Arbeit & Freizeit

Casinos Austria: “Die Kündigungen dienen nur den Aktionären, unternehmerisch sind sie nicht notwendig”

600 Menschen haben die Casinos Austria zur Kündigung beim AMS angemeldet. Dass es nicht zu diesen Kündigungen kommt, dafür verhandelt der Betriebsrat Manfred Schönbauer seit Wochen Tag und Nacht. Vieles konnten die Beschäftigten erreichen – doch der Druck von den Seiten der Aktionäre ist groß. Ob sich alle Kündigungen verhindern lassen, wird sich erst herausstellen. Wir haben den Betriebsrat Schönbauer im Interview zum Stand der Verhandlungen befragt.

Kontrast.at: Herr Schönbauer, wie stehen die Verhandlungen?

Schönbauer: Wir sind recht knapp vor der Veröffentlichung der Ergebnisse. Viele Details sind bereits geklärt – jetzt müssen wir sie noch zu Papier bringen. Den Abbau konnten wir nicht total stoppen. Aber ich glaube, wir konnten den Stellenabbau sozialverträglicher machen. Vielleicht kommen wir sogar mit der Umstellung auf Teilzeit und durch Frühpensionierungen ohne Kündigungen durch. Das werden wir aber erst sehen, wenn wir wissen, wie sehr die Kollegen, die erarbeiteten Modelle annehmen. Vor allem die älteren Kollegen zeigten sich aber im Vorfeld bereit.

Kontrast.at: Wie schauen die Modelle für die Mitarbeiter denn aus?

Schönbauer: Die Details werden noch festgeschrieben, aber verständigt haben wir uns auf das: Wer die Arbeitszeit um 50 Prozent reduziert, soll 60 Prozent seines Gehalts bekommen. Eine Art Arbeitszeitverkürzung sozusagen, um die Stellen zu retten.

Auch für „freiwilligen Abgänge“ konnten wir ganz gute Konditionen erarbeiten. Bis zu 39 Bruttomonatsgehälter werden als Abfindung ausbezahlt.

Kontrast.at: Haben Sie Verständnis dafür, warum der Konzern Stellen abbauen muss?

Schönbauer: Nein, überhaupt nicht. 2019 war das erfolgreichste Jahr überhaupt für die Casinos Austria. Und auch wenn ein großer Teil davon aus dem Online-Geschäft kommt, die 12 Casinostandorte sind seit einem Jahrzehnt selbsterhaltend.

Das gesamte „Refit“-Programm der Geschäftsführung dient der Maximierung der Dividende und ist unternehmerisch nicht notwendig.

Kontrast.at: Als die Novomatic ihre Anteile an den Casino Austrias AG verkaufte, hatte die Republik (vertreten durch die ÖBAG) das Vorkaufsrecht. Der Finanzminister Blümel verzichtete allerdings Anteil zurückzukaufen. Denken Sie, die Situation wäre heute eine andere?

Schönbauer: Die ehrliche Antwort ist: Ich bin mir nicht sicher. Wenn ich mir anschaue, was in den letzten Jahren vonseiten der Regierung gemacht wurde, zum Beispiel bei der AUVA, glaube ich nicht, dass Arbeitsplätze einen besonders hohen Stellenwert haben. Aber natürlich wäre es gut, wenn gerade in einem so sensiblen Bereich wie dem Glücksspiel, nicht nur das Profitinteresse im Vordergrund steht.

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