Coronavirus

Regierung setzt auf Testzwang statt auf kostenlose Heimtests – Rendi-Wagner warnt vor Vertrauensverlust

Die Zahl der Neuinfektionen ist auch nach dem zweiten Lockdown viel zu hoch. Die Teilnahme an den Massentests der Regierung war vernichtend gering. Ohne Maßnahmen droht ein neuer starker Anstieg und eine Überlastung der Spitäler in den kommenden Wochen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert deswegen Wohnzimmer-Tests für zu Hause. Die Regierung einen indirekten Testzwang. 

Die Zahl der Neuansteckungen sind auch nach dem zweiten Lockdown erschreckend hoch. Die Österreicherinnen und Österreicher blieben den von der Regierung im Eilverfahren organisierten Massentests mehrheitlich fern – nur 22,5 Prozent nahmen teil. Nun kündigt die Regierung den dritten Lockdown nach Weihnachten an, mit dem Zusatz sich “freitesten” zu können, um wieder außer Haus gehen zu dürfen. “Zwänge steigern das Vertrauen der Bevölkerung nicht”, befürchtet SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und warnt auch vor negativen Folgen für die anstehende Impfung.

Dabei gäbe es eine einfache Lösung: Die Regierung soll allen Menschen in Österreich zwei Selbsttests pro Woche gratis zur Verfügung stellen. Die können bequem und sicher im Wohnzimmer gemacht werden, schlägt Rendi-Wagner vor. „Mit flächendeckenden, regelmäßigen und freiwilligen Selbsttests im Wohnzimmer kann die Virusausbreitung unter Kontrolle gebracht werden – ganz ohne Zwang”.

Neue Antigen-Generation ermöglicht Wohnzimmer-Tests

Solche Schnelltests für zuhause zeigen nicht nur an, ob jemand COVID-postitiv ist, sondern indirekt auch, ob man ansteckend ist. Denn sie schlagen dann am besten an, wenn man am ansteckendsten ist, erklärt Doktor Michel Mina, Assistenzprofessor für Epidemiologie und Immunologie an der medizinischen Fakultät von Harvard.

Die “nächste Generation an Tests” nennt Gesundheitsminister Anschober (Grüne) die Selbsttest, wie sie auch SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner vorgeschlagen hat. Diese werden nicht mehr im Rachen, sondern im Nasen-Vorraum angewendet. 15 Sekunden muss man den Abstrich dort vornehmen. Die Tests sind einfach anzuwenden und können selbst zu Hause durchgeführt werden, weil man die Probe nur in ein fertiges Röhrchen mit Flüssigkeit halten und den Teststreifen dazugeben muss. Er wird dunkel, wenn der Test positiv ist. Innerhalb weniger Minuten weiß man, ob man stark infiziert und damit ansteckend ist oder nicht.

Die neue Testmöglichkeit steht kurz vor der Zulassung. Sie ist kostengünstig, benutzerfreundlich und liefert rasch das Ergebnis. Die Regierung ist gefordert, diese neuen Tests so rasch wie möglich in sehr großer Menge zu beschaffen, betont Oppositionsführerin und Epidemiologin Rendi-Wagner.

Epidemiologe Mina ist sich sicher: Wenn nur die Hälfte der Bevölkerung sich alle vier Tage im eigenen Wohnzimmer testet, ergibt das einen Herdeneffekt, wie ihn sonst die Impfung bringen könnte. Denn sobald klar ist, dass man ansteckend ist, können Menschen zu Hause bleiben. So wird die Infektionskette unterbrochen.

“Damit eine Strategie funktioniert, muss sie sich nach den Bedingungen der Menschen richten”, weiß US-Forscher Mina. Deswegen solle man die Tests zu den Menschen bringen, nicht umgekehrt. Doch das gilt nicht nur für die USA.

Teilnahme garantiert, wenn Ergebnisse kommuniziert werden

Wer bereit ist, sich selbst zu testen, wird auch bereit sein, sich danach zu isolieren, antwortet Rendi-Wagner Kritikern, die die Eigenverantwortung anzweifeln. Die Strategie setzt gezielt auf die Eigenverantwortung der TeilnehmerInnen. Diese schützen durch die regelmäßigen Tests nicht nur sich selbst und ihr persönliches Umfeld, sondern alle Menschen im Land.

Durch die regelmäßigen Tests würde sich die Isolationszeit auf 5-7 Tage verkürzen. Auch das Contact Tracing könnte durch die Selbsttests zuhause massiv entlastet werden, da sich die Personen regelmäßig testen und kürzere Zeitintervalle nachverfolgt werden müssten.

Die Vorteile sind für Rendi-Wagner klar: “Wir holen uns damit selbst das normale Leben zurück. Unter strengen Sicherheitsregeln könnten Lokale, Restaurants, Theater und viele andere Bereiche wieder öffnen, ohne dass die Fallzahlen stark ansteigen”, stellt die SPÖ-Chefin in Aussicht. Sie ist sicher, dass genügend Menschen mitmachen, wenn die Regierung die Vorteile klar kommuniziert. Und die sind klar: “Es würde gelingen, die Infektionszahlen niedrig zu halten und damit einen weiteren harten Lockdown mit dramatischen sozialen und wirtschaftlichen Folgen zu verhindern.“

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Schnucki
Schnucki
20. Dezember 2020 11:23

Vertrauensverlust? Tsss! Der ist nicht neu, den haben sich Österreichs Pseudoeliten längst verdient. Gut, dass auch die letzten kritisch denken lernen!
Meine letzte Verwunderung war die, dass ich von Kindergarten- und Hospitalpersonal hörte, dass sie es gerne sähen, dass man Politiker und, oh, Verwunderung meinerseits, Industrielle als erste impfen sollte.
Die Aussage eines SPD-Politikers, dass Politiker als Impfvorbild sein sollten, kann dagegen nicht helfen. Die Leute wissen, dass die nicht gefährdende Mittel verabreicht bekämen und alles veröffentlichte als Fake zu werten wäre.

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