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ÖH-Wahl 2025: Sozialdemokratischer VSStÖ legt zu und gewinnt mit 30,2 Prozent

Foto: VSStÖ & Thomas Ledl/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 AT)

Kontrast Redaktion Kontrast Redaktion
in Bildung & Wissenschaft, Interview
Lesezeit:6 Minuten
16. Mai 2025
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Von 13. bis 15. Mai 2025 fanden die Wahlen der Österreichischen Hochschüler:innenschaft (ÖH) statt. 350.000 Studierende an allen Universitäten und Fachhochschulen wählten ihre Vertretung für die nächsten zwei Jahre. Laut dem vorläufigen Ergebnis hat der Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich (VSStÖ) die Wahl mit 30,2 Prozent klar gewonnen. Das ist ein Zuwachs von 3,7 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl vor zwei Jahren.
Kontrast hat mit VSStÖ-Spitzenkandidatin Selina Wienerroither über erreichte Erfolge und geplante Maßnahmen für ein leistbareres Studium gesprochen.

Inhalt
Studierende geben fast die Hälfte ihres Einkommens für Wohnen aus
Leistbarer Wohnraum um 300 € und höhere Studienbeihilfe gefordert
Bisherige Erfolge: von doppeltem Mensa-Bonus bis gratis HPV-Impfung
Pläne für die nächsten 2 Jahre: bessere Vereinbarkeit von Studium & Arbeit und Infokampagne zur Studienbeihilfe
Regierungsprogramm enthält viele gute Vorhaben – Umsetzung gefordert
Das macht die ÖH: Fördertöpfe, Beratungsangebote und Interessenvertretung

Die gesamten Ergebnisse aller Universitäten und Hochschulen gibt es hier.

Studierende geben fast die Hälfte ihres Einkommens für Wohnen aus

Kontrast: Was sind aus deiner Sicht aktuell die größten Belastungen für Studierende?

Selina Wienerroither: Die aktuelle Studierendensozialerhebung zeigt, wie prekär die soziale Lage von uns Studierenden ist. Rund 6 von 10 haben monatlich weniger als 1.572 € zur Verfügung und fallen damit unter die Armutsgefährdungsgrenze. Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren in die Höhe geschossen, nicht zuletzt beim Wohnen. Studierende geben heute satte 100 € mehr für ihre Wohnbedürfnisse aus als noch vor der Teuerungswelle. Hier ist die Lage auch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung prekär: Während man in Österreich durchschnittlich rund ein Fünftel des eigenen Einkommens fürs Wohnen ausgibt, sind es bei Studierenden – je nach Mietverhältnis – fast 50 %. Auch Studierendenheime schaffen da keine Abhilfe mehr, hier geht sogar mehr als die Hälfte des Einkommens drauf. Wieso sollten Studierende anteilsmäßig mehr als doppelt so viel zahlen müssen wie alle anderen?

Leistbarer Wohnraum um 300 € und höhere Studienbeihilfe gefordert

Kontrast: Welche Maßnahmen bräuchte es dagegen?

Selina Wienerroither: Wir fordern eine Garantie auf einen leistbaren Wohnplatz um 300 €, um hier Druck rauszunehmen und den Wohnkostenanteil an den gesamtgesellschaftlichen Schnitt anzugleichen. Dafür braucht’s die Wiedereinführung der staatlichen Studierendenheimförderung, eine effektive Mietendeckelung und eine zentralisierte wie ausfinanzierte Wohnbeihilfe. Das ist auch deshalb so wichtig, weil die aktuelle Situation immer mehr Studierende in die Erwerbstätigkeit drängt. 7 von 10 Studierenden arbeiten mittlerweile neben dem Studium, Tendenz steigend. Davon wiederum 7 von 10 aus finanzieller Notwendigkeit. 21 Wochenstunden gehen durchschnittlich für die Arbeit drauf, schon ab 9 Stunden leidet aber der Studienerfolg darunter.

Sprich: Wer arbeiten muss, hat einen erheblichen Nachteil gegenüber allen anderen Studierenden.

Das wird spätestens dann zum Problem, wenn ich Studienbeihilfe beziehe und aufgrund der Erwerbsarbeit die nötigen ECTS nicht erbringen kann. Das verschärft die finanzielle Lage zusätzlich, im schlimmsten Fall kommen dann nach der Mindeststudienzeit und Toleranzsemestern auch noch Studiengebühren dazu. Viele brechen deshalb das Studium wieder ab oder fangen gar nicht erst an.

Hier braucht es vor allem 2 Sachen: soziale Absicherung und gerechte Studienbedingungen. Die Studienbeihilfe muss vor Armut schützen – deshalb fordern wir ihre Erhöhung auf die Armutsgefährdungsgrenze.

Und zum anderen müssen Arbeit und Studium besser miteinander vereinbart werden, zum Beispiel durch flexiblere Studienmodelle und zusätzliche Toleranzsemester für arbeitende Studierende.

Zwischen 13. und 15. Mai 2025 wählen auch die Studierenden der Universität Wien eine neue Vertretung.

Bisherige Erfolge: von doppeltem Mensa-Bonus bis gratis HPV-Impfung

Kontrast: Ihr wart bisher in einer Koalition mit GRAS und KSV-LiLi. Welche wichtigen Projekte konntet ihr in den letzten zwei Jahren umsetzen?

Selina Wienerroither: Ein Erfolg, auf den wir sehr stolz sind, ist die Verdopplung des Mensa-Bonus auf 2 € pro Mahlzeit. Das heißt: Mit dem Mensa-Pickerl zahlen Studierende nun 2 € weniger für das Mensa-Menü. Zusätzlich konnten wir hier kürzlich eine Aufstockung um 200.000 € erwirken. Von Anfang an haben wir auch einen Schwerpunkt auf leistbares Wohnen gelegt. In einer wohnpolitischen Kampagne haben wir uns mit der Wohnsituation von Studierenden österreichweit auseinandergesetzt. Studierende haben ihre Wohnsorgen mit uns geteilt, die wir in weiterer Folge für zukünftige Projekte und Forderungen mitdenken werden. Teil der Kampagne war auch eine umfassende Studie zu studentischem Wohnen gemeinsam mit der Arbeiterkammer.

Eine zentrale Forderung war dabei immer, dass die 2011 abgeschaffte Förderung von Studierendenheimen wiedereingeführt wird. Deshalb freuen wir uns auch sehr, dass sie sich jetzt im Regierungsprogramm wiederfindet.

Wir fordern auch seit Jahren eine Erhöhung der Studienbeihilfe. Mit der Valorisierung der Sozialleistungen steigt diese seit 2023 zumindest mit der Inflation. Damit sind wir zwar noch lange nicht am Ziel, es ist aber ein wichtiger Zwischenerfolg. Außerdem konnten wir gemeinsam mit der Initiative „HPV-Impfung jetzt!“ die kostenlose HPV-Impfung für alle bis zum 30. Lebensjahr erkämpfen. Da gab es auch einige sehr gut besuchte Impfaktionen an den Hochschulen.

Pläne für die nächsten 2 Jahre: bessere Vereinbarkeit von Studium & Arbeit und Infokampagne zur Studienbeihilfe

Kontrast: Welche Schwerpunkte wollt ihr in der kommenden Legislaturperiode setzen?

Selina Wienerroither: Soziale Absicherung, leistbares Wohnen und Mensen sind unsere Kernthemen in der nächsten Periode. Wir wollen finanzielle Entlastung, etwa durch ein 3€-Mensa-Menü an jeder Hochschule. Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass Studium und Arbeit endlich miteinander vereinbar sind. Da spreche ich einerseits von arbeitsrechtlicher Beratung, aber auch von Maßnahmen, die an den Hochschulen ergriffen werden müssen, um Studieren mit Nebenjob endlich möglich zu machen: mehr digitales Angebot, Lehrveranstaltungen zu Randzeiten und mehr Toleranzsemester für arbeitende Studierende.

Mein persönliches Herzensprojekt ist eine österreichweite Informationskampagne zur Studienbeihilfe. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie erleichternd es ist, wenn der Antrag auf die Beihilfe endlich bewilligt wird. Viele Studierende wissen aber gar nicht, dass sie überhaupt anspruchsberechtigt sind. Ich will dafür sorgen, dass sich mehr Studierende ermutigt fühlen, einfach mal einen Antrag zu stellen. Denn die Studienbeihilfe ist vor allem für Arbeiter:innenkinder eine wichtige soziale Entlastung. Wichtig ist aber dennoch, weiterhin darauf zu pochen, dass die Studienbeihilfe in Zukunft auch wirklich zum Leben reicht. So, dass zur eigenen Finanzierung dann auch kein Nebenjob mehr notwendig ist.

Regierungsprogramm enthält viele gute Vorhaben – Umsetzung gefordert

Kontrast: Seit Anfang 2025 stellt die SPÖ mit Eva-Maria Holzleitner als Wissenschaftsministerin das Bildungsressort. Wie läuft die Zusammenarbeit aus Sicht der Studierendenvertretung?

Selina Wienerroither: Wir haben aus unserer Sicht eine sehr gute gemeinsame Basis. Das Hochschulkapitel im Regierungsprogramm enthält viele langjährige VSStÖ-Forderungen. Da sehen wir viel Interesse und Bereitschaft, das Leben von Studierenden zu verbessern. Die Aufstockung des Budgets für den Mensa-Bonus ist ein erster Erfolg und ein wichtiger Schritt in Richtung leistbarer Mensen. Wir freuen uns auch sehr über die kürzlich angekündigte Umsetzung des “Students at Risk”-Programms, das Studierende aus Ländern, in denen sie ihr Studium aufgrund politischer Einschnitte nicht fortsetzen können, dabei unterstützt, in Österreich weiterzustudieren. Gerade bei den massiven Angriffen auf die Wissenschaftsfreiheit, die wir weltweit und insbesondere in den USA beobachten, ist das ein wichtiges Signal.

Kontrast: Was erwartet ihr euch konkret von der neuen Wissenschaftsministerin?

Selina Wienerroither: Wir sehen hochschul- und sozialpolitisch einen riesigen Handlungsbedarf. Studierende müssen bei den Wohnkosten entlastet werden, an den Hochschulen braucht es Maßnahmen für mehr Studierbarkeit. Hier erwarten wir uns, dass das Regierungsprogramm konsequent umgesetzt wird: Eine Evaluierung und Neugestaltung der Studieneingangs- und Orientierungsphase, die Wiedereinführung der Studierendenheimförderung und ein leichterer Zugang zur Studienbeihilfe. All das natürlich unter Einbeziehung der ÖH, damit die Veränderungen tatsächlich zu Gunsten der Studierenden passieren.

Auch die Studierenden der Wirtschaftsuniversität Wien sind von 13. bis 15. Mai zu den ÖH-Wahlen aufgerufen.

Das macht die ÖH: Fördertöpfe, Beratungsangebote und Interessenvertretung

Kontrast: Nur 21 Prozent der Studierenden haben bei der letzten ÖH-Wahl ihre Stimme abgegeben. Warum glaubst du, ist die Wahlbeteiligung so niedrig?

Selina Wienerroither: Wir waren in den letzten beiden Jahren ständig an den Hochschulen mit Studierenden im Gespräch, übers Studium, über die ÖH und warum wir eine starke Interessenvertretung brauchen. Die Wahlbeteiligung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine ÖH-Umfrage hat aber erst kürzlich gezeigt, dass die meisten Studierenden ein sehr positives Bild der ÖH haben und ihnen eine starke Interessenvertretung durchaus wichtig ist. Die Info-Kampagne der ÖH zur Wahl ist heuer sehr umfangreich. Mein persönliches Highlight ist dabei die “ÖH-Wahl Bim”, die gerade auch durch Wien fährt. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass die Wahlbeteiligung heuer wieder steigt.

Kontrast: Was würdest du jemandem sagen, der oder die nicht vorhat, wählen zu gehen?

Selina Wienerroither: Ich rate allen Studierenden, zur Wahl zu gehen. Die ÖH ist unsere wichtigste Interessenvertretung und braucht starken Rückhalt aus der Studierendenschaft. Und falls du noch nicht weißt, warum die ÖH so wichtig ist: Neben unzähligen Unterstützungsleistungen, wie Fördertöpfen oder Beratungsangeboten ist die ÖH auch unser wichtigstes Sprachrohr gegenüber der Politik. Die ÖH konnte schon viele Verbesserungen für uns Studierende erkämpfen, doch es gibt noch vieles zu tun.

 

Das Interview wurde am 29. April 2025 veröffentlicht und am 16. Mai 2025 aufgrund der Wahlergebnisse aktualisiert.

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Willi Resetarits war ein beliebter österreichischer Musiker und Sänger. Bekannt wurde er vor allem durch die Kultfigur „Ostbahn-Kurti“, die er über Jahrzehnte hinweg verkörperte. Er verband stets Schmäh und Musik mit seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Zitat: Man darf seine Herkunft nicht vergessen. Bei mir ist es die Prägung als burgenland-kroatisches Kind, das erst später Deutsch gelernt hat, dazu das Arbeitermilieu, die bescheidenen Verhältnisse in Stinatz und in Favoriten. Daher kommt meine Zuwendung, meine Sympathie für die sozial Schwächeren. Man hat eine Verpflichtung sich zu engagieren, wenn man wie ich immer Glück im Leben gehabt hat. Willi Resetarits

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Willi Resetarits war ein beliebter österreichischer Musiker und Sänger. Bekannt wurde er vor allem durch die Kultfigur „Ostbahn-Kurti“, die er über Jahrzehnte hinweg verkörperte. Er verband stets Schmäh und Musik mit seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Zitat: Man darf seine Herkunft nicht vergessen. Bei mir ist es die Prägung als burgenland-kroatisches Kind, das erst später Deutsch gelernt hat, dazu das Arbeitermilieu, die bescheidenen Verhältnisse in Stinatz und in Favoriten. Daher kommt meine Zuwendung, meine Sympathie für die sozial Schwächeren. Man hat eine Verpflichtung sich zu engagieren, wenn man wie ich immer Glück im Leben gehabt hat. Willi Resetarits
Willi Resetarits war ein beliebter österreichischer Musiker und Sänger. Bekannt wurde er vor allem durch die Kultfigur „Ostbahn-Kurti“, die er über Jahrzehnte hinweg verkörperte. Er verband stets Schmäh und Musik mit seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Zitat: Man darf seine Herkunft nicht vergessen. Bei mir ist es die Prägung als burgenland-kroatisches Kind, das erst später Deutsch gelernt hat, dazu das Arbeitermilieu, die bescheidenen Verhältnisse in Stinatz und in Favoriten. Daher kommt meine Zuwendung, meine Sympathie für die sozial Schwächeren. Man hat eine Verpflichtung sich zu engagieren, wenn man wie ich immer Glück im Leben gehabt hat. Willi Resetarits

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