Österreich ist das Land der der Kleinspender:innen. Menschen mit weniger Geld spenden in Relation mehr als Reiche – das zeigen die Spendenberichte der vergangenen zwei Jahre. Am großzügigsten sind Menschen mit einem Jahreseinkommen von unter 11.000 € – sie spenden fast 2% ihres Einkommens. Bei Millionären sind es bloß 0,08%. Würden die reichsten zehn Personen des Landes nur 1 % ihres Vermögens hergeben, kämen etwa 650 Millionen € pro Jahr für einen guten Zweck zusammen.
Die Spendenberichte des Fundraising Verbands Austria der vergangenen zwei Jahre zeigen: 96 % aller Spenden sind Beiträge von unter 600 € pro Jahr. Gespendet wird in Österreich dabei vor allem von der Mittelschicht. Im Verhältnis spendet die unterste Einkommensklasse (unter 11.000 €/Jahr) sogar am meisten – nämlich 1,94 % ihres Einkommens. Bei Menschen mit einem Jahresverdienst von unter 18.000 € werden 0,75 % und bei jenen unter 60.000 € 0,39 % gespendet. Auffällig ist, dass die Spende verhältnismäßig kleiner wird, je höher das Einkommen ist. Bei einem jährlichen Einkommen von rund 1 Million € werden nur noch 0,08 % gespendet.
Laut aktuellem Global Wealth Report ist ein Drittel des österreichischen Vermögens in den Händen von nur 335 Österreicher:innen. Würden alleine die reichsten zehn Personen des Landes nur 1 % ihres Vermögens spenden, wären das etwa 650 Millionen € pro Jahr für einen guten Zweck.
Der Großteil der Gesamtspenden kommt von der österreichischen Bevölkerung und zwar ganze 920 Millionen €. Das sind 84 % des Gesamtanteils. Dazu zählen private Geld- und Sachspenden, Mitgliedsbeiträge sowie Erbschaften. Die Spenden von Unternehmen und Stiftungen machen mit jeweils 8 % nur einen kleinen Teil vom Kuchen aus.
Spendenbereitschaft stieg mit Ukraine-Krieg rasant – brach 2023 wegen Inflation ein
Im Jahr 2022 spendeten die Österreicher:innen insgesamt 1,1 Milliarden Euro, ein Rekordwert und eine Steigerung von 26,4 % gegenüber dem Vorjahr. Einer der Hauptgründe dafür war die hohe Spendenbereitschaft für die Ukraine, die allein 150 bis 200 Millionen Euro ausmachte. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung profitierten vor allem große NPOs (Non-Profit-Organisationen), während kleinere Organisationen teils Rückgänge verzeichneten.
Der häufigste Grund, nicht zu spenden, ist die eigene finanzielle Notlage. Immer mehr Menschen können sich aufgrund der Inflation das eigene Leben nicht mehr leisten. Von den lediglich 29 % der Bevölkerung, die nicht spenden, geben 65 % an, dass sie selbst finanzielle Probleme haben. Unter anderem aufgrund der Inflation ist das Spendenaufkommen im Jahr 2023 um fast 18 % eingebrochen.
Die meisten Spenden für Kinder, Tierschutz und Katastrophenhilfe
Etwa Dreiviertel der österreichischen Bevölkerung spenden laut Eigenangabe – und zwar im Schnitt 123 € pro Person im Jahr. Gespendet wird vor allem für Soziales, Internationale Hilfe und Forschung. Auch für Kinder-, Tier- und Klimaschutz sowie Kultur, Feuerwehren, Bildung und Kirchen wird gerne tief in die Tasche gegriffen.
Eine Langzeitstudie von 2005 bis 2022 zeigt, dass der Anteil an Spenden für Tiere und Kinder stark gestiegen ist. Auch die Spendenbereitschaft für Obdachlose sowie für sozial Benachteiligte hat kontinuierlich zugenommen. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei der kirchlichen Missionsarbeit eine eher rückläufige Tendenz. 2,9 Millionen Menschen haben sich außerdem an einer Altkleiderspende beteiligt. Auch in anderen Bereichen wird fleißig gespendet, so gaben 1,3 Millionen Menschen eine Blutspende ab.