Klimawandel

Der Klimawandel und seine Folgen: Der Norden versenkt den Süden im Meer

Europa und die USA produzieren die meisten Treibhausgase weltweit. Die am stärksten von den Folgen betroffenen Länder sind meist nur gering am globalen Ausstoß schädlicher Emissionen beteiligt. Doch das ist nicht nur auf den ersten Blick völlig ungerecht – es fehlt den betroffenen Regionen auch an Geld und Infrastruktur, um dem Klimawandel wirkungsvoll entgegenzutreten. Außerdem müssen diese oft bereits wirtschaftlich und politisch große Probleme bewältigen. Ein Überblick über die ungerechten Dimensionen des Klimawandels.

„Mr. Trump should come here“

Mittagshitze in einem kleinen Dorf auf Vanua Levu, der zweitgrößten Insel des Pazifikstaates Fidschi. Jede Menge Palmen, Sonne und der warme pazifische Ozean – klingt nach Paradies, doch der Schein trügt. Zwischen dem Meer und dem Küstendorf „Vunidogoloa“ ist nicht mehr viel Platz geblieben. Denn das Meer schreitet voran und überschwemmt das Dorf regelmäßig. Obwohl es mittlerweile bereits in eine höhere Lage umgesiedelt wurde. Der steigende Meeresspiegel als ein Produkt des fortschreitenden Klimawandels trifft viele Küstenregionen weltweit. Das ist für die Einwohner der Fidschi-Inseln aber auch zahlreicher anderer Länder zu einem ernsthaften Problem geworden.

Die Fidschis im Pazifik leiden unter dem Klimawandel wie kaum eine andere Region auf der Welt. Der Meeresspiegel steigt direkt durch das Abschmelzen der großen Land-Gletscher wie Antarktis oder Grönland, aber der Meeeresspiegel steigt auch, wenn das Meer wärmer wird und es sich deshalb ausdehnt. Global betrachtet kam es beim Anstieg des Meeresspiegels 2018 zu einem Rekordwert von + 3,7 mm. In den Regionen im Pazifik kann der jährliche Anstieg allerdings bis zu einem Zentimeter erreichen.

Die ungerechten Folgen von Klimawandel für die Menschen im Süden

Das Quadrat aus Beton war einmal das Badezimmer des Dorfvorstehers von Vunidogoloa. Es ist alles, was von seinem Haus übrig ist. Der Rest ist im Meer versunken.

Doch noch immer kommen Zweifel auf, wenn es um direkte Auswirkungen des Klimawandels geht. Doch niemand zweifelt mehr daran, wenn er die zurückgelassenen Häuser in Vunidogoloa sieht. Denn auch einer der Dorfältesten in Vunidogoloa ergänzt: „Der Klimawandel ist Realität – Herr Trump sollte hierherkommen, um sich davon zu überzeugen.“

Folgen des Klimawandels: Überschwemmungen im Pazifik, Dürre in der Sub-Sahara

Doch warum leiden Menschen, wie beispielsweise in regelmäßig überschwemmten Siedlungen im Pazifik, in Dörfern der Sub-Sahara, die von Dürre betroffenen sind, oder in von Naturkatastrophen verwüsteten Elendsvierteln Südostasiens besonders, obwohl sie den Klimawandel nicht maßgeblich beeinflussen?

Es trifft wie so oft die Ärmsten der Armen – Menschen, die keine Möglichkeit haben, freiwillig zu migrieren. Frauen und Kinder, die gesellschaftlich oft schon benachteiligt sind. Und jene, die wirtschaftlich zu schwach sind, um sich und ihre Häuser entsprechend zu schützen. Weltweit herrscht nicht nur ökonomisch ein großes Ungleichgewicht, sondern auch geographisch und ökologisch.

Globaler Norden schützt sich vor den Auswirkungen des Klimawandels

Auf der einen Seite stehen die Industrieländer in Europa und Nordamerika. Sie sind räumlich oft nicht so betroffen, weil viele dicht besiedelte Regionen sich nicht in Hochrisiko-Gebieten befinden. Falls doch, sind entsprechende Gegenmaßnahmen oft vorhanden – wie zum Beispiel in nordamerikanischen Küstenregionen, die immer stärker werdenden Hurrikans trotzen müssen. Auf der anderen Seite herrscht in Ländern des globalen Südens oft nicht nur bittere Armut, auch fehlen Vorsorgemittel zum Klimaschutz sowie Anpassungsstrategien. Diese reichen von Alarmsystemen, Entwässerungsanlagen und Küstenbefestigungen bis hin zu Bauordnungen oder Evakuierungsmaßnahmen. Entwicklungsländer haben auf lokaler, regionaler aber auch nationaler Ebene oft nicht die Mittel, den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels sinn- und wirkungsvoll entgegenzutreten, wie das dessen Verursacher tun.

Industrieländer Nummer 1 bei Treibhausgasausstoß

Sieht man sich den Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen weltweit an, stechen vier Regionen und Länder besonders hervor: die USA, Europa, China und Indien. Pro Kopf werden in den USA in etwa 16 Tonnen an Treibhausgasen produziert, in Österreich acht Tonnen und in Katar sind es sogar 49. Österreich nimmt damit immerhin den stolzen 47. Platz (von 212) in diesem Ranking ein. Deutlich abgeschlagen sind Länder wie der Sudan (179.), Bangladesch (174.) oder auch die Fidschi-Inseln (142.), wo die Folgen des Klimawandels dramatische Auswirkungen für Mensch und Natur haben.

Menschen in Österreich und anderen Industrieländern leben so, als ob sie die Ressourcen von zwei oder mehr Planeten zur Verfügung hätten.

Mit Skepsis in die Zukunft

Die Folgen des Klimawandels werden nicht abnehmen. Genau wie die schädlichen Treibhausgas-Emissionen, die durch Industrie, Verkehr aber auch uns als Privatpersonen verursachet werden. Nur eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, Hilfe und Schutz für all jene, die besonders betroffen sind, aber auch ein Sinneswandel in Politik, Wirtschaft und individuellem Verhalten werden das Problem mindern können. Lösungen für die akutesten Folgen haben wir – so pessimistisch es klingen mag – wohl schon verpasst.

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