Die zwei reichsten Familien in Österreich besitzen mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung zusammen. Diese unvorstellbar großen Vermögen wurden vererbt, nicht erarbeitet – und sie sind gefährlich für unsere Demokratie, unser Klima und unsere Wirtschaft. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die reichsten Österreicher, die Probleme der Vermögenskonzentration und deren weitreichende Folgen.
Der Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz ist mit einem Gesamtvermögen von 37 Mrd. Euro der reichste Österreicher. Auf Platz zwei befindet sich die Familie Porsche & Piëch mit einem Vermögen von 33,5 Mrd. Euro. Macht zusammen 70,5 Milliarden Euro. Die untere Hälfte der Bevölkerung besitzt dagegen nur 54 Milliarden Euro – also fast 17 Milliarden Euro weniger als diese zwei Familien. Je nach Berechnungsmethode und Zeitpunkt der Erhebung können sich die Zahlen geringfügig unterscheiden. In diesem Artikel beziehen wir uns auf die Zahlen der Household Finance & Consumption Survey (HFCS) der Österreichischen Nationalbank und des Moment-Magazins.
In Österreich macht vor allem eines reich: Erben
Ihre gigantischen Vermögen haben sich weder Mark Mateschitz noch die Porsches und Piëchs durch eigene Arbeit verdient. Sie haben sie geerbt. Unter den reichsten 15 Österreichern, zu denen nach der Familie Porsche und Piëch, Mark Mateschitz noch der Bauunternehmer Georg Stumpf oder die Dynastien Swarovski und Mayr-Melnhof zählen, sind 11 von 15 durch Erben oder Heirat an ihre Vermögen gekommen. Viele von ihnen arbeiten zwar heute an den Familienunternehmen weiter – aber das Erben hat ihren Vermögen jedenfalls den Startschuss gegeben.
Wer sind die reichsten Österreicher und wie sind sie reich geworden?
Die wirklichen Vermögen der Reichsten können nur geschätzt werden, unter anderem, weil sie oft in komplexen Firmenkonstruktionen versteckt sind – und weil natürlich nicht alle Informationen öffentlich sind. Man kann also davon ausgehen, dass die reichsten Österreicher in Wahrheit noch reicher sind.
Platz 1: Red Bull Erbe Mark Mateschitz – 37 Milliarden Euro
Mark Mateschitz hat sein Vermögen 2022 nach dem Tod seines Vaters, des Red Bull Gründers Dietrich Mateschitz, geerbt. Ihm gehören jetzt 49% des Red Bull Konzerns, der 2023 einen Umsatz von mehr als 10 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Außerdem gehören zu dem vererbten Imperium noch diverse andere Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und Hotels.
Platz 2: Familie Porsche und Piëch – 33,5 Milliarden Euro
Der Reichtum der Familie Porsche und Piech geht auf Ferdinand Porsche zurück, der ab Ende des 19. Jahrhunderts Automobile gebaut und weiterentwickelt hat. Seine Tochter Louise heiratete später den Rechtsanwalt Anton Piech – daher kommt der zweite Zweig der Familie, in der sich das enorme Vermögen verteilt. Ihr Reichtum setzt sich aus Beteiligungen an Porsche und Volkswagen sowie diversen Finanzanlagen und Immobilien zusammen. Dieses Vermögen konnte seit inzwischen über hundert Jahren immer weiter vererbt und vermehrt werden.

Platz 3: Georg Stumpf – 8,8 Milliarden Euro
Auch Georg Stumpf hat geerbt – in dem Fall das Bauunternehmen seines Vaters, Georg Stumpf Senior. Dieses Geld hat ihm sicher einen Startvorteil verschafft. Das ganz große Geld hat er dann durch kluge Investments verdient: Er ist 1991 mit 19 Jahren in Voitl & Co. eingestiegen, schon damals ein viele Millionen schweres Bauunternehmen, und hat die väterliche Firma seitdem weiter ausgebaut. Richtig reich ist er unter anderem mit dem Bau des Millennium Tower in Wien geworden. Heute besitzt er außerdem diverse Industriebeteiligungen und Immobilien, die ihn in Summe zum drittreichsten Österreicher machen.
Die Liste der 20 reichsten Österreicher:innen gibt’s hier.
Vermögen konzentriert sich in Österreich bei immer weniger Personen – gleichzeitig wächst die Armut
Diesen riesigen Vermögen stehen in Österreich 1,3 Mio. Menschen gegenüber, die armutsgefährdet sind. Das ist jede siebte Person – Tendenz steigend. Während die Armut wächst, konzentrieren sich große Vermögen in den Händen von immer weniger Personen.
Aktuell sind in Österreich rund 1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet, das sind 14,3 % der Bevölkerung. Als armutsgefährdet gilt dabei, wer in einem Haushalt mit einem Einkommen unter der Armutsschwelle liegt.
Haushaltstyp | Armutsschwelle Einkommen pro Monat |
---|---|
1-Personen-Haushalt | 1.661 € |
1 Erwachsene/r + 1 Kind | 2.159 € |
2 Erwachsene | 2.492 € |
2 Erwachsene + 2 Kinder | 3.488 € |
Für jeden weiteren Erwachsenen im Haushalt +830,50 EUR, für jedes weitere Kind unter 14 Jahren +498,30 EUR |
Wieso ist Vermögenskonzentration ein Problem?
Vermögenskonzentration heißt, dass ein Großteil des Vermögens in einem Land einer relativ kleinen Gruppe gehört. Vermögen ist dabei der Wert von allem, was eine Person besitzt – also zum Beispiel das Geld am Konto und am Sparbuch, aber auch Schmuck oder sonstige Wertgegenstände, plus das Eigenheim oder weitere Immobilien – minus Schulden oder Kredite.
Bei einer hohen Vermögenskonzentration ist oft auch von Überreichtum die Rede, speziell wenn Reiche durch ihr Vermögen überdurchschnittlich viel Einfluss auf Politik & Medien bekommen oder überdurchschnittlich viel CO2 ausstoßen. Manche Expert:innen fordern deshalb nicht nur Vermögens- und Erbschaftssteuern sondern sogar eine Obergrenze für Vermögen.
1. Reiche beeinflussen Politik & Medien
Wer viel Geld hat, kann oft mehr mitreden – und zum Beispiel Studien in Auftrag geben, an Parteien spenden oder in bestimmten Zeitungen Inserate kaufen. Wissenschaft, Politik und Medien sind oft auf private Geldgeber angewiesen. Selbst wenn sie sich dadurch nicht käuflich machen, müssen sie die Geldgeber am Ende bei Laune halten, wenn sie diese Gelder nicht verlieren wollen.
So können besonders Reiche beeinflussen, welche Debatten wir als Gesellschaft führen, worüber berichtet und geforscht wird – und worüber eben nicht. Ein Beispiel: Vermögenssteuern werden in Journalist:innen-Kommentaren in österreichischen Tageszeitungen überwiegend negativ beurteilt. Und das, obwohl sich eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung seit Jahren für Vermögenssteuern ausspricht.
2. Reiche sind schädlich für das Klima
Seit 1990 war das weltweit reichste Prozent für fast ein Viertel (23 Prozent) aller Emissionen verantwortlich. Die reichsten 10 Prozent sogar für rund die Hälfte der entstandenen Emissionen. Im großen Gegensatz dazu hat die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung nur 12 Prozent der CO2-Emissionen verursacht. Ähnliches gilt auch für Österreich: die reichsten 10 Prozent stoßen hier viermal so viel aus wie die ärmsten 10 Prozent der Haushalte.
3. Reiche hemmen das Wirtschaftswachstum
Eine hohe Vermögenskonzentration ist nicht zuletzt auch schädlich für das Wirtschaftswachstum. Der Internationale Währungsfonds hat herausgefunden: In Ländern, in denen Vermögen fairer verteilt ist, wächst die Wirtschaft länger und besser. Dort kommen die Menschen auch besser durch Krisen. Staaten mit einer hohen Einkommens- und Vermögenskonzentration driften dagegen politisch und gesellschaftlich auseinander. Das macht das Land unsicher. Desto mehr ein Land auf diese Art und Weise destabilisiert wird, desto weniger gut lässt es sich dort investieren und wirtschaften.
@kontrast.at In Österreich haben sehr wenige sehr viel – und sehr viele sehr wenig. Den zehn reichsten Österreichern gehören 6,3 Prozent des gesamten Vermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt zusammen nur etwa 3 Prozent des Vermögens. Zehn Menschen besitzen also gemeinsam mehr als fast fünf Millionen Menschen. Wie ist es dazu gekommen, dass Vermögen in Österreich so extrem ungleich verteilt ist? Die meisten der reichsten Österreicher haben sich ihr Geld nicht selbst erarbeitet, sondern geerbt. Von den zehn reichsten Österreichern sind sieben reiche Erben. Erben wird in Österreich jedoch nicht besteuert. Während wir auf jede Stunde, die wir arbeiten, und für jede Semmel, die wir im Supermarkt kaufen, Steuern und Abgaben zahlen, müssen reiche Erben keinen Cent abgeben, wenn sie von ihren Eltern ein sagenhaftes Vermögen vererbt bekommen. In vielen anderen Ländern wie Deutschland, Italien oder Frankreich gibt es Erbschaftssteuern. Aber auch Vermögen an sich wird in Österreich nicht besteuert. In vielen Ländern sind Vermögenssteuern üblich. So wachsen die Riesenvermögen ständig weiter. Denn: Wer mehr Geld hat, als er braucht, kann es investieren – in Aktien, Immobilien oder ganze Unternehmen. Der Großteil der Bevölkerung kann solche Investments nicht tätigen. Vom eigenen Einkommen müssen Miete, Einkauf, Strom und Gas bezahlt werden. Wem ein bisschen mehr übrig bleibt, spart vielleicht auf eine eigene Wohnung oder ein Haus. Für die meisten ist hier dann aber Schluss. Weil die Preise für Miete, Energie und den Einkauf im Supermarkt ständig steigen, bleibt immer weniger Menschen in Österreich am Monatsende etwas übrig. Der Aufbau von Vermögen ist für den Großteil der Bevölkerung unmöglich. Währenddessen werden die Reichen immer reicher und kaufen zunehmend mehr Häuser, Wohnungen und Firmen auf. Was könnte man dagegen tun? Wichtig wären Steuern auf Erbschaften und Vermögen. Das Geld könnte dann verwendet werden, um die Steuern für menschen mit niedrigen Einkommen zu senken oder um in Gesundheit, Pflege und Bildung zu investieren – wovon alle etwas haben. Hier findest du eine Liste mit den reichsten Österreichern und wie sie an ihr Geld gekommen sind: https://kontrast.at/reichste-menschen-oesterreich/ österreich wirtschaft politik vermögen reich vermögensaufbau reichwerden pizza finanzen
Österreich ist das ungleichste Land der Euro-Zone
Im Euro-Zonen-Vergleich liegt Österreich auf Platz eins bei der Vermögensungleichheit. In keinem Land der Euro-Zone ist die Kluft zwischen Arm und Reich so groß. Hierzulande besitzt die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur 4 Prozent des Gesamtvermögens. Das oberste Zwanzigstel – also die reichsten 5 Prozent der Bevölkerung – besitzen hingegen ganze 55 Prozent des Gesamtvermögens. Zum Vergleich: In der Slowakei besitzen die reichsten 5 Prozent „nur“ 36 Prozent des Gesamtvermögens und die ärmere Hälfte der slowakischen Bevölkerung besitzt immerhin einen Anteil von 14 Prozent des Gesamtvermögens.
Auto, Eigenheim, Ersparnisse – Wem gehört welche Art von Vermögen in Österreich?
Wenn man sich genau anschaut, was Haushalte in Österreich besitzen, sieht man die große Vermögensungleichheit ganz konkret: So besitzen unter den ärmsten 50% nur 5% der Haushalte ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung. Unter den oberen 50% sind es zumindest 88% – umso mehr, desto weiter wir in der Vermögensverteilung nach oben gehen. Bei den reichsten 5% geht es schon gar nicht mehr um das Eigenheim – hier besitzen 55% sogar noch zusätzliches Immobilienvermögen, also Zweit- und Drittwohnsitze bzw. Investitionen in Immobilien.

Bei Autos ist es etwas ausgeglichener, natürlich auch, weil man in Österreich außerhalb von Städten selten ganz ohne Auto auskommt. In der unteren Hälfte der Bevölkerung besitzen deswegen 63% ein Auto, oberhalb davon sind es mindestens 88%.
Auch anderes Vermögen ist ungleich verteilt – während viele Haushalte in allen Vermögensklassen Sparkonten besitzen, werden Ersparnisse besonders ab den oberen 20% auch in Aktien oder anderen Unternehmensanteilen geparkt.
Woran liegt es, dass Vermögen in Österreich so ungleich verteilt ist?
Die Politik stellt dem Überreichtum in Österreich wenig in den Weg: 1994 hat man in Österreich die Vermögenssteuer abgeschafft, 2008 Erbschafts- und Schenkungssteuern. Die Konsequenz: 76 Prozent des Geldes, das der österreichische Staat zur Verfügung hat, stammt aus Steuern auf Konsum und Arbeit. Das liegt auch daran, dass andere Steuern, also zum Beispiel Steuern auf Unternehmensgewinne, in Österreich besonders niedrig sind und somit auch nur einen kleinen Beitrag zum Staatshaushalt leisten(siehe hier).
Weil es in Österreich außerdem keine Erbschaftssteuer mehr gibt, konzentrieren sich große Vermögen bei immer weniger Personen. Gleichzeitig müssen diejenigen Reichen, die überhaupt von einer Vermögenssteuer oder einer Erbschaftssteuer betroffen wären, ihr Vermögen kaum für Konsum antasten – so viel können sie gar nicht konsumieren. Letztlich ist es eine politische Entscheidung, die Vermögen in Österreich weitestgehend in Ruhe weiterwachsen zu lassen.
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