Norbert Hofer und seine FPÖ haben Probleme mit den Töchtern Österreichs – nicht nur in der Bundeshymne. Am 4. Dezember 2016 wird in Österreich der Bundespräsident gewählt – und 51,7 Prozent der Wahlberechtigten sind Frauen. Grund genug, sich anzusehen, was sie vom freiheitlichen Kandidaten erwarten können.
1 – Hofer will, dass sich Frauen auf die “Brutpflege” beschränken
Liest man das Buch “Für ein freies Österreich”, das Hofer 2013 gemeinsam mit dem Wiener FPÖ-Politiker Michael Howanietz herausgebracht hat, spürt man richtig das Unbehagen, das die Vorstellung einer gleichberechtigten Frau bei den Herausgebern auslöst. Die Gleichstellung von Männern und Frauen führt zur „Auflösung der Familie“ wird da etwa behauptet, vor allem wenn die Rolle “des Vaters als Versorger und Beschützer der Familie” in Frage gestellt wird und sich die Frau nicht der einzig der “Brutpflege” widmet:
Hinter scheinwissenschaftlichen Worten verbirgt sich der Wunsch, dass Frauen doch bitte wieder von ihren Männern abhängig sein sollen:
Was Hofer nicht sagt, ist, dass Frauen ohne eigenes Einkommen oft früher oder später im Leben von Armut betroffen sind – spätestens, wenn sie keinen Anspruch auf eine eigene Pension haben. “Das traditionelle Familienbild trägt viel zur Armut von Frauen bei”, warnt Jana Zuckerhut von der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende. Nach einer Trennung, stehen Frauen, die sich bis dahin mehr oder weniger „sorglos“ um Familie und Haushalt gekümmert haben, oft vor dem Ruin: 42 Prozent von ihnen sind von Armut betroffen.
2 – Hofer glaubt, dass Frauen in Wirtschaft und Politik Schaden anrichten
Ganz grundsätzlich sieht Hofer es nicht gerne, wenn Frauen nicht “das beglückende Wunder der Mutterschaft” als einzige Aufgabe ihres Lebens sehen, sondern auch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen wollen. Denn diese Frauen, die da in der Berufswelt “ihren Mann stehen“, würden dann ihre Männer zuhause nicht mehr “verstehen”, wie in seinem Buch zu lesen ist. Und obendrein würden mehr Frauen in Wirtschaft und Politik – besonders in Führungspositionen – großen Schaden anrichten:
heißt es dort. Dass Frauen in Top-Positionen mit Vorurteilen konfrontiert sind, ist leider Realität – daraus jedoch abzuleiten, dass die Frauen selbst das Problem sind, ist zynisch.
3 – Hofer will, dass sich Frauen mit Kind nicht sozial engagieren
Frauen, die sich sozial engagieren wollen, werden in Hofers Buch in die eigenen vier Wände verbannt – denn sobald Kinder da sind, ist jedes Engagement außerhalb des Hauses als Vernachlässigung zu klassifizieren:
„Ein helfender Arzt „ohne Grenzen“ ist das eine, wenn aber Mütter für Monate die eigenen (Klein)Kinder im Stich lassen, um tausende Kilometer entfernt in Waisen- oder Frauenhäusern „Gutes“ zu tun, ist das (…) zu hinterfragen.“
Zusammengefasst: Bei Männern (den Ärzten) fragen Hofer und Co nicht danach, wie weit entfernt von ihren Kindern sie ihrer Tätigkeit nachgehen und wie es um die Sorgepflichten steht – bei Frauen sehr wohl.
4 –Hofer weigert sich, Frauen in der Hymne wertzuschätzen
Hofer windet sich, wenn es darum geht, die Leistungen von Frauen in der Geschichte und Gegenwart Österreichs zu würdigen. Aus Prinzip weigert er sich, die „Töchter“ Österreichs in der Bundeshymne zu besingen. Dabei wäre es gerade für einen Bundespräsidenten eine symbolisch wichtige Wertschätzung, die einfach gezeigt werden könnte – für Hofer zu viel. Er meint, beurteilen zu können: „Damit tut man den Frauen nichts Gutes“. Abgesehen davon ist die neue Version der Bundeshymne geltendes Gesetz, an das sich jemand, der für das höchste Amt im Staat kandidiert, wohl zu halten hat.
5 – Hofer stellt die Fristenregelung in Frage
Einer Frau, die keine Kinder möchte, wird in Hofers Buch „Genussmaximierung“ vorgeworfen. Frauenkörper sind folglich für die FPÖ eine heikle Angelegenheit, so spricht man in der Partei auch von der Gebärmutter einer Frau als “Ort mit der höchsten Sterbewahrscheinlichkeit in unserem Land”.
Angesprochen auf diesen Satz in einer Puls4-Diskussion am 8. Mai 2016 hat sich Hofer nicht davon distanziert. Stattdessen will er eine verpflichtende „Bedenkzeit“ für Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen wollen. Der Freiheitliche stellt es also so dar, als würden sich Frauen im Falle einer ungewollten Schwangerschaft nicht informieren und die Entscheidung leichtfertig treffen.
Und sonst?
Auch FPÖ-PolitikerInnen abseits von Norbert Hofer machen immer wieder mit Äußerungen deutlich, dass Frauen für sie einen niedrigerer Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. So ist die oberösterreichische FPÖlerin Brigitte Kashofer (mit Hofer im Bild ) der Meinung, Frauenhäuser seien “an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften maßgeblich beteiligt” .
FPÖ-Obmann Strache befindet, sexuelle Belästigung solle kein Straftatbestand sein , Harald Vilimsky wiederum hält Frauen nicht geeignet für den harten Politikalltag, weil „Frauen sind mehr darauf aus, zu gefallen, sind demnach modeanfälliger“. Zu guter Letzt will der FPÖ-Familienverband Frauen vorschreiben, mindestens drei Kinder bekommen zu müssen – zumindest jenen Frauen, die die FPÖ als echt österreichisch klassifiziert.
Zum Weiterlesen:
Das Frauenbild der FPÖ und Norbert Hofers http://www.vice.com/alps/read/frauenbild-und-antifeminismus-in-der-fpoe
Der Einsatz von Hofer und der FPÖ für „Väterrechtler“ http://www.stopptdierechten.at/2016/09/25/norbert-hofer-und-die-vaeterrechtler/
„Ein Mann will anschaffen“ http://www.news.at/a/frauenbild-fpoe-bzoe-ein-mann-310996
Warum die FPÖ gegen die Förderung von Frauen ist http://derstandard.at/2000037387381/Warum-die-FPOe-gegen-die-Foerderung-von-Frauen-ist