Die FPÖ schickt den FPÖ-nahen Maler Odin Wiesinger in den oberösterreichischen Kulturlandesbeirat. Wiesinger veröffentlicht in rechtsextremen Medien, malt Wehrmachtssoldaten mit Stahlhelmen, Burschenschafter mit Säbeln und einschlägige Porträts. FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer nennt ihn seinen Lieblingsmaler, auch Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) verteidigt ihn. Wer ist Odin Wiesinger?
Deutschnationale Motive und die SS-Rune
Die Empörung ist groß: Der rechte Künstler Odin Wiesinger soll Mitglied des oberösterreichischen Landeskulturrates werden. Er hat für rechtsextreme Medien wie “Info-Direkt” und die “Aula” illustriert. Als Norbert Hofer ihn 2016 seinen “Lieblingsmaler” nannte, wurde er einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Wiesinger gehört einer schlagenden Burschenschaft an – und Burschenschafter mit Schwertern und Säbeln gehören zu den Lieblingsmotiven Wiesingers.
Auch eindeutig deutschnationale und kriegsverherrlichende Motive machen Wiesingers Kunststil aus. Er illustriert auch Gedichte. Die handeln von einer “goldenen Zeit“ und enthalten Passagen wie “mit waffenfroher Hand” für das “deutschen Vaterland“.
Wiesinger Signatur hat große Ähnlichkeit mit der Odalruhne, die im 2. Weltkrieg von SS- Einheiten als Abzeichen benutzt wurde. Nach der Nazi-Zeit wurde die Ruhne nur noch von rechtsextremen Organisationen wie dem “Bund nationaler Studenten” und der “Wiking-Jugend” verwendet. Wiesinger selbst streitet die Ähnlichkeit seiner Signatur mit der Odalruhne ab: Das wären nur seine eigenen Initialen „O“ und „W“. Die “Krone” hat die Symbole gegenübergestellt:
Wiesinger verbreitet frauenfeindliche Aussagen
Abseits von seinen Bildern sorgt Wiesinger mit frauenverachtende Aussagen für Aufsehen. So kommentiert er das Aussehen der Rektorin der Akademie der bildenden Künste Eva Blimlinger mit: “… selten so ein hässliches und dummes Stück Fleisch gesehen!”
Die Beleidigung findet unter einem Posting von Jörg Uckermann statt. Der war bis 2014 der stellvertretende Vorsitzende der rechtsextremen Partei Bürgerbewegung pro NRW.
In einem anderen Kommentar sagt Wiesinger über die ORF-Moderatorin Lou-Lorenz Dittlbacher:
“So ein lou-lou, diese tittenbacher“
Auch sein Kommentar über Deutschland sorgt für Aufsehen: Deutschland sei nicht frei, habe seinen Namen nicht verdient und werd heute von Marionetten regiert.
Wiesinger Freunde in der FPÖ
Ausgestellt und verkauft werden Wiesingers Kunstwerke unter anderem von der italienischen Galerie Thule. Diese zeigt auch Werke von NS-Künstlern wie Arno Breker und Hans M. Friedmann. Der Verlag, der hinter der Galerie steht, verkauft rechte Literatur – etwa ein Buch von Josef Göbbels über den italienischen Faschisten Mussolini.
Trotz alledem wird Wiesinger in seiner Arbeit von hochrangigen FPÖ-Politikern unterstützt. So bezeichnet er Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer und Martin Graf auf Facebook als seine Freunde. Als der damalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf nach Lateinamerika reiste, begann er seine Reise mit der Eröffnung einer Ausstellung von Wiesinger. Damals präsentierte der Maler in Chile seine Werke vor rund hundert geladenen Gästen. Der Lateinamerika-Besuch führte die Delegation dann noch nach Argentinien und Paraguay. Die FPÖ Verbindungen in diese Länder sind auffällig – schließlich gelten sie als Zufluchtsorte für überzeugte Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg.
“…das Wort ergreifen, so wie sie es für Gabalier gemacht haben”
Nach der Kritik an seiner Nominierung in den oberösterreichischen Kulturbeirat fordert Wiesinger von seinen FPÖ-Freunden, dass sie „das Wort ergreifen, so wie sie es für Andreas Gabalier gemacht haben”. Und die Unterstützung ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten: So kommentierte FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker den Protest gegen die Nominierung mit: „Kunst bleibt Kunst und diese hat kein Mensch einzuengen oder zu verbieten – ob Gabalier oder Wiesinger. Wer das versucht, hat in Österreichs Politik nichts verloren.“ Auch Norbert Hofer verteidigt ihn. Es sei klug, sich von einem Menschen selbst ein Bild zu machen. Er würde daher jedem ein persönliches Gespräch mit Wiesinger und ein Besuch in dessen Atelier empfehlen.
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1945: KZ Mauthausen von US-Army befreit
Dienstag, 5. Mai 2020 @ 08:00
Geschichte Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland am 12. März 1938 wurde in einem Steinbruch bei Mauthausen mit der Errichtung eines Konzentrationslagers begonnen. Und bereits am 8. August 1938 erfolgte die Überstellung der ersten Häftlinge aus dem KZ Dachau nach Mauthausen. Mauthausen war ein Vernichtungslager der Stufe III der Nazi-KZs. Nach verfügbaren Namenslisten waren in Mauthausen und 49 Nebenlagern bis 1945 über 200.000 Menschen inhaftiert und wurden über 100.000 Häftlinge ermordet.
Dem NS-Regime ging es aber nicht nur um die Massenvernichtung von Antifaschist*innen und „nichtarischen” Völkern. KZ-Häftlinge wurden für deutsche Großkonzerne, den eigentlichen Herren des faschistischen Deutschlands, deren Ausführungsorgan die Nazi-Partei NSDAP und Hitler als „Führer und Reichskanzler“ waren, eingesetzt. Häftlinge aus dem KZ Mauthausen arbeiteten für die Konzerne Gustloff, Heinkel, Messerschmitt, Mittelwerk und Siemens-Schuckert.
Das NS-Regime betrieb insgesamt 24 KZ-Stammlager mit rund 4.000 Außen- und Nebenstellen. Mauthausen war nach den „Todesfabriken” der Nazis in Auschwitz (1.5 Millionen Ermordete), Treblinka (800.000), Belzec (600.000), Kulmhof (360.000), Sobibor (250.000) und Majdanek (200.000) jenes Konzentrationslager, in dem die meisten Menschen umgebracht wurden. So wurden Exekutionen in einer „Genickschussecke“ ausgeführt. Ab 1942 wurde ein zu einem Gaswagen umgerüsteter LKW zur systematischen Tötung mittels Zyklon-B-Gas benutzt. Ebenfalls gab es ab 1942 eine als Duschbad getarnte Gaskammer, wo ebenfalls mit Zyklon-B-Gas wie am Fließband gemordet wurde.
Als „Mühlviertler Hasenjagd” wurde die Verfolgung im Jänner 1945 ausgebrochener sowjetischer KZ-Häftlinge durch SS, Polizei und aufgehetzte Bevölkerung bekannt. Die gefassten Häftlinge wurden an Ort und Stelle bestialisch ermordet. Dabei beteiligte sich die Bevölkerung der angrenzenden Gemeinden tatkräftig. Der Pfarrer eines Ortes schrieb verzweifelt sinngemäß in seine Pfarrchronik „Ich kenne meine Kirchenmitglieder nicht mehr wieder“ Nur in wenigen Fällen, wie der Familie Langthaler in Schwertberg siegte die Menschlichkeit und wurden entflohene Häftlinge bei Lebensgefahr versteckt.
In Mauthausen wurden auch viele Oberösterreicher inhaftiert und ermordet. So wurde am 18. April 1945 der bekannte Schutzbundführer Richard Bernaschek (1888-1945) und als einer der 42 zur „Welser Gruppe“ gehörenden noch am 29. April 1945 hingerichteten Antifaschisten der KPÖ-Landesobmann Sepp Teufl (1904-1945) auf ausdrücklichen Befehl des Nazi-Gauleiters Eigruber noch in den letzten Tagen der Nazi-Herrschaft im April 1945 ermordet. Zu einem Zeitpunkt, als Wien bereits von sowjetischen Truppen befreit und am 27. April 1945 die 2. Republik proklamiert worden war. Der „Welser Gruppe“ wird mit einer Gedenktafel an der Klagemauer, Josef Teufel mit einer solchen im Krematorium gedacht.
Das KZ Mauthausen wurde am 5. Mai 1945 durch US-amerikanische Truppen befreit, nachdem die SS-Wachmannschaft das Lager bereits am 3. Mai 1945 verlassen hatte. Die US-Army fand im Lager ein Bild des Grauens vor: Männer, Frauen und Kinder, halb nackt oder mit Lumpen bedeckt, lebende Skelette, viele aus Schwäche auf allen Vieren, die nicht einmal die Kraft hatten ihre Arme den Befreiern entgegenzustrecken.
Als „Ewig schwärende Wunde inmitten Österreichs, dieses Landes der äußersten, unerträglichen Widersprüche zwischen Mozart und Eichmann, Josef Roth und Kaltenbrunner, Wittgenstein und Hitler“ hat der Künstler André Heller in seiner Ansprache bei der Befreiungsfeier 2003 das KZ Mauthausen bezeichnet. Bezeichnend für den Umgang mit der eigenen Geschichte ist nicht nur das jahrzehntelange Verdrängen der Mitwirkung zigtausender Österreicher*innen an den Verbrechen des Nazi-Regimes durch die These von Österreich als erstes Opfer von Nazi-Deutschland und der kurz nach 1945 begonnenen Täter-Opfer-Umkehr, sondern auch der Umgang mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Etwa wenn diese trotz Ausgliederung in eine Bundesanstalt weiterhin dem Innenministerium zugeordnet bleibt. Oder wenn entgegen dem starken Interesse von Schulen und Besucher*innengruppen Besichtigungen durch immer mehr Schließtage eingeschränkt und die Weiterentwicklung der Gedenkstätte aus finanziellen Gründen verhindert wird. Laut dem Mauthausen Komitee Österreich besuchen jährlich rund 200.000 Menschen die Gedenkstätte in Mauthausen und den Nebenlagern.
Im Schatten Mauthausens steht vor allem das Lager Gusen, wo zehntausende Häftlinge für den Flugzeugbau Zwangsarbeit leisten mussten und der NS-Terror und Sadismus noch weitaus stärker ausgelebt wurde als in Mauthausen selbst. Durch die Zentralisierung des Gedenkens auf Mauthausen ab 1947 wurde in den vielen Nebenlagern erst sehr spät mit einer gezielten Gedenkarbeit begonnen, die oftmals wie etwa in Gusen oder Ebensee wo auf dem Areal wo einst die Häftlingsbaracken standen später Wohnsiedlungen errichtet wurden auf Unverständnis der dort ansässigen Bevölkerung stieß.
Auch die traditionelle jährliche Befreiungsfeier zum Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen im Mai 1945 ist zwiespältig. Ist es für tausende der wenigen noch lebenden Zeitzeug*innen und Antifaschist*innen ein Herzensanliegen diese Gedenkstätte aufzusuchen dient die Befreiungsfeier vielen Vertretern der etablierten Parteien zur Behübschung durch einen Sonntags-Antifaschismus, der recht krass ihrer Alltagspolitik gegenübersteht, die sich etwa durch laufende Verschärfung fremdenfeindlicher Gesetze, unsozialer Maßnahmen oder Packeleien mit der FPÖ als Partei der „Ehemaligen“ auszeichnet.
Nach wie vor gilt für das KZ Mauthausen für nicht weniger Österreicher*innen der Grundsatz des kollektiven Schweigens. Deutlich wird das etwa daran, dass laut dem Mauthausener Bürgermeister Punkenhofer auch viele Ortsansässige nie in der KZ-Gedenkstätte waren. Schlimmer ist freilich, wenn alte und neue „Ewiggestrige“ immer wieder durch Leugnung der Gaskammern in Mauthausen auffällig werden, einer Tatsache die 1945 von keinem der SS-Führer, die vor Gericht standen, geleugnet wurde.
Zudem ist die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mauthausen (und andere Gedenkstätten) seit Jahren Ziel von Nazi-Attacken:
– So posierte 2006 der rechtsextreme Fußballfanklub „Braunauer Bulldogs“ mit Hitlergruß in Mauthausen und postete dies ungeniert im Internet, was immerhin Schuldsprüche wegen NS-Widerbetätigung zur Folge hatte.
– 2009 störten rechtsextrem beeinflusste Jugendliche in Tarnanzug, mit Sturmhaube und Softguns mit Hitlergruß sogar eine Befreiungsfeier in der Gedenkstätte des Nebenlagers in Ebensee, was aber immerhin drei Verurteilungen zur Folge hatte.
– Hingegen sind bis heute die 2010 angebrachten Schmierereien „Türk und Jud´, giftig´s Blut“ und „Was unseren Vätern der Jud, ist für uns die Moslembrut, seid auf der Hut, 3. Weltkrieg – 8. Kreuzzug“ unaufgeklärt.
– Ebenso 2014 der ähnliche Spruch „Türkenrass´ ab ins Gas“ und „Sieg Heil“.
– Dass Geschmacklosigkeit und politische Dummheit keine Grenzen hat verdeutlichte im März 2015 ein Innviertler Disco-Betreiber, der für sein Etablissement mit dem Slogan „Innviertler Hasenjagd“ – einer ziemlich eindeutigen Anspielung auf die als „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannte Mordaktion der SS im Februar 1945 – geworben hatte.
– Im März 2016 wird durch ein Facebook-Posting bekannt, dass Abdurrahman Alpaslan, Schriftführer des Vereins Avrasya (einer Tarnorganisation der faschistischen türkischen „Grauen Wölfe“) mit dem faschistischen Wolfsgruß im Fahnensaal der KZ-Gedenkstätte Mauthausen aufgetreten ist.
– Im Jänner 2020 wurde das niederländischen Denkmals mit fünf Hakenkreuzen beschmiert.
Wie das Innenministerium in Beantwortung einer Anfrage der SPÖ-Abgeordneten Sabine Schatz mitteilte sind seit 2013 bundesweit nicht weniger als 107 Anschläge auf antifaschistische Gedenkstätten aktenkundig. Davon entfallen allein 22 Schändungen auf die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Politik, Exekutive und Justiz haben daher großen Handlungsbedarf solchen Aktivitäten entschieden entgegenzutreten, um den antifaschistischen Verfassungsauftrag der 2. Republik zu erfüllen.
Das sind – unter dem Blickwinkel der Kunstgeschichte, der Malerei, der bildenden Kunst überhaupt – schlechte Bilder. Aber gar so deutschnational ist das WWI-Bild mit den Mohnblumen (dem britischen Symbol für das Gedenken an WWI) wieder auch nicht. Und beleidigende Sachen gegen die Blimlinger zu sagen, ist nicht frauenfeindlich, sondern grünen- und linkenfeindlich. Im Grunde zahlt sich die Aufregung nicht aus: Wiesinger ist als Künstler völlig unwichtig. Für die Linken wäre es viel unangenehmer, wenn er – so wie z.B. Neo Rauch – ein bedeutender Künstler wäre.