Verteilungsgerechtigkeit

Andritz: 3.000 Beschäftigte weniger – 70 Mio. € mehr für Aktionäre – bei den Steuern wird getrickst

Die Andritz AG bezog während der Corona-Krise Kurzarbeitsgelder und kündigte alleine in Österreich 200 Personen. Gleichzeitig verdoppelte man die Dividende. Jetzt zeigt sich: Der Jobabbau geht weiter, das Geschäft scheint aber zu boomen – und die Gewinnausschüttung wurde noch einmal um 65 Prozent nach oben geschraubt. Das bringt dem Haupteigentümer und Milliardär Wolfgang Leitner auf einen Schlag 53 Millionen Euro.

Wolfgang Leitner ist einer der reichsten Menschen in Österreich. Sein Vermögen beläuft sich auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Um so reich wie Leitner zu werden, müsste man jedes Jahr 1 Millionen Euro zur Seite legen – und das 1.500 Jahre lang. Heuer wird Wolfgang Leitner wieder reicher: Die Andritz Gruppe, deren Vorstandsvorsitzender er ist, schüttet rund 170 Millionen Euro aus. Leitner besitzt über eine Stiftungs-Konstruktion 31,5 Prozent daran und erhält selbst 53 Millionen Euro.

3.000 Mitarbeiter weniger – 170 Millionen für Aktionäre

Damit ist das Jahr 2021 schon das dritte Jahr in Folge, in dem die Dividende erhöht wurde und das trotz Corona-Krise. Obwohl der Steuerzahler die Löhne der Andritz-Mitarbeiter:innen durch die Kurzarbeit zahlen musste, verdoppelte die Konzernführung die Dividende 2020 auf 104 Millionen Euro. Heuer wird das nochmals gesteigert und es kommt ein sattes Plus für die Aktionäre von 65 Prozent dazu. In nur drei Jahren wurde die Dividende damit verdreifacht. Während die Aktionäre also wenig von der Krise spürten, müssen die Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz zittern:

Weltweit reduzierte Andritz seine Mitarbeiter:innen seit 2019 um knapp 3.000. Alleine in Österreich wurde der Mitarbeiterstand um 200 verkleinert.

Ein Unternehmens-Sprecher sprach nach dem Personalabbau davon, dass es „sehr schmerzlich, aber notwendig“ war. „Aufgrund der unverändert schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (vor allem aufgrund der weltweiten Corona-Krise) und dem damit verbundenen niedrigeren Auftragseingang muss sich Andritz kostenmäßig auf ein mittelfristig niedrigeres Geschäftsvolumen anpassen, um langfristig wettbewerbsfähig und rentabel zu bleiben.“

Heute spricht Andritz von Auftragsrekorden

Die schwierige wirtschaftliche Situation existiert aber scheinbar nur zur Rechtfertigung von Personalabbau. Nicht aber, wenn es darum geht, sich als attraktives Unternehmen für Investoren darzustellen. Per Aussendung ließ Andritz-Chef Leitner verkünden: „Der Rekordauftragseingang mit Steigerungen in allen vier Geschäftsbereichen zeigt, dass wir über eine starke Wettbewerbsposition in allen von uns bedienten Industrien verfügen – und auch operativ ist es uns gelungen, die Herausforderungen der Covid-Pandemie gut zu bewältigen.“ Tatsächlich vergrößerten sich die Auftragseingänge um 29 Prozent auf 7,88 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um fast 40 Prozent und liegt nun bei 546,5 Millionen Euro.

Andritz verschiebt seine Gewinne in Steueroasen

Davon dürfte die öffentliche Hand nicht viel bekommen. Denn der Konzern gehört laut Momentum Institut zu jenen Unternehmen, die Tochterfirmen in Steueroasen besitzen, um ihre Steuern zu drücken. Das hält Andritz aber nicht davon ab, österreichisches Steuergeld im großen Ausmaß in Anspruch zu nehmen. Denn es wurden im letzten Jahr nicht nur 28 Millionen Euro an Kurzarbeitsgelder vom Staat bezogen, sondern weitere 30,6 Millionen öffentliche Förderungen.

Beste Kontakte in die ÖVP

Eigentlich hat der Nationalrat beschlossen, dass Unternehmen mit derartigen Konstruktionen in Steuersümpfen keine Staatshilfen erhalten sollen. Nur von ÖVP und Grünen wurde das Gesetz so durchlöchert, dass Unternehmen wie Andritz oder auch XXXLutz davon nicht betroffen sind. Das dürfte Andritz-Vorstand Wolfgang Leitner freuen. Auch, dass die Regierung alle Anträge abgelehnt hat, die eine Arbeitsplatzgarantie oder ein Dividendenverbot bei Staatshilfen forderten, wird ganz in Leitners Sinne sein.

Der unterhält übrigens gute Verbindungen zur ÖVP. Mit dem ehemaligen ÖVP-Bundesminister Martin Bartenstein besitzt er eine Pharmafirma, die Generika produziert. Seine Frau Cattina Leitner war Sebastian Kurz’ Wunsch-Spitzenkandidatin für die ÖVP-Steiermark (wurde es dann aber doch nicht). Ebenfalls über seine Gattin, genauer ihr Hotel, haben die Leitners den Kurz-Wahlkampf offiziell mit 10.000 Euro finanziert. Leitner selbst saß auf einem ÖVP-Ticket im Nominierungskomitee der Staatsholding ÖBAG. Das Komitee wählt die Aufsichtsräte der Beteiligungen der Republik, wie etwa Post, OMV und Casinos Austria.

Mit Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz war Wolfgang Leitner vor Jahren „zufällig“ auf Urlaub, wie er im Ibiza-U-Ausschuss den Abgeordneten erzählte. Er schätze die ÖVP als gute Partei für die Wirtschaft und hat mit Kurz „in einer Reihe von Videokonferenzen im Zuge der Covid-Krise“ Kontakt gehalten.

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saloo
saloo
10. März 2022 21:32

ja und wir die spö dürften ja bei den Pharma firmen auch zu 90 % beteiligt sein denn von woher käme sonst die großartige dummheit Menschen mit zwang zu impfen .Gabs schon in den Konzentrations lagern

askme
askme
Reply to  saloo
17. März 2022 12:42

MRNA Impfstoff gabs schon damals? Wow, was sie alles wissen.

Prof. Dr. Ivo Hammer
Prof. Dr. Ivo Hammer
10. März 2022 16:51

Zur Graphik bezüglich Andritz: Illustration der kapitalistischen Ausbeutung. Ich träume von einer SPÖ, in der antifaschistischer Konsens wichtiger ist als Antisozialismus, ökologische Kooperation mit den Grünen wichtiger als Koalition mit den NEOS

Prof. Dr. Ivo Hammer
Prof. Dr. Ivo Hammer
10. März 2022 16:39

Eine kommentarlose Umfrage zur Neutralität Österreichs finde ich verantwortungslos. Die Neutralität war nicht „aufgezwungen“ (Nehammer). Näheres zur „alten Tante Neutralität“ siehe Erhard Busek, DerStandard 9.3.2022.

Pfarrer Braun
Pfarrer Braun
10. März 2022 10:58

Eines beruhigt mich, daß diese Geldsäcke auch nichts mitnehmen können und ihre Taten bewertet werde. Aber es hat leider hier niemand was davon.

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