfällen, die den Verdacht nahelegen, dass diese Einheit darauf bedacht ist, der ÖVP bei ihren Ermittlungen nicht zu schaden. Ein Zeuge im U-Ausschuss, Oberstaatsanwalt der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Matthias P., berichtet am Dienstag detailliert über Probleme solcher Art. Matthias P. leitet die Casino-Ermittlungen in der WKStA.

Unterlagen verfälscht

So lag das Ibiza-Video in Langfassung der Soko Tape und dem Innenministerium sechs Wochen lang vor, bis es auch den Korruptionstaatsanwälten übergeben wurde. Dass die Ermittler das Video sichergestellt haben, erfuhr P. überhaupt nur aus den Medien und nicht von seinen Kollegen bei der Polizei.

„Man hätte uns berichten müssen, dass es da ist“, sagte P. „Es war brüskierend, dass wir davon aus den Medien erfahren.“

Andreas Holzer von der Soko Tape berichtet im Ausschuss sogar, dass die Polizei mehrere Videos sichergestellt hat – Videos vor und nach der legendären Nacht mit Strache, Gudenus und der falschen Oligarchen-Nichte auf Ibiza. „6, 7, 8 oder 10“, so viele weitere Videos soll es laut Holzer geben, die insgesamt rund „drei, vier oder fünf Stunden“ dauern. In den Videos seien im wesentlichen die gleichen Personen zu sehen. Ob auch andere relevante Personen in den Videos auftauchen, wissen bis jetzt weder Staatsanwaltschaft Wien, noch die Korruptionsanwälte, noch das Parlament – denn keiner von ihnen hat diese Videos bekommen, obwohl die seit 20. April bei der Soko liegen. Die Videos seien noch nicht fertig ausgewertet, sagt Holzer.

Dazu kommt der Vorwurf, dass die Ermittler der Soko Tape den Korruptionsanwälten heikle Unterlagen in unleserlicher Form schickten – die im Original aber gut lesbar waren. Ein besonders brisanter Fall ist da eine Notiz von Raiffeisen-Generalanwalt und Casino-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner, in der der Name „Kurz“ unleserlich gemacht wurde. „Da hat es uns die Augen rausgehaut“, sagt P. und zeigt einen Auszug aus Rothensteiners Aufzeichnungen mit schwarzen Schatten.

Schwarzer Schatten über „Pröll redet mit Kurz“

Konkret geh es um einen Scan einer Notiz von Rothensteiner. Die Soko scannte die handschriftliche Notiz so ein, dass ein schwarzer Schatten Teile verdeckt. „Alte Scanner, schlechte Qualität“, heißt es aus der Soko. Unter dem Schatten wären aber die Worte „Pröll redet mit Kurz“ zu lesen gewesen. Die Notiz stammt aus dem Oktober 2018 – es ging um die Idee, die Casinos Austria in eine Holding umzuwandeln und um die umstrittene Vorstandsbesetzung. Die WKStA verlangte, das ganze Dokument im Original zu sehen – und hat erst durch Nachfragen erfahren, dass genau im unlesbaren Teil Bundeskanzler Kurz vorkam. Hätten die Korruptionsanwälte nicht nachgefragt, wäre es zum Verlust eines wichtigen Beweismittels gekommen, hält P. in einer Aktennotiz fest.

„Bauchweh“ habe er dabei bekommen, sagt P. im Ausschuss. Der Soko-Chef Holzer kann sich das nicht erklären und meint, dass auch das lesbare Dokument übermittelt worden sei. Doch auch das Notizbuch von Johann Gudenus und der Kalender von Novomatic-Chef Johannes Graf sind zum Teil unleserlich an die Korruptionsanwälte übermittelt worden. So konnte man im Gudenus-Notizbuch genau jene Stellen nicht mehr lesen, wo er Passwörter notiert hat. Auch auf eine Nachschau in der ÖVP-Zentrale nach der Schredderaffäre hätten die Kriminalbeamten der Soko Tape verzichtet.

Weil man Kurz-Chefberater Stefan Steiner beim Portier getroffen habe, ist man davon ausgegangen: Es wird ohnehin bereits alles weg sein. Pierer und der Einsatzleiter kennen sich zudem. Und dieser hat den Einsatz nach der Begegnung abgeblasen.

Der Soko Chef sagt im Ausschuss, die Kriminalbeamten haben in der Schredder-Affäre nach den Vorgaben der zuständigen WKStA-Staatsanwältin gehandelt. Die wiederum kritisiert laut Akten aber das Vorgehen der Soko in der Schredderaffäre scharf: Keine Hausdurchsuchung und weder das Handy noch der Computer jenes ÖVP-Mannes wurde beschlagnahmt, der die Akten im Bundeskanzleramt geschreddert hat.

Soko wollte Parteimitgliedschaften nicht offenlegen

Wo es die ÖVP treffen könnte, da soll nicht so genau hingeschaut werden – der Eindruck ergibt sich aus der Befragung des Oberstaatsanwalts durch die Korruptionsermittler. Die Korruptionsanwälte forderten die Kriminalbeamten der Soko schlussendlich auf, ihre Parteimitgliedschaften offen zu legen – so könnte eine Befangenheit und Nähe zur ÖVP ausgeschlossen werden. Über einen Ermittler ist bekannt, dass er Mitglied der ÖVP in Niederösterreich ist. Doch die Soko verweigerte die Offenlegung, wertete die Anfrage als Affront und Misstrauensbeweis, wie Florian Klenk im aktuellen Falter berichtet.

„Österreich ist wie eine Autodromfahrt. Nur ein beschränkter Personenkreis hat Einwurfmünzen, um mitspielen zu können“, beschreibt der Heute-Journalist Nusser die Schieflagen bei den Ermittlungen.

Auch der Krone-Journalist Claus Pandi schreibt auf Twitter, dass hier „Schicht um Schicht ein System seziert“ wird, das tief blicken lässt. Wenn sich der Vorwurf der absichtlichen Verfälschung der Beweismittel erhärtet, um ÖVP-Politiker zu schützen, wäre das ein österreichisches Watergate, sagen Beobachter im U-Ausschuss.

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rudi
rudi
14. Juni 2020 09:48

Bitte, kann man diese nicht über das/ein Gericht einfordern lassen? Natürlich UNVERFÄLSCHT,oder?
Nur machen muss man es!!

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Ingrid J.
Ingrid J.
11. Juni 2020 15:01

Oh Herr im Himmel (oder wer auch immer), lass mich mit meiner Wut zurecht kommen!
Ich glaube, wir (das Volk) sollten langsam mal aufwachen, aufstehen und diesem Zirkus ein Ende bereiten. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich Politiker*innen nicht länger der Justiz entziehen können. Wenn man beobachtet, wie sich hier die Korrpution ausbreitet, würde vermuten lassen, dass es sich um Land irgendwo auf diesem Planeten handelt, aber nicht mitten in Europa.
Ich persönlich würde ja sowohl die Verweigerung einer Aussage als auch Unterschlagung von Beweismitteln inklusive Schwärzen unter Strafe stellen. Und zwar – blind wie Justitia – ungeachtet der Parteizugehörigkeit. Aber offensichtlich wurde das System „österreichischer Staat“ schon so angelegt, dass die WKStA zahnlos ist.

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J.H.
J.H.
11. Juni 2020 11:47

Bei diesen Oberschlitzohren weis man ja nie….
Aber wählen tun wir sie schon schön brav!

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Hanns-Ferdinand
Hanns-Ferdinand
10. Juni 2020 21:39

Herr Kurz verlassen Sie mein Heimatland Österreich!

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rudi
rudi
Reply to  Hanns-Ferdinand
14. Juni 2020 09:51

Aber, wenn es zutrifft, das Er auch gewusst hat, was HaCee so macht.
Aber ohne Ihn ging ja garnichts!! Also , auf zu Gericht, damit die Wahrheit, raus kommt!!

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer
In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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