BKA/ Andy Wenzel, Eigene Montage
Verteilungsgerechtigkeit

Trotz hoher Gewinne: Unternehmen bekamen Hunderttausende Euro Energiekosten-Zuschuss – darunter Novomatic & Tyrolit

Foto: Unsplash/BKA Andy Wenzel (eigene Montage)

Während sich die Regierung eineinhalb Jahre Zeit gelassen hat, um armutsbetroffenen Familien Unterstützungen in der Teuerung auszuzahlen, war man bei großen Unternehmen schnell großzügig: Denn vom sogenannten Energiekosten-Zuschuss profitierten besonders große Firmen. Selbst, wenn es Überschüsse gab, erhielten manche die Hilfsgelder. So auch die Novomatic oder Tyrolit.

Über den Energiekosten-Zuschuss ärgerten sich wohl viele Kleinunternehmer:innen in Österreich – denn für sie gab es oft nur wenige Hundert Euro, um die explodierenden Energiekosten abzufedern. Sie fühlten sich zu wenig unterstützt – obwohl sie die Mehrheit der Unternehmen stellen: Bei 99 Prozent der Unternehmen in Österreich handelt es sich um Klein- und Mittelunternehmen (KMUs), wiederum 91 % davon sind Unternehmen mit maximal 9 Mitarbeiter:innen.

Mit dem Zuschuss nimmt der Staat – anders gesagt: nehmen die Steuerzahler:innen – Unternehmen einen Teil der zusätzlichen Kosten für Strom, Gas etc. ab. Je nach Betriebsgröße und Kostensteigerung gibt es mehr oder weniger Hilfe. Für 2022 wird Unternehmen bis zu 30 Prozent der Mehrkosten abgenommen. 2023 sollen es gar bis zu 60 Prozent sein. Schon im letzten Jahr wurde deutlich: Große Unternehmen profitieren dabei überproportional stark. Darunter waren auch der Werkzeug-Hersteller Tyrolit und das Glücksspielunternehmen Novomatic. Bei denen liefen die Geschäfte im letzten Jahr gut.

Fast 650.000 Euro Zuschuss für Tyrolit – trotz Umsatzsteigerungen

Tyrolit gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Schleif-Materialien, gegründet 1919 von David Swarovski – schon damals, um Schleifmittel für Kristalle herzustellen. 2022 konnte Tyrolit, das seinen Firmensitz im Tiroler Schwaz hat, seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent erhöhen. 727 Millionen Euro waren es in Summe.  “Wir konnten 2022 kräftig zulegen und unsere Marktposition weiter ausbauen”, erklärte Vorstandsvorsitzender Thomas Friess vor wenigen Tagen der “Krone”. Das Geschäft lief also gut. Gleichzeitig flossen von den Steuerzahler:innen 643.000 Euro Energiekosten-Zuschuss ins Unternehmen.

Das Unternehmen rangiert sogar auf Platz 2 der „Top Ten“-Zuschuss-Beziehern.

Das Unternehmen Tyrolit erhielt 643.000 Euro Energiekosten-Zuschuss. (Screenshot: Transparenzdatenbank, Stand 22.5.2023)

300.000 Euro Zuschuss – trotz mehr Überschuss im Jahr 2022

Für den Glücksspielkonzern Novomatic lief es im letzten Jahr sehr gut – sowohl international als auch am österreichischen Markt. Im Jahresabschluss für 2022 bilanziert der Konzern über 214 Millionen Euro Gewinn. Ein Plus von 230 Prozent gegenüber des Vorjahres.

Auch in Österreich verzeichnete Novomatic Zuwächse im Vergleich zu 2021. Die Umsätze hierzulande erwirtschaftet der Konzern vor allem über das Herstellen und Betreiben von Glücksspielgeräten (Gaming Technology) sowie aus dem Sportwettenmarkt (Gaming Operations). Im ersten Segment lag der Umsatz um 17,7 Millionen Euro über dem Vorjahr – ein Plus von über 43 Prozent. Im zweiten Segment machte Novomatic in Österreich einen Umsatz von 314 Millionen Euro – ein Plus von fast 134 Millionen und damit über 74 Prozent gegenüber 2021.

Es lief also sehr gut. Doch für das exklusive 4-Stern-Hotel „Admiral am Kurpark“ in Baden – das zu 100% der Novomatic gehört – nahm man dennoch gern über 304.000 Euro Energiekostenzuschuss an.

Das „Hotel Admiral am Kurpark“ erhielt 304.000 Euro Energiekosten-Zuschuss. (Screenshot: Transparenzdatenbank, Stand 22.5.2023)

„Gießkannen-Zuschuss“ kostet heuer zwischen 4 und 6 Milliarden Euro

Die Bedürftigkeit eines Unternehmens ist nicht Voraussetzung, um den Zuschuss zu erhalten. Beantragen kann ihn sozusagen jeder. Für kleine Unternehmen gibt es Pauschalbeträge (bis max. knapp 2.500 Euro). Für die SPÖ ist der Zuschuss eine “milliardenschwere Gießkanne”, mit der man die eigentlichen Ziele nicht erreicht, die aber den Steuerzahler:innen viel abverlangt: Immerhin kostet der Zuschuss im Jahr 2023 – je nach Schätzung von Fiskalrat oder Regierung – zwischen vier und sechs Milliarden Euro.

Das sind die „Top 10“ der Bezieher des Energiekosten-Zuschusses 2022. (Foto: Screenshot Transparenzdatenbank)

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saloo
saloo
22. Mai 2023 22:08

warum sudern wir können es ja anderes machen , oje wir haben ja nichts zu melden weil wir außer Fordern nichts können , obwohl Gewerkschaft und Ak hinter uns steht . Wir sind nach den Neos und Grünen die Dümmsten im Land

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