Keine AI: Hinter Amazon Supermarkt steckten in Wahrheit Inder
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Amazon belog Kunden: Hinter „neuer Technologie“ steckten in Wahrheit indische Arbeiter

Bild: wikimedia/Steve Jurvetson / Flickr / CC BY 2.0 Deed

Nie wieder Anstehen an der Kassa – einfach in den Supermarkt reingehen, Produkte nehmen und wieder rausgehen: Intelligente Sensoren sollten die Einkäufe von Amazon’s Supermarkt-Kunden erkennen und automatisch verrechnen. Das war das Konzept von Amazon’s Just-Walk-Out-Supermärkten. Fast wie „Magie“, wie Amazon’s Vizechef sagte. Doch hinter dem Supermarkt-Konzept von Amazon steckten in Wahrheit hunderte Inder, die die Supermarkt-Kunden bei ihrem Einkauf über Videokameras überwachten – und damit die unausgereifte Künstliche Intelligenz (AI) unterstützten.

Seit 2016 betreibt Amazon – neben dem Online-Handel – auch sogenannten Fresh-Supermärkte. Momentan gibt es sie in den USA und in Großbritannien. Das Konzept: Die Kunden greifen sich ihre Produkte einfach aus den Regalen und können das Geschäft verlassen – ohne an der Kassa anstehen zu müssen. Mit Künstlicher Intelligenz ausgestattete Sensoren verfolgen den Kauf scheinbar mit. Die Quittung bekommen die Kunden im Nachhinein zugeschickt. Doch die Technologie war offenbar weit nicht so revolutionär, wie Amazon seinen Kunden glauben machen wollte: Denn wie sich jetzt herausstellt, waren die Sensoren auf hunderte Arbeiter in Indien angewiesen, die die Kunden bei ihrem Einkauf über Videokameras beobachteten.

Amazon pries das Konzept als großen technischen Fortschritt

Amazon pries das „Just-Walk-Out“-Konzept bei der Eröffnung der ersten Filiale als großen technischen Fortschritt im Lebensmittelhandel an. Amazon‘s Vizepräsident Gerard Medioni sagte sogar: „Ohne die Technologie zu kennen, fühlt es sich an wie Magie“. Doch von Magie kann wahrlich nicht die Rede sein.

AI doch nicht so intelligent: Supermarkt-Konzept von Amazon basierte auf hunderten Indern

Statt auf eine vollautomatisierte Künstlichen Intelligenz haben sich die „Just-Walk-Out-Supermärkte“ auf über 1.000 Arbeiter:innen in Indien verlassen. Sie beobachteten die Kunden bei ihrem Einkauf per Videoüberwachung und beschrifteten die Videos. Nur so war der Betrieb der Just-Walk-Out-Supermärkte möglich. Die Sensoren alleine wären dazu technisch nicht in der Lage gewesen. Amazon hat also weiterhin Kassiererinnen und Kassierer beschäftigt – sie wurden nur nach Indien ausgelagert. Damit hat Amazon den Kunden nicht nur eine große technische Neuerung vorgegaukelt – sondern vermutlich auch ordentlich Lohnkosten gespart.

In Zukunft gibt es wieder traditionelle Kassen

Etwas mehr als die Hälfte der Amazon Fresh-Supermärkte sind mit der Just-Walk-Out-„Technologie“ ausgestattet. Zumindest bisher – denn nun hat Amazon angekündigt umzusatteln: In Zukunft setzt der Mega-Konzern in seinen Lebensmittelgeschäften auf vernetzte Einkaufswagen mit Kameras. Diese zeigen auf einem Display den Preis der Waren an. Dafür muss man die Artikel aber vor die Kamera des Einkaufswagens halten. Wem das zu umständlich ist, für den gibt es künftig wieder traditionelle Kassen.

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Peter
Peter
5. April 2024 15:38

Mir egal was die machen, die haben von mir noch kein Cent bekommen.

Die Redaktion sollte sich besser mit den Geschäftsmodel derartiger Plattformen beschäftigen, „Du bist Arm, wir haben genau das richtige das kannst Du dir auch leisten“, am Ende bezahlt man das vielfache.

Da kann auch die Frage gestellt werden, warum gibt es keine normalen Preise? Schlicht und einfach an derartigen Kunden haben Plattformen überhaupt kein Interesse. Somit auch an mir nicht.

Ich kaufe sehr wohl im Internet, das Problem ist die Monotonie des Sortiments im Stationären Handel, und das auch in Wien. Auch das wäre mal Thema für die Redaktion. (Was dem stationären Handle ebenso schadet, das nicht funktionieren des öffentlichen Verkehrs, insbesondere in Wien, wäre interessant der wirtschaftliche Schaden den die Wiener Linien alljährlich zu verantworten haben?)

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