Die „Hacienda“ des ehemaligen kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar war in den 1980er-Jahren ein Zoo, weltbekannt waren seine Nilpferde. Kolumbien widmet einen Teil des großen Anwesens jetzt Frauen, die unter der Gewalt im kolumbianischen Bürgerkrieg gelitten haben. Sie sollen 120 Hektar des Anwesens bewirtschaften und bewohnen. Das gab der kolumbianische Präsident Gustavo Petro kürzlich bekannt.
Escobar, der kriminellste und reichste Drogenbaron der 1980er
Pablo Escobar war das Oberhaupt des kolumbianischen Medellín-Kartells, der den weltweiten Kokain-Handel an die Spitze trieb. Ende der 80er-Jahre hatte er 80 % des Kokainhandels weltweit unter seiner Kontrolle und war stand sieben Jahre lang auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen weltweit. In seinem Auftrag wurden hunderte Menschen getötet. Die „Hacienda Nápoles“ war Pablo Escobars Ausdruck von Macht und Reichtum. In den 1980er-Jahren hielt der ehemalige Drogenboss dort unter anderem Nilpferde, die mittlerweile zu einer richtigen Plage für die Menschen vor Ort geworden sind. Auf dem rund 3.000 Hektar großen Anwesen waren außerdem eine Stierkampfarena, ein Flugplatz, einige Swimmingpools und künstliche Seen zum Wasserskifahren.
Aus Escobar-Zoo wird Freizeitpark & landwirtschaftliche Nutzfläche
Nach Escobars Tod im Jahr 1993 wurde sein Anwesen verstaatlicht. Rund 300 Hektar davon sind heute ein Freizeitpark. Jetzt kündigte Gustavo Petro auf X an, dass ein Teil der Hacienda in Frauenhand übergeht. 120 Hektar bislang unbenutzter Fläche gehen an Frauen, die Opfer der bewaffneten Gewalt zwischen dem kolumbianischen Staat und den Drogenkartellen wurden. Der Großteil der Farm wird weiterhin als touristischer Themenpark genutzt.

Kleinbauern protestieren in den 60ern gegen ungerechte Landverteilung
In den 1960er-Jahren formierten sich in Kolumbien kleinbäuerliche und studentische Gruppen, die gegen die extrem ungleiche Landverteilung und Landraub protestierten. Aus dieser Bewegung entstanden zunächst die Guerillagruppen „FARC“ und „ELN“. 1970 kam schließlich auch die Bewegung „M-19“ dazu, der der heutige Präsident Gustavo Petro angehörte.
2016 unterschrieben die „FARC“, die größte Guerillabewegung Kolumbiens, und die kolumbianische Regierung nach über 50 Jahren bewaffneten Konflikts einen Friedensvertrag. Dieser sieht unter anderem die Rückgabe von Land an Kleinbauern vor. Schließlich sind die Konfliktursachen hauptsächlich ungleiche Landverteilung, mangelnde politische Teilhabe sowie Drogenhandel. Während die Vorgängerregierung unter dem rechtskonservativen Iván Duque den Friedensplan großteils blockierte, verfolgt die Regierung Gustavo Petros das Abkommen weiter. Doch teilweise stößt sie auf Widerstand – aus Teilen der Bevölkerung, aber vor allem vonseiten traditioneller Eliten, die um ihre Privilegien fürchten.
17 Jahre Kampf um gestohlenes Land
Seit Jahren hat die Vereinigung der weiblichen Opfer bewaffneter Konflikte (ASODO) – eine Gruppe mutiger Landwirtinnen – dafür gekämpft, das Land zurückzuerhalten. Denn das wurde ihnen auf dem Gebiet der ehemaligen Hacienda Nápoles, also des Anwesens von Escobar, weggenommen. Nach mehr als 17 Jahren Einsatz haben sie nun das Anwesen La Perla erhalten. Es wurde ihnen von der Nationalen Landagentur (ANT) übergeben.

Mit ihrer Politik der Agrarreform und sozialen Gerechtigkeit setzt die Regierung unter Gustavo Petro jetzt Schritte um, um geraubtes oder illegal besetztes Land an bäuerliche Gemeinschaften und Opfer des bewaffneten Konflikts zurückzugeben. Die Rückgabe von La Perla an die ASODO-Frauen gilt als Symbol für diesen Wandel – ein Schritt hin zu mehr Gleichheit, Frieden und nachhaltiger Entwicklung in Regionen, die lange von Gewalt und Ungleichheit geprägt waren.
„Mit diesem kleinen Stück Land wurden wir neu geboren. Wir haben 17 Jahre lang um ein Stück Land gekämpft. Jetzt danken wir Gott und Präsident Petro, dass sie unseren Traum erfüllt haben und sagen können: ‚Dieses Land gehört mir!‘“, sagt Flor Marina Andrade, die Rechtsvertreterin von ASODO.