Einfach Flugzeugflügel an ein Auto montieren – und schon von den Steuerprivilegien für Superreiche profitieren: Mit diesem Angebot macht aktuell eine britische Satire-Kampagne darauf aufmerksam, dass Privatjets meistens steuerfrei tanken können. Und das, obwohl sie überaus klimaschädlich sind und alle anderen Formen der Mobilität – Züge, Autos, öffentlicher Verkehr – sehr wohl Steuern zahlen müssen.
Privatjets werden bei Superreichen immer beliebter. Trotz Klimakrise finden mehr Reisen mit dem Privat-Flugzeug statt denn je. Damit nimmt auch deren Umweltverschmutzung zu. Laut einer schwedischen Studie stieg der CO₂-Ausstoß durch Privatjets zwischen 2019 und 2023 um satte 46 Prozent – von 10,7 auf 15,6 Millionen Tonnen.
Auch Kurzstreckenflüge unter 50 Kilometer nahmen zu, also kürzere Strecken als Wien-Sankt Pölten. Das zeige laut Tourismusexperte Stefan Gössling, dass Privatjets oft nur aus Bequemlichkeit zum Einsatz kommen:
„In vielen Fällen scheint die private Luftfahrt das Auto aus Zeitgründen oder aus Bequemlichkeit zu ersetzen, wie der Anteil von 4,7 Prozent an sehr kurzen Flügen unter 50 Kilometer zeigt.“
Privatjets doppelt steuerlich begünstigt
Die Privatjets der Superreichen schädigen nicht nur die Umwelt, sondern sie sind zusätzlich steuerlich begünstigt. Denn Kerosin ist von der Mineralölsteuer befreit, wenn der Flug als „gewerblich“ gilt. Über Firmenkonstruktionen und Charterfirmen können Superreiche so meist steuerfrei tanken – selbst wenn der Flug kaum von einer privaten Luxusreise zu unterscheiden ist.
Darüber hinaus können Millionäre hierzulande ihre Privatjet-Flüge von der Steuer absetzen – und das sogar noch leichter als herkömmliche Geschäftsreisen. Das Geschäftsmodell funktioniert so: Ein Milliardär gibt seinen Privatjet einer Charterfirma. Die Charterfirma beherbergt den Privatjet und stellt den Piloten zur Verfügung. Wenn der Milliardär dann einen Flug bei dieser Charterfirma bucht, kann er sie als Geschäftsreise verbuchen und so von der Steuer absetzen, wie Stefan Stadler von Greenpeace im Ö1-Mittagsjournal erklärt.

Satire-Kampagne: Mache dein Auto zum Privatjet und spare damit Steuern
Wer hingegen mit dem Auto in die Arbeit pendelt, zahlt auf jeden Liter Benzin oder Diesel zwischen 40 und 50 Cent Mineralölsteuer. Dieses Geld fließt in Infrastruktur, Klimaschutz und das allgemeine Budget. Im Vergleich dazu spart sich ein einzelner Jet pro Tankfüllung mehrere Hundert Euro – je nach Größe auch deutlich mehr. Bei einem jährlichen Kerosin-Verbrauch für Privatjets von 60 Millionen Litern könnte die Ersparnis bei rund 30 Millionen Euro liegen. Auf diese Schieflage macht jetzt die britische Satire-Kampagne „WeWingAnyCar.com“ aufmerksam. Sie bieten an, Flügel an Autos zu montieren, damit sie als Privatjet eingestuft und somit steuerlich begünstigt werden. Ihr Slogan: „Steuern zahlen wie ein Milliardär. Verleihen Sie Ihrem Auto Flügel und zahlen Sie keine Treibstoffzölle mehr, genau wie bei einem Privatjet“. Auf ihrer Website kann man sein Autokennzeichen prüfen lassen, ob ein Upgrade möglich wäre, ebenso wie FAQs, zum Beispiel, wie sich Autos dann am besten parken lassen. Auch der Milliardär Jeff Bezos kommt zu Wort:
„Ich besitze bereits einen Privatjet. Aber wenn ich arm wäre, würde ich definitiv WeWingAnyCar.com nutzen“, heißt es auf der Website.
Besonders viele Privatjets in Österreich – und besonders viele für ein Verbot
Auch in Österreich sprechen sich laut einer Umfrage von Greenpeace fast 80 Prozent für eine Kerosinabgabe aus. 70 Prozent wollen ein Verbot von Kurzstreckenflügen, wenn es eine leistbare und schnelle Alternative mit dem Zug gibt. 61 Prozent sprechen sich für ein generelles Verbot für Privatjets aus. Dabei ist Österreich ein beliebtes Privatjet-Land: Pro 100.000 Einwohner finden hierzulande 2,94 Privatjet-Flüge statt. Damit liegt Österreich weit vor Deutschland (0,75) und knapp hinter der bei Superreichen beliebten Schweiz (3,76). Österreich hat damit die zweithöchste Privatjet-Dichte in Europa.
Das reichste Prozent der Menschen verursacht 41 % aller weltweiten CO2-Emissionen
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