Dossier

Strache im Spesen-Himmel: Urlaube um 40.000 Euro, bis zu 3.000 Euro monatlich für Clash of Clans, 8.000 Euro für Medikamente

Der ehemalige Vize-Kanzler ist aktuell im Fokus der Ermittler. Der Grund ist nicht nur die Ibiza-Affäre. Auch zu privaten Ausgaben, die Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef an Staat und Partei verrechnet hat, wird ermittelt. Neben Taxi-Rechnungen und Abendessen finden sich auch Medikamente, Computerspiele und Luxusurlaube mit dem Privatjet auf der Spesen-Liste. Inzwischen beziffert das Bundeskriminalamt den Schaden in der Spesen-Affäre des früheren FPÖ-Chefs mit 580.832,82 Euro.

 „In der Vergangenheit sind viele arme Männer in eine reiche Partei gekommen und haben als reiche Männer eine arme Partei zurückgelassen.“

Das sagte der ehemalige FPÖ-Chef 2005 über den Strache Spesen Skandal rund um den ehemaligen FPÖ-Parteichef Jörg Haider und die Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer. Doch wie so oft: Die Geschichte wiederholt sich, einmal als Tragödie und einmal als Farce. Denn der Ex-Vizekanzler und FPÖ-Chef hat sich noch üppiger bedient als seine Vorgänger. Er hat hohe Geldbeträge über Partei und Ministerium abgerechnet. Viele private Vergnügen wie Ski-Urlaub und Luxus-Outfits ließ er von seinen Angestellten in Rechnungen für vermeintliche Geschäftsessen umwandeln, um sie als Spesen abrechnen zu können. Gemacht hat er das, indem ein Angestellter von Strache falsche Rechnungen bei befreundeten Wirten gesammelt hat. Diese Rechnungen für die vermeintlichen Geschäftsessen wurden dann statt der privaten Rechnungen Straches zur Spesen-Abrechnung abgegeben. Laut Kurier vom September 2020 geht das Bundeskriminalamt mittlerweile von einer Schadenshöhe von  580.832,82 Euro aus, die Ermttlungen dauern noch an.

Strache droht Haftstrafe bis zu 10 Jahren

Bei einer Verurteilung wegen Untreue droht ab 300.000 Europ Schadenshöhe eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Die Tiroler Tageszeitung schreibt, dass die Ermittler inzwischen bei der Staatsanwaltschaft die Öffnung von Straches Konten verlangen. Daneben erheben ein ehemaliger Leibwächter und der Chauffeur von Strache neue Vorwürfe. Einem Bericht der Zeitung Österreich nach geben die zwei Männer an, dass es 2014 und 2015 zu Besuchen in „diversen Bars“ kam, im Zuge dessen sollen mehrere Escort-Damen nach Hause bestellt worden sein, man habe sich auch Viagra geteilt. Strache streitet diese Vorwürfe gegenüber „Österreich“ ab und unterstellt umgekehrt dem Leibwächter sich bereichert zu haben.

Hochzeit mit Philippa: 18.000 Euro in bar

Strache soll seine Hochzeit mit Philippa Strache (damals Beck) teilweise über die Partei abgerechnet haben. Die Wirtin jenes Weinguts, wo die Feierlichkeit stattgefunden haben soll, soll insgesamt 18.092 Euro in bar bekommen haben. Dass so eine hohe Summe bar beglichen wurde, macht die Ermittler stutzig. Die FPÖ will sich dazu nicht äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.

Kindergeburtstag: 8.000 Euro

Weitere Ermittlungen gibt es um den Geburtstag von Straches Tochter 2016. Hier soll eine Getränkerechnung von knapp 8.000 Euro von der Partei bezahlt worden sein. Doch der Anwalt Straches hat eine Erklärung für die lange Rechnung: Es habe sich nicht um den Geburtstag der Tochter Straches, sondern um seinen eigenen gehandelt. Sein Geburtstag ist nur einen Tag nach dem seiner Tochter. Bei dem Geburtstagsfest habe es sich um eine Feierlichkeit mit FPÖ-Funktionären gehandelt – und das sei für einen Mann in seiner Funktion als Arbeit zu werten. Getrunken wurden, nach Aussage von Straches Anwalt, etliche alkoholfreie Cocktails.

Opernball-Besuch: 27.000 Euro

Beim Opernball 2019 gönnte sich Strache, damals noch Vizekanzler und Bundesminister für Sport, eine Loge um 23.600 Euro. Zusätzlich gab er für die Bewirtung der Logengäste fast 3.000 aus. Abgerechnet wurden die Kosten vollständig über das Bundesministerium für öffentlichen Dienst und Sport. Die Ausgaben für den Ball-Besuch sind so hoch wie 16 österreichische Durchschnitts-Gehälter.

Strache Spesen: Neues Büro 220.000 Euro

Als Strache Bundesminister für Sport und öffentlichen Dienst wurde, ließ er zuallererst sein Büro komplett neu herrichten. Dabei sparte er keine Kosten. Für Möbel, Büroausstattung sowie Umgestaltung des Büros, wie z.B. Teppiche, Vorhänge und Bepflanzung, gab er 123.271 Euro aus. Dazu kam die Sanierung der Sanitäranlagen für stolze 96.570,02 Euro – alles auf Kosten des Steuerzahlers. Mit der Summe kann man in Wien eine neue Wohnung kaufen.

Strachen Spesen

Mit dem Geld für die Neugestaltung des Büros von Strache bekommt man in Wien eine nigelnagelneue Wohnung.

Zusätzlich zu den Kosten des Büro-Umbaus ließ Strache ein Sicherheitskonzept für sein Büro erstellen. Das hat den Steuerzahler weitere 287.284,59 Euro gekostet.

Abendessen als Sportminister: 8.450 Euro

Insgesamt hat Strache als Sportminister 8.450 Euro für Dinner ausgegeben. Eine ehemalige Mitarbeiterin von Strache gab an, dass er immer wieder private Ausgaben als geschäftliche Essen tarnte, um es der Partei als Spesen unterzujubeln. Ob er das auch in seiner Rolle als Sportminister getan hat, ist nicht bekannt.

Taxi-Rechnungen von Strache: 10.200 Euro

In den eineinhalb Jahren seiner Karriere als Minister hat Strache über 10.000 Euro für Taxifahrten ausgegeben. Um den Betrag könnte er fast 300 Mal von seinem Haus in Klosterneuburg in sein damaliges Ministerium in Wien fahren.

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Strache hat allein für Taxi-Rechnungen über 10.000 Euro ausgeben. Damit hätte er fast 300 mal mit dem Taxi von seinem Luxus-Büro nach Klosterneuburg fahren können.

Haus der Straches in Klosterneuburg: Monatlicher Zuschuss von 2.500 Euro

Für das Familienhaus in Klosterneuburg ließen sich die Straches von der FPÖ monatlich 2.500 Mietzuschuss zahlen – zusätzlich zum Gehalt, das beide damals von der FPÖ erhielten. Strache verdiente zusätzlich als Vizekanzler und Sportminister rund 20.000 Euro.

Strache Spesen

Für seine Villa in einer Nobel-Gegend in Klosterneuburg, ließ sich Strache jedes Monat 2.500 Euro von der Partei zuschießen.

Medikamente: 8.000 Euro

Zwischen 2015 und 2018 soll Strache insgesamt fast 8000 Euro für Einkäufe in der Apotheke ausgegeben haben und über die Parteikasse abgerechnet haben. Der Anwalt von Strache dementiert die Abrechnung der Arzneimittel nicht:

„Allerdings wurden sämtliche Rechnungen, die vom Steuerberater der Partei als privat eingestuft wurden, von meinem Mandanten in regelmäßigen Abständen bezahlt.“

Für Handy-Spiel Clash of Clans: monatlich bis zu 3.000 Euro

Für das Handy-Spiel Clash of Clans, nachdem Strache „süchtig“ sein soll, hat er monatlich 2.000 bis 3.000 Euro aus der Parteikasse verspielt. Das geht aus einem entsprechender Vermerk des Bundeskriminalamts hervor.

Strache beteuerte zwar, dass er die Ausgaben aus Versehen über die Partei-Kreditkarte getätigt hat. Er habe das Geld retourniert und dann seine eigene Kreditkarte hinterlegt. Dass er so hohe Beträge für ein Handy-Spiel ausgibt, bestritt er jedoch nicht.

Urlaub in Luxus-Villa auf Ibiza: 40.000 Euro

Ein Jahr nach dem Abend mit der vermeintlichen russischen Oligarchin machte Strache erneut Urlaub auf seiner Lieblingsinsel. Zehn Nächte verbrachte er mit seiner Frau in einer zweigeschoßigen Prachtvilla mit sieben Schlafzimmern und großzügigem Pool. Kosten für das gemietete Anwesen samt Transfer: knapp 29.000 Euro. Die Straches reisten jedoch nicht mit dem Linien-Flugzeug nach Ibiza. Für 11.000 flogen sie im Privatjet auf die Mittelmeerinsel und wieder zurück.

Strache Spesen

Mit 29.000 Euro kann man in einer Villa dieses Kalbiers urlauben. Was der Durchschnitts-Bürger maximal in seinem ganzen Leben für Urlaub ausgibt, verprasste Strache in ein bisschen mehr als einer Woche.

Luxus-Outfits, Ski-Urlaub und Whirlpool-Reparatur

Zusätzlich zu diesen stattlichen Rechnungen hat Strache der FPÖ am laufenden Band kleinere Beträge verrechnet. Etwa Kleidung von Gucci für sich und seine Frau, Ski-Ausrüstung im Urlaub und die Reparatur des eigenen Whirlpools. Diese Rechnungen wurden laut einer ehemaligen Mitarbeiterin der Partei untergejubelt, indem er sie in Rechnungen für geschäftliche Essen umwandeln ließ. Falsche Rechnungen von befreundeten Wirten waren die Basis für den Betrug. Wie viele tausende Euro Strache in dieser Weise als Spesen abgerechnet hat, ist unklar.

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Urs Krasniqi
Urs Krasniqi
27. August 2021 15:46

Die Vorwürfe vom Chauffeur von Strache, dass mehrere Escort-Damen nach Hause bestellt worden seien, hatten sich offenbar nicht erhärtet. Trotzdem: ich würde mich in Grund und Boden schämen!

Reinhard Datinger
Reinhard Datinger
29. Juli 2020 18:24

Warum wird er da nicht zur Rechenschaft gezogen? Ist das alles legitim? Wenn ja, dann gehts niemanden was an. Wenn NEIN, warum wird er nicht geklagt.

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