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Kontrast
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„Dass sie uns sowas noch antun, hätten wir nie gedacht“

„Dass sie uns sowas noch antun, hätten wir nie gedacht“

Patricia Huber Patricia Huber
in Gesellschaft, Gesundheit, Schwarz-Blau
Lesezeit:2 Minuten
3. Mai 2018
8
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Hat man einmal erfahren, wie es besser sein könnte, ist es schwer, das wieder zu vergessen. Frauen über 70, alleine in einem zersiedelten Ort, die wieder zusammengefunden haben. Langzeitarbeitslose, die ihren neuen Job so gerne machen, dass sie weniger Krankenstände haben als normale Beschäftigte. Das BIS-Mobil hat Ebensee zu einem anderen Ort gemacht und dennoch wurde es Ende April eingestellt. Die Regierung hat dem AMS das Fördergeld gestrichen. 

Am letzten Tag fahren alle Gäste umsonst mit dem BIS-Mobil, aber die Fahrgäste freut das wenig. Auch sonst waren die Preise nicht hoch. Rund 2,50 Euro hat eine Fahrt gekostet, den Preisen des öffentlichen Nahverkehrs angepasst. Um 2,50 Euro zum Arzt, zur Apotheke, auf den Friedhof, ins Café oder eine Freundin treffen.

Ebensee ist flächenmäßig die zweitgrößte Gemeinde in Oberösterreich. Zum nächsten Nahversorger können es schon mal zehn Kilometer sein, wenn man Pech hat. Ohne Auto kommt man nicht weit. Buslinien wurden eingestellt, Taxis gibt es wenige und sie sind teuer. Die Menschen in der ehemaligen Industriegemeinde haben kleine Pensionen, eine Fahrt mit dem Taxi überlegen sie sich gut. Sonst müssen sie bitten, gefahren zu werden: Den Sohn, die Schwiegertochter oder die Nachbaren. Auch das überlegen sie sich gut. So verbringen sie viel Zeit zuhause, alleine – ohne Ansprache.

Als das BIS-Mobil im Jänner 2017 startet, sind es vor allem ältere Ebenseerinnen, die es in Anspruch nehmen. Anfangs mit Skepsis – nach und nach mit Begeisterung. Lässt man sich zuerst nur zum Arzt oder zur Therapie fahren, kommen die Ebenseerinnen drauf, alte Kontakte wieder zu beleben. Das BIS-Mobil fährt die Damen zum Kaffee und neue Träume entstehen. Statt alleine zuhause zu sitzen, finden sie wieder zusammen: „Wir haben sogar schon Pläne für den Sommer gemacht. Zu viert oder zu fünft an den See fahren und uns am Abend wieder abholen lassen“, erzählt eine ältere Dame. Daraus wird jetzt nichts. Das Projekt wird eingestellt – die Regierung hat die Mittel gestrichen.

„Ich mag das Wort kämpfen nicht, aber wir haben gekämpft“

Die Gemeinde wehrt sich. Sammelt Unterschriften, fährt nach Wien – ohne Erfolg. „Ich mag das Wort kämpfen nicht“, sagt eine der Beschäftigten, „aber für das BIS-Mobil habe ich gekämpft“. Es ist einfach ein Gewinn für alle gewesen, die älteren Ebenseerinnen sind aufgeblüht, haben Freundschaften wiederbelebt und Ansprache gefunden.

Die ehemaligen Arbeitslosen waren mit Freude bei der Arbeit und haben sich gebraucht gefühlt. „Es war die schönste und erfüllendste Arbeit, die ich je gemacht habe“, sagt ein Fahrer, der jetzt wieder arbeitslos wird.

Fassungslos ist auch Stefan Enter, Geschäftsführer des Bildungszentrum Salzkammergut (BIS). Auf einen Schlag verlieren zwölf Beschäftigte ihre Arbeit – kurz vor der Pensionierung. Die Fahrer waren 30 Stunden pro Woche beschäftigt und bekamen dafür zwischen 1.500 und 1.700 Euro brutto. Weniger wird die Arbeitslosenunterstützung für die zwölf Betroffenen auch nicht kosten.

Noch letztes Jahr hat das BIS-Mobil den österreichischen Mobilitätspreis gewonnen. Es hat alten Menschen im Ort ein selbstbestimmtes Leben und die aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht, wie es bei der Presiverleihung heißt.

150 Stammkunden hatte das BIS-Taxi, 30 Fahrten wurden im Schnitt pro Tag gebucht. „Dass sie uns sowas noch antun, hätten wir uns nie gedacht“, sagt eine Kundin beim Aussteigen.

AKTION 20.000

20.000 Männern und Frauen auf Jobsuche hätte die Aktion 20.000 einen Arbeitsplatz und neue Hoffnung gegeben. Doch als eine der ersten Handlungen haben ÖVP und FPÖ die Aktion im Jänner 2018 eingestampft. Wer bis dahin seine Stelle noch nicht antreten konnte, wurde enttäuscht – und blieb ohne Job. 3.755 Männer und Frauen in ganz Österreich haben schlussendlich über die Aktion 20.000 einen Job gefunden. Jetzt, im Juni 2019, laufen ihre Stellen endgültig aus. Wie viele Gemeinden und Vereine einige der Stellen finanziell selbst stemmen und erhalten können, ist unklar.

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8 Comments
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Christine Rörner
Christine Rörner
4. Mai 2018 17:42

Es gibt Disco Busse, GMOA(Gemeinde) – Taxi’s etc. Warum können Kommunen nicht z. B. auch „Seniorentaxis“ anbieten. Vielleicht gibt es ja dafür Sponsoren die gerne auf den Autos ihre eigenen Logos anbringen. Für Arbeitslose Frauen und Männer wäre das auch ein Job der attraktiv ist! AMS-tauglich und sinnvoll.

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Wolfgang Stipanitz
Wolfgang Stipanitz
4. Mai 2018 12:59

Das ist einfach verantwortungsloses Handeln. Land der Möglichkeiten? Ist das möglich, dass sich nicht einmal in der hohen Landespolitik jemand findet und diese Win- Win Situation unterstützt und fördert. Wenn der politische Wille fehlt am Land Mobilität zu gewährleisten dann soll sich keiner über Landflucht wundern!

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Anna Acaris
Anna Acaris
4. Mai 2018 12:46

Na was glaubt ihr wohl, das ist der Anfang. Das geht jetzt immer so weiter, bis alle Sozial schwachen Menschen die LEBENSFREUDE verlieren und wenugstens 5 – 6 Jahre früher sterben. Was glaubt ihr welche Summen sich der Staat spart.
Flüchtlinge. alte Menschen und Behinderte sind die Zielgruppe.

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Sb
Sb
4. Mai 2018 09:06

Bitte aber auch erwähnen, das der Betrieb solcher Fahrdienste rechtlich illegal ist!

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Anna Acaris
Anna Acaris
Reply to  Sb
4. Mai 2018 12:55

Eine Zeitbank darf auch Mitglieder befördern zum Arzt einkaufen usw.Wir sind angemeldet, versichert und legal. bekommen kein Geld, ist wie Nachbarschaftshilfe.Was sollen alte Menschen ohne Nahversorger im Ort wohl machen, ohne unsere Hilfe.Gottseidank brauchen wir weder OVP noch FPÖ dazu, sonst gäbe es ein Licht in dieser Welt bald weniger

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Alfred Nagl
Alfred Nagl
Reply to  Sb
5. Mai 2018 02:17

Was wäre daran illegal?

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Franz Kozlik
Franz Kozlik
Reply to  Alfred Nagl
9. Mai 2018 20:08

ach, das wird einfach mal so schnell eingeworfen und fertig.

Illegales, das Preise gewinnt… klar.
Illegales, das vom Arbeitsmarktservice selbst gemacht wurde … klar

wird einfach mal gesagt „es ist illegal“ – könnt ja wer glauben und dann meinen „na sind wir doch froh, dass etwas Illegales abgeschafft wurde“ anstatt zu sagen „Schade drum…“

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gunther gans
gunther gans
4. Mai 2018 08:33

tja, die frage ist wieviele von den beroffenen bei der letzten wahl ihr schicksal mitbestimmt haben und die fpö oder kurz gewählt haben?

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Privatstiftungen sollten ursprünglich einem gemeinnützigen Zweck dienen, etwa in den Bereichen Soziales, Bildung oder Kultur. Doch heute sind sie vor allem ein beliebtes Werkzeug, um Vermögen zu sichern und Steuern zu vermeiden. Sie sind besonders beliebt bei den Reichsten der Reichen – auch weil sie kaum von den Steuerbehörden kontrolliert werden. Zitat: Privatstiftungen sind eine Rechtsform, die beinahe ausschließlich von den Reichsten der Reichen genutzt wird. 40 Prozent aller Privatstiftungen befinden sich im unmittelbaren Umfeld der 60 reichsten Familien. Sie werden von Superreichen benutzt, um ihr Vermögen vor Steuerbehörden zu verschleiern. Auch deshalb weil drei Viertel aller Privatstiftungen überhaupt noch nie von den Steuerbehörden kontrolliert worden sind. Stephan Pühringer

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