Lebensmittelpreise, einkaufen, Inflation, Supermarkt
Wirtschaft und Finanzen

Nutzen heimische Supermärkte fehlende Konkurrenz, um die Preise zu erhöhen?

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Supermarktpreise in Österreich um 13 Prozent höher sind als in Deutschland. Und zwar direkt an der deutsch-österreichischen Grenze, wo es eigentlich kaum Grund dazu gäbe. Denn Handelsbarrieren gibt es keine, der Faktor Entfernung sollte keinen Einfluss haben und auch das Konsumverhalten ist vergleichbar. Vielmehr könnte die Marktmacht heimischer Supermarktketten dabei eine Rolle spielen.

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Eigentlich sollten sich innerhalb der EU und dem freien Markt die Preise identer Produkte angleichen – so die Theorie von freiem Wettbewerb. Doch das scheint nicht zu passieren, wie eine neue Studie nahelegt. Drei Ökonom:innen der Österreichischen und der Europäischen Zentralbank haben sich die Supermarktpreise an der österreichisch-deutschen Grenze angeschaut. Und zwar anhand acht Einzelhandelskonzerne, wovon sechs in beiden Ländern tätig sind. Eigentlich sollten die Preise für idente Lebensmittel und Körperpflegeartikel in der Grenzregion, die 60 Kilometer landeinwärts auf beiden Seiten der Grenze umfasst, ähnlich sein:

„Innerhalb dieser Region sollten klassische Handelsbarrieren, Wechselkurse und Entfernungen die Preisentscheidungen der Einzelhändler nicht beeinflussen“, schreiben die Autor:innen. Auch das Verhalten der Konsument:innen sei vergleichbar, womit eine weitere Erklärung für Preisunterschiede wegfällt.

Doch die Preise auf der österreichischen Seite sind im Durchschnitt um etwa 13 Prozent höher, so die überraschenden Ergebnisse der Studie.

„Ein Vergleich der Preise identischer Produkte, die auf beiden Seiten der Grenze verkauft werden, zeigt beträchtliche Preisunterschiede in beide Richtungen, die erheblich größer sind als die innerhalb der einzelnen Länder beobachteten“, so das Resümee.

Auch für WIFO-Chef Gabriel Felbermayr handelt es sich bei der Studie um „sehr überzeugende Evidenz für Supermarktpreise identischer Güter in Österreich vs. Deutschland.“

Nutzen österreichische Konzerne ihre Marktmacht aus?

Die Entscheidung der Unternehmen für unterschiedliche Preise kann auf bestehende Logistiknetze der Einzelhändler zurückgeführt werden. Denn diese seien zum Teil historisch gewachsen, ist in der Studie zu lesen. Für die Studienautor:innen steht allerdings auch fest, dass Einzelhändler stets ihre Preise variieren –innerhalb eines Landes, aber besonders über Landesgrenzen hinweg.

„Ihre Marktmacht erlaubt es ihnen, die Preise zwischen den Ländern zu differenzieren und die Gewinne auf jeder Seite separat zu maximieren“, so die Ökonom:innen.

Auch Ökonom Oliver Picek stellt angesichts der Studienergebnisse die Frage, ob ein Oligopol im österreichischen Lebensmittelhandel die Preise hochhält.

Den Einfluss großer Supermarktketten in Österreich kann man auch an deren Werbebudget sehen. Immerhin zählen Spar, Rewe (Billa, Billa Plus, Penny, etc.), Lidl und Hofer zu den Top 10 jener Unternehmen, die am meisten Geld für Werbung ausgeben. Alleine diese vier Konzerne gaben im letzten Jahr 265,6 Millionen Euro dafür aus – deutlich mehr als noch in den Jahren zuvor.

 

Bundeswettbewerbsbehörde prüft den Fall

Die Bundeswettbewerbsbehörde untersucht bereits die Preisgestaltung in der Lebensmittelbranche. Ein Bericht soll im Laufe des Jahres vorliegen. „In den letzten Jahren hat es hier viele Kartellverfahren, aber auch Fusionen gegeben. 2022 fand auch eine Hausdurchsuchung im Getränkebereich statt – da geht es um möglichem Marktmachtmissbrauch“, sagte BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch gegenüber Kontrast.
Die Behörde prüft dabei etwa, welche Player es gibt, welches Macht-Verhältnis zwischen Produzenten und Handel besteht und ob es Unterschiede bei den Produktgruppen gibt. Aber auch welche Rolle Eigenmarken, verschiedene Plattformen und die Digitalisierung spielt und spielen wird, soll in dem Bericht vorkommen. Harsdorf-Borsch rechnet mit einem „sehr, sehr interessanten Bericht.“

Vor 16 Jahren fand die letzte Branchenuntersuchung in diesem Bereich statt. Auch damals zeigt sich bereits ein verbesserungswürdiges Bild, was den freien Wettbewerb betrifft.

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