Klimawandel

„Planeten-Zerstörer“: Diese 20 Länder sind am meisten für die Klimakrise verantwortlich

Die Klimakrise mit ihren Folgen – Extremwetter, Naturkatastrophen und Erderhitzung – ist bereits Realität. Wer verursacht am meisten CO? Ein neuer Bericht mit dem Titel „Planeten-Zerstörer“ beantwortet jetzt die Frage. Er zeigt, welche 20 Länder weltweit am stärksten für all das verantwortlich sind. Denn, so die Berechnung: Sie werden bis 2050 für 90 % der CO2-Emissionen verantwortlich sein, die mit geplanten fossilen Brennstoff-Projekten einhergehen. Unter ihnen sind die USA, Kanada, Russland, Australien, aber auch Großbritannien und Norwegen.

UNO-Generalsekretär António Guterres nennt sie „Planet Wreckers“, also „Planten-Zerstörer“. Er meint damit Staaten und Private, die fossile Energiequellen ausbeuten. Die NGO „Oil Change International“ hat untersucht, welche großen Öl- und Gas-Förderprojekte bis zum Jahr 2050 weltweit umgesetzt werden. Dabei geht es auch um die Verantwortung bestimmter Länder für die Klimafolgen. Eine Erkenntnis des Berichts: 20 Länder haben den Großteil der zukünftigen CO2-Emissionen zu verantworten. Sie werden bis 2050 für 90 % der CO2-Emissionen verantwortlich sein.

Australien, UK, die USA, Norwegen und Kanada sind für mehr als die Hälfte, konkret für 51 % der Emissionen verantwortlich.

Die USA als Speerspitze der Öl- und Gas-Ausbeutung

Die USA sind der weltweit größte Produzent von Öl und Gas, und sie planen, von 2023 bis 2050 die weltweit größte Ausweitung der Öl- und Gasförderung vorzunehmen. Dies entspricht mehr als einem Drittel der weltweit geplanten globalen Ausweitung. Besonders Fracking und die Gewinnung von Flüssigerdgas (LNG) im Süden der USA spielen dabei eine zentrale Rolle.

Obwohl die Biden-Regierung Klimaschutz verspricht, hat sie die Ausweitung der fossilen Brennstoffproduktion in den USA erleichtert. Im Jahr 2023 genehmigte sie verschiedene Projekte, darunter Pipelines und Öl- sowie Gaslizenzen. Das Inflation Reduction Act fördert zwar erneuerbare Energien, sichert jedoch keine Verringerung der US-Öl- und Gasproduktion, sondern ermöglicht sogar deren Export, was zu weltweiten Emissionen beiträgt.

Eine breite Koalition von über 500 Gruppen aus sechs Kontinenten und 63 Ländern hat Präsident Biden aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausweitung des Förderung von fossilen Brennstoffe in den USA zu beenden. Trotz internationaler Beteuerungen, die öffentliche Finanzierung von fossilen Brennstoffprojekten zu beenden, hält die USA an ihrer Politik fest und fördert zudem die Öl- und Gasindustrie mit großzügigen Steuervergünstigungen.

Australien, UK, die USA, Norwegen und Kanada sind für mehr als die Hälfte, konkret für 51 % der Emissionen verantwortlich. (Quelle: Planet Wreckers Report, Oil Change International, September 2023)

Australien setzt weiter auf Kohle – aber leidet unter Brand-Katastrophen

Australien zählt zu den weltweit größten Produzenten und Exporteuren von Erdgas und Kohle. Daher wird es im Bericht der NGO „Oil Change International“ als der drittgrößte Exporteur von Verschmutzung durch fossile Brennstoffe gelistet. Von 2023 bis 2050 steht Australien vor der Aussicht, der achte größte Anbieter von Öl- und Gasförderung zu werden. Neue Öl- und Gasfelder in Australien könnten, wenn sie genehmigt werden, über diesen Zeitraum hinweg 4 Milliarden Tonnen an CO2 zusätzlich verursachen, was den lebenslangen Emissionen von 25 neuen Kohlekraftwerken entspricht.

Die australische Regierung hat erst kürzlich beschlossen, die Emissionen bis 2030 um 43 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig zeigen Analysen des „Australien Institute“, dass neue Kohle- und Gasprojekte dieses Ziel torpedieren.

Großbritannien fördert Öl und Gas aus der Nordsee

Das Vereinigte Königreich hat seit den 1970er Jahren eine wichtige Rolle in der Öl- und Gasproduktion in der Nordsee gespielt und trägt daher auch eine historische Verantwortung für die Klimakrise. Die Pläne Großbritanniens, noch mehr Öl und Gas aus der Nordsee zu fördern, machen es zu einem weltweit bedeutenden Akteur in der Ausweitung der fossilen Brennstoffindustrie.

Wenn Großbritannien weiter neue Öl- und Gasfelder genehmigt, könnten diese bis 2050 zusätzlich 1,8 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verursachen. Das entspricht den Emissionen von 12 neuen Kohlekraftwerken binnen 40 Jahre.

Die britische Regierung will derzeit die „wirtschaftliche Förderung“ von Öl- und Gasproduktion in der Nordsee maximieren. Trotz internationaler Kritik setzt Großbritannien die Genehmigung neuer Öl- und Gasfelder fort. Die Unterstützung der fossilen Brennstoffindustrie durch öffentliche Gelder sowie großzügige Steuervergünstigungen tragen ebenfalls zum Problem bei.

Norwegen – ein „Klima-Heuchler“ in Europa?

Der Bericht der NGO bezeichnet Norwegen als „Gesicht der Klima-Heuchelei“. Warum? Norwegen ist der größte Öl- und Gasproduzent in Europa und gehört zu den weltweit größten Exporteuren von klimaschädlichen Emissionen. Trotzdem plant Norwegen, von 2023 bis 2050 einer der größten Entwickler neuer Öl- und Gasfelder zu sein. Wenn Norwegen jedoch den Forderungen der Vereinten Nationen folgen würde, solche Projekte zu stoppen, könnten bis 2050 drei Milliarden Tonnen CO2 vermieden werden – das ist 60-mal mehr als die jährlichen Emissionen des Landes.

Anstatt den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu fördern, vergibt Norwegen immer mehr Lizenzen für die Suche nach neuen Öl- und Gasvorkommen, auch in empfindlichen arktischen Gebieten. Im Jahr 2022 verdiente Norwegen viel Geld mit Öl- und Gasverkäufen, obwohl es eigentlich über eine hohe Kapazität verfügt, in erneuerbare Energien zu investieren. Dies steht im Widerspruch zu internationalen Versprechen, die das Land gemacht hat. Norwegen hat sogar 19 neue Öl- und Gasprojekte genehmigt, obwohl das weltweit kritisiert wurde. Die finanzielle Unterstützung von fossilen Brennstoffen durch die Regierung führte auch dazu, dass in den letzten zweieinhalb Jahren 35 neue Projekte mit erheblichen Öl- und Gasressourcen genehmigt wurden. Im Gegensatz zu anderen nordischen Ländern hat sich Norwegen nicht dazu verpflichtet, keine öffentlichen Gelder mehr für fossile Brennstoffe auszugeben und stattdessen verstärkt in saubere Energie zu investieren.

Eine Erdgasbohranlage auf der Pinedale Anticline, unmittelbar westlich der Wind River Range in Wyoming. (Foto: The Pinedale Field office of the BLM Wyoming State Office)

Kanada setzt verstärkt auf Fracking

Kanada war im Jahr 2022 der viertgrößte Produzent von Öl und Gas weltweit, nach Russland und Saudi-Arabien. Kanada gehörte auch zu den fünf Ländern mit den meisten neu genehmigten Öl- und Gasprojekten im Jahr 2022. Die Öl- und Gasproduktion ist der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Kanada, selbst wenn man die große Menge an Öl und Gas berücksichtigt, die außerhalb der Landesgrenzen verbrannt wird.

Von 2023 bis 2050 wird Kanada voraussichtlich der zweitgrößte Entwickler neuer Öl- und Gasprojekte weltweit sein und allein für etwa 10 Prozent der globalen Expansion verantwortlich sein. Diese Expansion hängt vielfach mit Fracking zusammen.

Die kanadische Bundesregierung unter Premierminister Justin Trudeau hat weiterhin neue Pipelines und LNG-Exportprojekte genehmigt und finanziell unterstützt, um die Ausweitung der Förderung zu ermöglichen. Gleichzeitig wurden auch neue Öl- und Gasfelder genehmigt.

UN-Generalsekretär Guterres fordert, beim Umstieg auf erneuerbare Energien mehr Tempo zu machen

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Dringlichkeit der Klimakrise immer wieder betont. In Bezug auf den „Planet Wrecker“-Bericht sagte er: „Die Ergebnisse dieses Berichts sind ein Weckruf an die Welt. Wir müssen die Emissionen drastisch reduzieren und uns auf erneuerbare Energien verlagern, wenn wir die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels verhindern wollen.“ Er sagt, wir müssen weltweit handeln und sofort mit der Intervention beginnen. Von langwierigen Übergangsplänen hält Guterres wenig, stattdessen sollen sich Industrien beeilen, den Umstieg auf erneuerbare Energien zu schaffen:

„Übergangspläne der fossilen Brennstoffindustrie müssen Transformationspläne sein. Man muss weg von einem Produkt, das unvereinbar mit dem Überleben der Menschheit ist. Andernfalls sind es nur Vorschläge, effizientere Planetenzerstörer zu werden.“

Umsteigen auf erneuerbare Energien muss die Devise sein. Andernfalls werden aus Ländern und Konzernen bloß effizientere Planeten-Zerstörer, sagt António Guterres. (Foto: Kuhlmann / MSC, CC BY 3.0)

 

Wer verursacht am meisten CO2? Hier die Länder in der Reihenfolge der kumulierten Emissionen:

  1. USA
  2. Kanada
  3. Russland
  4. Iran
  5. China
  6. Brasilien
  7. Vereinigte Arabische Emirate
  8. Australien
  9. Argentinien
  10. Irak
  11. Turkmenistan
  12. Norwegen
  13. Saudi Arabien
  14. Mexiko
  15. Guyana
  16. Katar
  17. Nigeria
  18. Großbritannien
  19. Indien
  20. Kasachstan

 

 

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Peter
Peter
31. Oktober 2023 06:09

Schuld sind immer die andern, und die EU sind ohnedies Heilige.

Wenn es ein Problem gibt fängt man immer am besten bei sich selbst an, anstatt mit den Finger auf den andern zu zeigen.

Die Weltzerstörung ist keine Frage von Verzicht und Livestyle, sondern einzig und alleine eine Frage von Habgier und Neid!

Die SPÖ nehme ich da ebenso direkt in die Verantwortung, die seit Jahrzehnten in Wien die Straßenbahnlinie 13 verhindert und gleichzeitig ruckizucki die Stadtstraße baut, und dann auch noch die Unverfrorenheit besitzt, das diese dämliche Straße ein Umweltschutzprojekt sei.

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