Dossier

Diese Frauen haben 2021 unsere Welt verändert

2021 hatte seine Höhen und Tiefen. Als hätte die andauernde Corona-Krise nicht gereicht, mussten wir mitverfolgen, wie in Afghanistan eine Terrorgruppe an die Macht kam und wie Umweltkatastrophen Teile unserer Welt zerstört haben. Und doch schaffen es herausragende Menschen, die Welt ein Stück besser zu machen und anderen Hoffnung zu geben. Hier sind 20 berühmte Frauen, die 2021 als Aktivistinnen, Sportlerinnen, Künstlerinnen, Wissenschafterinnen und Politikerinnen das Leben von Millionen beeinflusst haben.

Amanda Gorman

Mit ihrem Gedicht „The Hill We Climb“ erreichte die 22-jährige Schriftstellerin Amanda Gorman am 20. Jänner 2021 die Herzen der US-Amerikaner:innen und der Welt. Geschrieben hat Gorman ihren Text für die Inauguration von Präsident Joe Biden unter den Eindrücken des rechtsextremen Sturms auf das Kapitol einige Wochen zuvor. In ihrem Gedicht appellierte sie für mehr Vielfalt, Gewaltfreiheit und Inklusion.

Wir streben danach, gezielt eine Gemeinschaft zu schmieden.

Ein Land zu bilden, das sich allen Kulturen, Farben, Charakteren und menschlichen Lebensverhältnissen verpflichtet fühlt. (…)

Wir legen unsere Waffen nieder,

damit wir unsere Arme

nach einander ausstrecken können.“

(Deutsche Übersetzung von „The Hill We Climb“)

Gorman studierte Soziologie in Harvard. Als Kind litt sie, wie sie erzählt, an einem Sprachfehler. Ähnlich wie Joe Biden stotterte auch sie. Zur Poesie inspiriert hat sie die pakistanische Aktivistin Malala Yousafzai, die mit 16 Jahren 2013 eine weltweit beachtete Rede vor den Vereinten Nationen gehalten hat.

Maria Ressa

Maria Ressa (Jahrgang 1963) ist eine philippinische Journalistin und Autorin. Mit neun Jahren zogen sie und ihre Familie in die USA, wo sie an der Princeton-University studierte. Nach ihrem Abschluss kehrte sie auf die Philippinen zurück und begann neben eines Studiums ihrer journalistischen Arbeit. In den Jahren von 1988 bis 1995 war sie Leiterin des CNN-Büros in der Hauptstadt Manila, danach bis 2005 Leiterin des CNN-Büros in Jakarta, Indonesien. Als Investigativjournalistin hat sie sich auf Terror-Netzwerke in Südostasien spezialisiert.

berühmte Frauen 2021; Maria Ressa

Maria Ressa im Jahr 2010 (Foto: Paul Papadimitriou/Wikipedia/CC BY 2.0)

2012 gründete Ressa das regierungskritische Magazin Rappler. Sie deckte mit ihren Berichten auf, was der „Krieg gegen Drogen“, den der philippinische Präsident Rodrigo Duterte ausgerufen hat, wirklich bedeutet: Tausende arme Menschen werden drangsaliert und – bei Verdacht, Drogen zu besitzen bzw. zu konsumieren – von der Polizei, aber auch in Selbstjustiz, hingerichtet. Duterte selbst hatte am Tag seiner Angelobung als Präsident im Jahr 2016 öffentlich dazu aufgerufen, Drogensüchtige, Drogenhändler und sonstige vermeintlich Kriminelle zu töten. In Folge der kritischen Berichte erlebten Ressa und ihre Kollegen Einschüchterungsversuche – von Seiten der Behörden wie auch von Geschäftsleuten, über die sie recherchiert und Texte publiziert hatten. Im Juni 2020 wurde Maria Ressa der Verleumdung für schuldig befunden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wertet das Urteil als Angriff auf die Pressefreiheit und den Versuch, kritische Journalist:innen mundtot zu machen.

2021 wurde die 58-jährige Maria Ressa gemeinsam mit einem russischen Journalisten mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Beide erhielten die Auszeichnung „für ihre Bemühungen um die Wahrung der Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist“.

Muqadasa Ahmadzai

Muqadasa Ahmadzai ist eine politische Aktivistin aus Afghanistan. Sie hat ein Netzwerk von mehr als 400 jungen Aktivistinnen aus der Provinz Nangarhar aufgebaut. Die jungen Frauen reisen in umliegende Bezirke, um Mädchen und Frauen zu helfen, die Gewalt erleben mussten. Darüber hinaus engagiert sie sich die 27-Jährige für den Zugang von Mädchen und Frauen zu Wissen und Informationen, da dieser während der Pandemie und der Machtübernahme der Taliban stark eingeschränkt wurde.

Muqadasa Ahmadzai hat aus erster Hand miterlebt, wie die Pandemie in einem durch jahrzehntelangen Krieg verwüsteten Land außer Kontrolle geraten ist. Sie wollte nicht zusehen, wie Mädchen und Frauen Wissen vorenthalten wurde, das ihnen buchstäblich das Leben retten würde. Also bringt sie die Informationen zu ihnen. Für sie ist die Bekämpfung von Desinformation Teil eines größeren Kampfes für Gerechtigkeit und Frieden.

„Ich habe noch nie einen so plötzlichen Wandel erlebt – als ob es vorher keine Regierung gegeben hätte. Jetzt besteht unsere einzige Hoffnung darin, dass die junge Generation die Lücken schließt und das System reformiert, aber das wird nur mit internationaler Unterstützung möglich sein“, sagt Ahmadzai über die politische Wende in Afghanistan.

Ahmadzai war Mitglied des afghanischen Jugendparlaments und erhielt 2018 den N-Friedens-Preis, der von den Vereinten Nationen für außergewöhnlichen Einsatz zur Konfliktlösung und Friedenssicherung verliehen wird.

Stacy Abrams

Die US-Amerikanerin Stacy Abrams ist Anwältin und Politikerin der Demokratischen Partei und war zwischen 2007 und 2017 Abgeordnete des Repräsentantenhauses im US-Bundesstaat Georgia – ab 2011 auch Fraktionsvorsitzende. 2018 kandidierte sie als Gouverneurin in Georgia und war die erste afroamerikanische Frau, die von einer der beiden großen Parteien für dieses Amt aufgestellt wurde. Die Wahl selbst hat sie allerdings verloren. Gewonnen hatte der Republikaner Brian Kemp.

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Stacey Abrams im Jahr 2019 (Foto: Sister Circle TV/Wikipedia/CC BY-SA 4.0)

Stacey Abrams hat sich auch als Wahlrechts-Aktivistin einen Namen gemacht. 2018 gründete sie die Organisation Fair Fight Action, die es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen „voter suppression“ vorzugehen. Dabei handelt es sich um Strategien, Wählerinnen und Wähler davon abzuhalten, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Dazu zählen das Einschränken der Briefwahl (Abbau von Briefkästen, Sortiermaschinen, weniger Post-Personal), das Schließen von Wahllokalen (langes Warten in Schlangen können sich viele Berufstätige nicht leisten) oder auch komplizierte Vorgaben, wie man sich mehreren Dokumenten ausweisen muss, um als Wählerin und Wähler anerkannt zu werden. Abrams will solche Praktiken beenden, damit alle, die an der Wahl teilnehmen wollen, das auch können.

Als Politikerin und Aktivistin hat sie sich auch in den Präsidentschaftswahlkampf von Joe Biden stark eingebracht und einen Beitrag geleistet, dass er den Bundesstaat Georgia gewonnen hat. Abrams wird auch zugeschrieben, mit ihrer Arbeit und ihrer Organisation in vielen anderen Bundesstaaten dafür gesorgt zu haben, dass Wähler:innen sich für Biden stimmten.

„Fair Fight Action“ hat 6 Millionen Dollar gesammelt, um die demokratischen Kandidaten Raphael Warnock und Jon Ossoff bei den Stichwahlen zum Senat von Georgia am 5. Januar 2021 zu unterstützen. Warnock und Ossoff haben beide gewonnen.

Im November 2020 kündigte Abrams an, 2022 wieder für das Amt der Gouverneurin zu kandidieren – und abermals gegen Kemp anzutreten.

Pashtana Durrani

„Seit der Machtübernahme durch die Taliban bin ich sieben Mal umgezogen. Alles um mich herum ist in Kisten verpackt. Ich bin erschöpft. Es gibt Zeiten, in denen ich 48 Stunden am Stück wach bin. Es ist nicht sicher. (…) Ich bin nicht sicher, weil ich zu laut und zu sichtbar war. Ich bin eine afghanische Erzieherin und leite eine gemeinnützige Organisation, die sich um die Stärkung von Frauen bemüht. Ich fühle mich verpflichtet, meine Meinung zu sagen. Ich habe unter der vorherigen Regierung nicht geschwiegen, und auch die neuen Machthaber in Afghanistan werden mich nicht zum Schweigen bringen.“ So beschreibt Pashtana Durrani im September 2021 in einem Online-Magazin ihre Lebenssituation.

Pashtana Durrani ist Lehrerin, Gründerin und Geschäftsführerin von „Learn Afghanistan“. Sie setzt sich für Innovationen im Bildungsbereich ein und kämpft besonders für die Rechte von Mädchen. „Learn Afghanistan“ hat Schulen in Kandahar gegründet und bietet Lehrerschulungen und Mentoring für Schülerinnen und Schüler an.

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Pashtana Durrani (Foto: Rumie.org)

Durranis Familie floh in den 1990er-Jahren aus Kandahar, um dem Bürgerkrieg und der Herrschaft der Taliban zu entkommen. Durrani wurde in einem Flüchtlingslager in Pakistan geboren und wuchs dort auf, wo sie auch zur Schule ging. Durrani stammt aus einer Familie von Pädagogen. Während ihrer späteren Jahre im Lager unterrichteten ihre Mutter und ihre Tante an einer Schule für Mädchen. Ihr Vater, ein lokaler Führer, setzte sich aktiv für die Bildung von Mädchen ein.

Später kehrte sie nach Kandahar zurück, wo sie feststellen musste, dass die Schule unter der Herrschaft der Taliban für Mädchen nicht sicher war. Als Durrani sah, wie ihre Cousinen vor dem Fernseher lernten, begann sie darüber nachzudenken, wie man Mädchen, die keinen Zugang zu Bildung hatten, mit Technologie den Weg zu Wissen erleichtern könnte: Mit der Rumie-App, die es Lernenden ermöglicht, sechsminütige Lern-Einheiten auf dem Handy anzusehen, gibt Pashtana Durranis Organisation Mädchen einen Zugang zu akademischen Lehrinhalten, Videos und Lernspielen. Außerdem bildet sie Frauen in ländlichen Gebieten zu Hebammen aus.

Pashtana Durrani ist Vertreterin der afghanischen Jugend bei den Vereinten Nationen und wurde 2021 für ihre Bemühungen, afghanischen Mädchen den Zugang zu Bildung zu erleichtern, mit dem Malala Fund Education Champion Award ausgezeichnet.

Priyanka Bairwa

Priyanka Bairwa war 17, als ihre Eltern sie mit einem Jungen aus ihrem Dorf verheiraten wollten. Im indischen Rajasthan wird jedes dritte Mädchen zwangsverheiratet, bevor es 18 ist. Corona hat diese Lage verschärft. Die Organisation Childline India verzeichnete für 2020 einen Anstieg der Kinderhochzeiten um 17 % in den Monaten Juni und Juli.

„Während der Pandemie war jede Familie im Dorf darauf erpicht, ihre Mädchen zu verheiraten. Man musste weniger Leute einladen, es gab weniger Ausgaben. Aber ich weigerte mich, mich in einer Kinderehe wiederzufinden“, erzählt Bairwa gegenüber der britischen Zeitung The Guardian.

Streit in der Familie brach aus. Schließlich drohte die junge Frau damit, von zu Hause wegzulaufen – und so sagten die Eltern die Hochzeit ab. Bairwa begann stattdessen zu studieren.

Und noch mehr: Priyanka Bairwa gründete Rajasthan Rising, eine Bewegung junger Frauen und Mädchen, die in ihren Dörfern für das Recht auf Bildung, Stipendien und Freiheit von Kinderarbeit und Kinderheirat sowie auf das Ende von Diskriminierung wegen Klasse und Geschlecht demonstrieren.

 

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„Ich habe die Kampagne ins Leben gerufen, weil ich wusste, dass Tausende von Mädchen mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind: Sie werden aus der Schule herausgerissen und in eine Kinderehe gezwungen“ – auch weil Schulen Gebühren verlangen und sich Familien einen längeren Bildungsweg für Töchter nicht leisten können oder wollen.

Bairwa startete mit zehn Freundinnen, im März 2021 waren es schon 1.200 Mädchen, die sich mit ihr engagierten. Mit ihren Interventionen haben sie bereits zahlreiche Kinderehen verhindert – und kämpfen weiter.

Shamsia Hassani

Shamsia Hassani, die erste weibliche Graffiti- und Straßenkünstlerin Afghanistans, bringt Farbe in vom Konflikt verwüstete Städte. Sie nutzt verlassene oder beschädigte Gebäude in Kabul für ihre Wandbilder, die selbstbewusste, starke Frauen zeigen.

Die im Iran als Tochter afghanischer Eltern geborene Hassani hat in Kabul Bildende Künste studiert, an der dortigen Universität gelehrt und in mindestens 15 Ländern Wandbilder geschaffen. Sie wurde von der Zeitschrift Foreign Policy zu einer der 100 wichtigsten globalen Denkerinnen ernannt und ist in dem Bestseller Goodnight Stories for Rebel Girls 2 vertreten, einer Zusammenstellung von Profilen bahnbrechender Frauen.

Shamsia Hassani (Foto: Wikipedia/Shamsia Hassani/CC BY-SA 4.0)

Trotz der Invasion der Taliban veröffentlicht Hassani weiterhin ihre Kunst in den sozialen Medien. Wenn es um die Politik ihres Landes geht, erwartet Shamsia Hassani nicht viel von der Zukunft:

„Wann immer ich in den letzten 15 Jahren Hoffnung für mein Land hatte, haben sich die Dinge zum Schlechten gewendet. Ich habe keine Hoffnung mehr auf ein besseres Afghanistan – es ist besser, nicht zu hoffen, als hoffnungslos zu werden.“

Angela Merkel

Für Angela Merkel war es wohl ein besonders prägendes Jahr. Die deutsche CDU-Politikerin, die von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin war, verabschiedete sich in diesem Jahr aus der Politik. Sie zählte während ihrer Kanzlerinnenschaft zu den mächtigsten Frauen der Welt.

Merkel wuchs in der DDR auf und promovierte  in Physik. Sie engagierte sich politisch in der Organisation „Demokratischer Aufbruch“, aus dem 1990 die CDU hervorging. Sie war Abgeordnete im Bundestag und im Kabinett von Kanzler Helmut Kohl. Von 1990 bis 1998 war sie Familienministerin und Umweltministerin. 1998 wurde sie Generalsekretärin ihrer Partei bevor sie im Jahr 2000 den CDU-Vorsitz übernahm.

2005 gewann Merkel mit ihrer Partei bei der Bundestagswahl gegen Gerald Schröder – Merkel wurde die erste Bundeskanzlerin Deutschlands. Bei ihrem Amtsantritt lag die Arbeitslosenquote bei einem Rekordhoch von fast 12 Prozent. Bis 2019 sank sie auf weniger als die Hälfte. Erkauft wurde dieser Wert allerdings durch einen wachsenden Niedriglohnsektor. Die Schere der Haushaltseinkommen zwischen Arm und Reich ist in ihrer Regierungszeit weiter auseinandergegangen.

In Erinnerung bleiben wird sie vielen wohl auch für ihre pragmatische Haltung während der großen Fluchtbewegung 2015. „Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“, sagte sie am 31. August 2015. Allein in diesem Jahr hat Deutschland 890.000 Geflüchtete aufgenommen und unterstützt. In der EU trug sie jedoch den Deal mit der Türkei mit, der flüchtende Menschen daran hindern sollte, die Grenzen nach Europa zu überqueren.

Angela Merkel in Aachen im Jahr 2008. (Foto: Wikipedia/Aleph, CC BY-SA 2.5)

Natalia Pasternak

Natalia Pasternak ist Wissenschaftsjournalistin und Mikrobiologin. Sie hat an der Universität von Sao Paulo in Bakteriengenetik promoviert.

Pasternak ist auch Gründerin und derzeitige Präsidentin des Instituto Questão de Ciência (Institut für Fragen der Wissenschaft), einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Förderung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Politik einsetzt. Während der Covid-19-Pandemie hat sie Millionen von Menschen in Brasilien durch ihre Kolumnen in der Presse sowie durch Radio- und Fernsehauftritte lebenswichtige wissenschaftliche Informationen vermittelt. Damit hat sie das getan, was Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro verabsäumt hat. Denn dieser hat den Corona-Virus monatelang heruntergespielt.

Natalia Pasternak Taschner auf einer Tagung 2018 (Foto: Karl Withakay/Wikipedia CC BY-SA 4.0)

Alba Rueda

Alba Rueda ist Argentiniens Unterstaatssekretärin für Diversitätspolitik im neuen Ministerium für Frauen, Gender und Vielfalt. Sie ist die erste Trans-Aktivist:in, die ein so hochrangiges Amt im Staat bekleidet. Rueda will die Gewalt beseitigen, die Frauen und Trans-Personen im Alltag, aber auch strukturell, erleben. Dazu gehört auch, den Staatsdienst zu öffnen. Hierzu wurde im Juni 2021 ein Gesetz verabschiedet, um ein Prozent der argentinischen Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor für Trans-Personen zu reservieren.

Eine Quote ist ein erster Schritt, um die Teilhabe auszuweiten. Denn: Laut einer Umfrage, die 2017 erhoben wurde, haben nur 9 Prozent der Trans-Personen einen formellen Job, während 70 Prozent als Sexarbeiter:innen tätig sind. Die meisten haben keinen Schulabschluss, obwohl 9 von 10 angaben, dass sie gern ihre Ausbildung abschließen wollen.

Carolina García

Die Fülle an Serien und Filme für junge wie erwachsene SeherInnen auf Netflix ist zum Teil der Direktorin für Netflix Originals, Carolina García, zu verdanken. García hat unter anderem Serien wie Stranger Things, 13 Reasons Why, Fuller House und The Chilling Adventures of Sabrina entwickelt. Die in Argentinien geborene und in Claremont, Kalifornien, aufgewachsene García ist ausgebildete Sängerin und Tänzerin, arbeitete neun Jahre lang bei Twentieth Century Fox, bevor sie von Netflix übernommen wurde. Das Fortune-Magazin (nach Forbes das zweitälteste Wirtschaftsmagazin der USA) führte 2020 Carolina García auf der Liste der „40 under 40“ – der 40 einflussreichsten Personen unter 40 Jahren – im Bereich Medien und Unterhaltung. 2021 hat sie es auf die BBC-Liste der „100 einflussreichsten Frauen“ geschafft.

Als eine der wenigen Latinas in Führungspositionen in Hollywood setzt sich García dafür ein, dass die lateinamerikanische Bevölkerung auf dem Bildschirm stärker vertreten ist und ihre Geschichten öfter im Vordergrund stehen. Immerhin hat jede:r Fünfte in den USA einen lateinamerikanischen oder hispanischen Hintergrund.

Carolina García

„Ich möchte nicht, dass ein kleines Mädchen denkt, Ballett sei nichts für sie, weil sie die falsche Hautfarbe hat.“

Chloé Lopes Gomes war die erste und einzige Schwarze Ballerina von 91 Tänzer:innen am Berliner Ballett. Anfang des Jahres 2021 wurde bekannt, dass ihr Vertrag am Ballett, das an der Deutschen Oper Berlin angesiedelt ist, nicht verlängert wurde. Sie prangerte in der Öffentlichkeit rassistische Praktiken an und verließ das Staatsballett. So erklärte sie, dass sie angewiesen wurde, hautaufhellendes Makeup zu tragen, um Figuren in den Ballett-Aufführungen darzustellen – und bekam keine Unterstützung beim Frisieren, anders als andere Tänzer:innen:

„Wer aufbegehrt, riskiert seinen Job, bekommt keine Rollen. Deshalb habe ich Dinge stillschweigend hingenommen, die mich tief verletzt haben. So bin ich zum Beispiel die einzige Tänzerin im Ensemble, die keine Hairstylistin zur Verfügung hatte. Es gibt dort niemanden, der mit Afrohaaren umgehen kann, ich musste mich als einzige der TänzerInnen selbst zurechtmachen“, erzählte Lopes Gomes der deutschen Vogue.

Das Staatsballett Berlin untersuchte die Vorwürfe und gab der Tänzerin Recht. Es zahlte 16.000 Euro an Lopes Gomes und verlängerte ihren Vertrag im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung. Für ihren Einsatz gegen Rassismus hat sie es 2021 auf die BBC-Liste der „100 einflussreichsten Frauen“ geschafft.

Tanya Muzinda

Tanya Muzinda ist eine 17-jährige Motocross-Fahrerin aus Harare in Simbabwe. Sie begann schon im Alter von fünf Jahren mit dem Motorradfahren. Inspiriert wurde sie, wie sie sagt, von ihrem Vater, einem ehemaligen Biker. Im Jahr 2017 stürzte sie beim Training für ein Rennen von einem 100-Meter-Weitsprung und verletzte sich an der Hüfte. Doch sie erholte sich und belegte beim HL Racing British Master Kids Championships 2017 den dritten Platz. Außerdem stellte sie einen Rekord auf, weil sie die erste Fahrerin war, die bei diesem Rennen eine Runde gewonnen hat.

Motocross – ein gefährlicher wie auch teurer Sport. (Foto: Wikipedia/Dane123132, CC BY-SA 4.0)

Motocross ist ein teurer Sport, was auch Muzindas Familie belastet. Doch trotz der finanziellen Schwierigkeiten hat sich die junge Frau nicht davon abhalten lassen, den Menschen in ihrer Gemeinde zu helfen. 2019 bezahlte sie beispielsweise die Schulgebühren für 45 Schüler:innen in Harare, damit diese weiterhin zur Schule gehen konnten.

Im Jahr 2018 wurde Muzinda zur Juniorsportlerin des Jahres in Südafrika gekürt. Sie ist darüber hinaus ehrenamtliche Botschafterin der EU in Simbabwe für Jugend, Gender, Sport und Entwicklung.

Yuma

Yuma ist LGBTQ+-Aktivistin und lebt zurzeit in Spanien. Die Psychotherapeutin sah sich gezwungen, Russland zu verlassen. Sie hatte bei einem Werbespot der Lebensmittelkette VkusVil teilgenommen, die in ihrer Kampagne für Toleranz werben wollte. Im Spot wurden neben heterosexuellen Paaren mit Kindern auch zwei junge Frauen abgebildet, die offen lesbisch sind. Liberale Russ:innen lobten den Spot, doch es hagelte auch Hasskommentare bishin zu Drohungen, die sich auch direkt gegen die involvierten Frauen richteten.

Yuma wurde zur Aktivistin, nachdem Russland 2013 ein Gesetz zur „Schwulenpropaganda“ verabschiedet hatte, das „die Förderung nicht-traditioneller sexueller Beziehungen bei Minderjährigen“ verbietet.

Sie leistet psychologische Hilfe für LGBT-Personen aus Tschetschenien, die laut eigenen Angaben in den Jahren 2017 und 2018 von der russischen Polizei gefoltert wurden. Sie unterstützt zudem auch LGBT-Festivals und -Veranstaltungen in Russland.

Fiamē Naomi Mataʻafa

Fiamē Naomi Mataʻafa ist eine samoanische Politikerin und wurde nach den Parlamentswahlen im April 2021 als erste Premierministerin von Samoa vereidigt. Sie war Samoas erste Kabinettsministerin und von 2016 bis 2020 die erste stellvertretende Premierministerin Samoas. Fiamē wurde 1957 in eine der führenden Häuptlings- und Politikerfamilien Samoas geboren. Auch ihre Eltern waren Wegbereiter. Ihr Vater, Mataʻafa Faumuina Mulinuʻu II, war in zwei Amtszeiten (1959-1970 und 1973-1975) der erste Premierminister Samoas.

Pacific Parliamentary and Political Leaders Forum, 2013 (Foto: Rachel Park, NZDF Photographer/Quelle: Wikipedia/CC BY-SA 4.0)

Unter dem früheren Premierminister Tofilau wurde Fiamē die erste weibliche Kabinettsministerin des Landes und hatte 15 Jahre lang das Bildungsministerium inne. Fiame leitete auch das Ministerium für Frauen, kommunale und soziale Entwicklung und das Justizministerium. Im Jahr 2016 wurde Fiamē stellvertretende Premierministerin von Tuilaepa. Dieses Amt hatte sie bis zu ihrem Rücktritt im September 2020 inne, als sie gegen Tuilaepas umstrittene Gesetze protestierte, die Land- und Titel-Gerichten mehr Macht bei der Verleihung von Land und Titeln innerhalb von Familien und Dörfern geben sollte.

Fiamēs Agenda hat einen starken Umweltschwerpunkt: der Kampf gegen den Klimanotstand in einer der Regionen der Welt, die am stärksten von der globalen Erwärmung betroffen sind.

Azmina Dhrodia

„Ich wünsche mir eine Welt, in der digitale Räume die Erfahrungen von Frauen bei der Gestaltung berücksichtigen: Eine Welt, in der Frauen, insbesondere Frauen (…) diese Räume gleichberechtigt, frei und ohne Angst nutzen können.“

Azmina Dhrodia ist Expertin für Technologie, Menschenrechte und Genderfragen und arbeitet als Sicherheitsbeauftragte der Dating-App Bumble. Dhrodia war zuvor bei der World Wide Web Foundation im Bereich Geschlechter- und Datenrechte tätig und arbeitete mit verschiedenen Technologieunternehmen zusammen, um sicherere Online-Erfahrungen für Frauen und marginalisierte Gemeinschaften zu schaffen.

Im Juli 2021 organisierte sie einen offenen Brief, in dem sie Maßnahmen zur Bekämpfung von Missbrauch und Gewalt gegen Frauen in sozialen Medien forderte. Der Brief – unterzeichnet von Frauen wie der ehemaligen australischen Premierministerin Julia Gillard, der ehemaligen US-Tennisspielerin Billie Jean King und den britischen Schauspielerinnen Thandiwe Newton und Emma Watson – wurde auf dem UN-Forum zur Gleichstellung der Generationen veröffentlicht.

Azmina Dhodia (rechts) auf der Konferenz der Open Rights Group im November 2017. (Foto: Open Rights Group/Wikipedia, CC BY-SA 2.0)

Dhrodia ist zudem die Autorin des Berichts „Toxic Twitter„, der die Plattform dafür kritisiert, nicht genügend gegen Hassrede und Missbrauch zu unternehmen, der sich auf Twitter gegen Frauen, People of Colour und Minderheiten richtet.

Sevidzem Ernestine Leikeki

Sevidzem Ernestine Leikeki hat in Kamerun eine Organisation gegründet, die die Bienenzucht als Strategie zur Bekämpfung von Buschbränden einsetzt. Im Zuge dessen wurden mehr als 2.000 Menschen zu ImkerInnen ausgebildet, die sich nicht nur um die Honig- und Wachsproduktion kümmern: Sie sind auch in Bienenwachsgewinnung geschult und haben bisher mehr als 86.000 Bäume gepflanzt, die Nahrung für Bienen bieten. Mit den Bäumen wirken sie nicht nur der Abholzung entgegen, sondern sorgen auch dafür, dass Pflanzen in umliegenden Gegenden – durch die Bienenaktivität – gedeihen können.

Leikeki ist zudem Gründungsmitglied von Cameroon Gender and Environment Watch, einer Organisation, die sich mit den Umweltproblemen des Landes Kamerun und insbesondere mit der Rolle der Frauen bei der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen beschäftigt. Sie ist überzeugt, dass die Erhaltung der Wälder am besten von den Gemeinden selbst verwaltet werden und nur unter Einbeziehung von Frauen und Jugendlichen in den Schutz der Natur aufrechterhalten werden kann.

2021 hat es Sevidzem Ernestine Leikeki auf die BBC-Liste der inspirierendsten Frauen des Jahres geschafft.

Freda Huson

Freda Huson ist eine Umwelt- und Indigenenrechte-Aktivistin aus Kanada und ein weibliches Oberhaupt des Volkes der Wet’suwet’en in Kanada. 2010 gründete sie in einem Waldgebiet am Morice River in British Columbia ein Protestcamp gegen eine geplante Schiefergas-Pipeline, die dort gebaut – und damit durch das Gebiet der Wet’suwet’en verlaufen sollte. Jahrelang lebte Huson im Camp in einer Holzblockhütte. Eine Razzia durch kanadische Behörden löste im Jahr 2020 landesweite Proteste aus. Husons Aktionen haben das Pipelineprojekt zwar um Jahre zurückgeworfen, es ist jedoch nach wie vor im Bau. Für ihren Einsatz zum Schutz der Umwelt wurde die 57-jährige Huson 2021 mit einem „Right Livelihood Award“ – dem „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet.

„Die Arbeit, für die ich ausgezeichnet werde, besteht darin, Menschen das nahezubringen, was wir von klein auf lernen: das Land zu schützen, das uns ernährt.“

Freda Huson bei einem Auftritt im Mai 2017 (Foto: Screenshot Youtube/Rebel Sage)

Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen Kim ist eine deutsche Chemikerin, Autorin, Wissenschaftsjournalistin und Fernsehmoderatorin bei ARD und ZDF. Darüber hinaus betreibt sie den erfolgreichen Youtube-Kanal maiLab. Im Jahr 2015 startete Nguyen-Kim den YouTube-Kanal „The Secret Life of Scientists“ (dt.: Das Geheime Leben von WissenschafterInnen), um Vorurteile, die es über NaturwissenschafterInnen gibt, zu hinterfragen und gleichzeitig naturwissenschaftliches Wissen für ein junges Publikum zugänglich zu machen.

Mai Thi Nguyen-Kim (Foto: Wikipedia/Viet Nguyen-Kim, CC BY-SA 3.0 de)

Ein Jahr später startete sie ihren Kanal schönschlau, der 2018 in maiLab umbenannt wurde. Mit Stand Dezember 2021 hat sie dort 1,42 Millionen AbonnentInnen. Produziert wird der Kanal vom SWR. Seit dem 24. Oktober 2021 präsentiert Mai Thi Nguyen-Kim die Wissenschaftsshow „MAITHINK X“, die einfach und unterhaltsam wissenschaftliche Fragen beantwortet.

Während der Pandemie nutzte sie ihr Wissen und ihre Reichweite, um beispielsweise zu erklären, was exponentielles Wachstum ist, wie die Impfungen funktionieren und widerlegte Fake News rund um den Covid19-Virus und die Schutzimpfung.

Marthe Wandou

Marthe Wandou ist Rechtsanwältin sowie Frauen- und Friedensaktivistin in Kamerun. In den 1990er-Jahren begann Marthe Wandou sich gegen sexualisierter Gewalt gegen Kinder einzusetzen – so betreute sie vor allem Mädchen als Überlebende derartiger Gewalttaten. 1998 gründete sie die Organisation Action Locale pour un Développement Participatif et Autogéré (ALDEPA), die bisher mehr als 50.000 Mädchen unterstützt hat. ALDEPA verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und lässt den Mädchen Bildung, psychosoziale und rechtliche Hilfe zukommen.

2021 wurde ihr – wie auch Freda Huson – der „Alternative Nobelpreis“, der Right Livelihood Award, zuerkannt.

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