Taylor Swift ist aktuell die größte Musiksensation der USA. Ihr Album “Midnights” brach in kürzester Zeit Rekorde. Von Anfang an war klar, dass die auf das Album folgende Tour einen großen Andrang auslösen würde. Allerdings unterschätze die US-Konzertkartenfirma „Ticketmaster“ den Andrang: Es kam zu massiven Problemen und einem vorzeitigen Verkaufsstopp. „Ticketmaster“ ist aber der einzige Anbieter für die Swift-Konzertkarten und somit ein Monopol. Einige Senator:innen fordern jetzt dessen Zerschlagung.
Taylor Swift-Fans, die Tickets buchen wollten, mussten sich vorab registrieren, um dann einen speziellen Zugangscode zu erhalten. Erst mit diesem konnten sie bereits im Vorhinein, vor dem offiziellen Verkaufsstart, Karten kaufen. Es kam allerdings schnell zu Serverzusammenbrüchen und stundenlangen Wartezeiten. Massive Botangriffe gaben der Seite den Rest. „Ticketmaster“ brach den Vorverkauf ab. Danach fand man die Karten für mehr als 5.000 US-Dollar auf Weiterverkaufsseiten. Swift selbst kritisierte „Ticketmaster“ für das Vorgehen.
Das US Justizministerium reagiert
Seit Jahren gibt es Kritik an „Ticketmaster“. Man wirft der Firma vor, ihre marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen. Versteckte Gebühren, kaum direkt käufliche Karten und Knebelverträge für Musiker:innen. „Ticketmaster“ hat nämlich mit den meisten Konzerthallen Exklusivverträge. Um in diesen Hallen spielen zu dürfen, muss man die Karten bei „Ticketmaster“ anbieten.
Daily reminder that Ticketmaster is a monopoly, it’s merger with LiveNation should never have been approved, and they need to be reigned in.
Break them up.
Wie konnte es dazu kommen?
Viele führen die Probleme auf die Fusion von „Ticketmaster“ und „Live Nation“ im Jahre 2010 zurück. Die „Firma Live Nation“, die Konzerttourneen veranstaltet und Künstler:innen unter Vertrag nimmt, fusionierte mit „Ticketmaster“, dem größten Ticketunternehmen zur Firma „Live Nations Entertainment“. Gemeinsam kontrollieren die beiden Firmen über 70 % des Liveveranstaltungsmarktes. Preisabsprachen und Verstöße gegen das Kartellrecht waren die Folge. Es wurde eine kartellrechtliche Untersuchung im Justizministerium eingeleitet.
Kein Kapitalismus ohne Wettbewerb?
In der Anhörung, die am 22. Jänner stattfand, gab sich der Präsident von „Live Nation Entertainment“ kleinlaut und schob die Verkaufsprobleme auf Botangriffe. Er räumte aber auch Fehler auf Seiten seiner Firma ein. Geladene Konkurrent:innen und Künstler:innen bestätigten aber das marktbeherrschende Verhalten von „Live Nation Entertainment“. Rufe nach einer Rückabwicklung der Fusion wurden jetzt in den Rängen der Senator:innen lauter.
Vor allem die Worte der demokratischen Senatorin Amy Klobuchar ließen aufhorchen: „Die Wettbewerbspolitik ist für mich sehr wichtig. Ich glaube an den Kapitalismus, und um ein starkes kapitalistisches System zu haben, muss man Wettbewerb haben, man kann nicht zu viel Konsolidierung haben“.
Jetzt hängt alles vom Justizministerium ab, ob es eine Zerschlagung von „Live Nation Entertainment“ einleitet. Gründe gäbe es genug. So wurde bereits vor Jahren festgestellt, dass der Fusionsvertrag systematisch gebrochen wird.
Die USA und die Monopol-Zerschlagungen
Falls eine Zerschlagung wirklich stattfinden sollte, wäre das die erste seit 1982, als das Bell System, ein Telefonmonopol von „AT&T“, zerschlagen wurde. Seit 1899 hat sich „American Bell“ (später „AT&T“) schrittweise alle Unternehmen angeeignet, die Rechte an Bells Telefontechnologie besaßen. Das Zerschlagungsverfahren zog sich über 10 Jahre und wurde am 1.1.1984 mit der Aufteilung der lokalen Netzbetreiber in sieben unabhängige Unternehmen, mit den Spitznamen „Baby Bells“, vollzogen.
Auch 2000 gab es ein Kartellverfahren, nämlich gegen „Microsoft“, das fast geglückt wäre. Geplant war, „Microsoft“ in eine Firma für das Betriebssystem „Windows“ und eine für die Anwendungssoftwares zu spalten. Scherzhafterweise bezeichnete man die Firmen als „Baby-Bills“. Es kam aber durch ein Berufungsgericht in Washington 2001 zur Ablehnung der Zerschlagung. Das zeichnete sich nach der Wahl von George W. Bush Ende 2000 bereits ab, da seine Wahlkampfagentur eng mit „Microsoft” verbunden war. Debatten um die Zerschlagung von „Microsoft“ gab es in den folgenden Jahren aber immer wieder.