Es herrscht Verunsicherung in Österreich. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus schränken das tägliche Leben ein. Viele wissen nach wie vor nicht, wie sie sich verhalten sollen. Wir haben zusammengefasst, wie ihr euch schützt und Verantwortung für andere übernehmen müsst. Denn großer Krisen können auch Zeiten großer Solidarität sein.
1. Wascht euch die Hände
Ja, ihr habt es schon gehört, aber noch einmal: Hände gründlich und lange (der Refrain von Gloria Gaynors “I Will Survive” bietet sich gut an) mit warmem Wasser waschen.
Wie effektiv diese Hygienemaßnahme ist, zeigt die US-Schauspielerin Kristen Bell auf Instagram: Schwarzlicht-Bilder zeigen, den Unterschied:
2. Bleibt zu Hause
Unter dem Hashtag #staythefuckathome fordern Menschen im Internet einander auf, nach Möglichkeit das Haus nicht zu verlassen. Das ist notwendig, um die Anzahl der gleichzeitigen Ansteckungen möglichst gering zu halten. Denn die Gesamtzahl der Infektionen mit dem Virus lässt sich zwar nicht eingrenzen – aber verlangsamen. Und es ist enorm wichtig, dass wir den Höhepunkt flach halten. Denn das Gesundheitssystem hat auch in Österreich begrenzte Kapazitäten. Deswegen müssen auch Menschen, die nicht lebensbedrohlich gefährdet sind, ihr Verhalten unbedingt anpassen.
„Wenn man die Anzahl der Kontakte nur um 25 % reduziert, sinkt die Höhe des Peaks auf 58 % ab, würde man sie um 50 % reduzieren sinkt der Peak auf unter 30 %.“
Geht wirklich nur raus, wenn es unbedingt notwendig ist – für Freizeitvergnügen ist in ein paar Wochen wieder Zeit.
3. Ruft eure Eltern und Großeltern an
Gerade für ältere Menschen ist es oft schwierig, Einschränkungen hinzunehmen und Hilfe anzunehmen. Doch jetzt führt daran kein Weg vorbei. Denn während die Krankheit für junge Menschen nicht gefährlich ist, gilt für ältere Menschen das Gegenteil. Und gerade weil es bei jungen Menschen und Kindern oft nicht einmal zu Symptomen kommt, sind ihre älteren Angehörigen besonders gefährdet.
„Bei älteren Menschen kann der Krankheitsverlauf zu schwerwiegenden Problemen führen. Deshalb muss deren Schutz nun oberste Priorität haben! Wir müssen nun zusammenhelfen, damit sich unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht anstecken“, sagt Pamela Rendi-Wagner, SPÖ-Vorsitzende und Gesundheitsexpertin.
Wer mehr Argumente braucht, um die eigenen Eltern zu überzeugen, findet sie hier: Keine Panik, aber Solidarität: Wir müssen ältere Menschen vor Corona schützen.
Also ruft eure Großeltern an, überzeugt sie davon, zuhause zu bleiben und erledigt notwendige Besorgungen für sie. Ruft sie auch öfter an als sonst, denn sie sind dann zwar sicher vor Ansteckung, aber vielleicht einsam und freuen sich über ein Telefonat.
4. Bietet Nachbarschaftshilfe an
Unter #nachbarschaftschallenge rief ein Wiener auf, ältere, immunschwache und kranke Nachbarn und Nachbarinnen zu unterstützen. Per Aushang im Wohnhaus bieten Menschen ihren Nachbarn an, Einkäufe und Apothekengänge zu übernehmen. Das kann man via Telefon ausmachen und die Besorgungen dann vor der Türe abstellen.
#NachbarschaftsChallenge pic.twitter.com/C52dq2Dvvs
— Annika Heintz (@AnnikaHeintz) March 13, 2020
Die Stadt Wien hat die Hotline 01/4000-4001 eingerichtet. Menschen, die zur Risikogruppe gehören, können sich hier melden. Ihnen wird dann bei der Besorgung von Lebensmitteln, Medikamenten und ähnlichem geholfen.
5. Seid aufmerksam: Bei Isolation kommt es vermehrt zu häuslicher Gewalt
Verbringen Paare und Familien viel Zeit miteinander auf engem Raum, kommt es zu mehr Gewalt in der Familie. Zu Weihnachten laufen die Telefonleitungen beim Frauennotruf heiß. In China sind die Vörfalle von Gewalt gegen Frauen in Quarantäne-Zeiten in die Höhe geschossen.
Österreichweit berät Sie die Frauenhelpline 0800 / 222 555 in rechtlichen und sozialen Fragen, informiert Sie über weiterführende Beratungs- und Unterstützungsangebote und vermittelt gezielt an regionale Frauenschutzeinrichtungen und -beratungsstellen weiter.
Dreimal so viele Opfer häuslicher Gewalt haben sich an Hilfestellen gewandt, so die chinesische Frauenrechtsorgansiation Weiping. Weitere Frauenrechtlerinnen vor Ort beschreiben die Situation der “gefangenen” Ehefrauen: Durch die Quarantäne und die Reisebeschränkungen müssen sie zu Hause bleiben und können nicht einmal zeitweise zu Verwandten oder Freundinnen.
Seid also aufmerksam und wisst: Opfer von häuslicher Gewalt werden auch in der Corona-Krise beschützt.
6. Lasst eure Theater- und Konzertkarten nicht refundieren
Von den Maßnahmen als allererstes betroffen war Österreichs Kulturszene. In einer Branche, in der fast niemand fest angestellt ist, schlagen Schließungen und Absagen mit voller Wucht zu. Unter den Autorinnen ist gerade einmal ein Prozent fest angestellt, bei Tänzern und Schauspielerinnen ist es jeder Sechste. So gut wie alle leben zumindest teilweise von Gagen, die nur bezahlt werden, wenn die Einnahmen des Auftritts stimmen. Auch die Veranstalter und Kulturbetriebe selber sind verzweifelt, denn die Fixkosten laufen weiter.
Wer also für die kommenden Wochen ein Ticket für ein Konzert, eine Lesung oder ein Theaterstück gekauft hat, kann auf die Refundierung verzichten. Das hilft den kleinen Häusern und Kulturvereinen über die schlimmste Zeit hinweg.
7. Kauft Gutscheine bei euren Wirten
Laut Verordnung haben Gastro-Betriebe Montag nur noch bis 15.00 offen und sind ab Dienstag bis auf Weiteres geschlossen. Das bedroht vor allem kleine Restaurants und Cafés. Auch wenn wir jetzt Lokale meiden müssen, können wir dem Wirten ums Eck über diese schwierigen Zeiten helfen und bei ihnen bestellen.
Die meisten Lokale bieten Gutscheine an. Diese helfen akut und können auch dann, wenn alles vorbei ist, noch eingelöst werden. Wer noch nicht in Homeoffice ist, kann morgen am Heimweg noch ein paar Stück Kuchen von der Lieblings-Konditorei mitnehmen.
8. Unterstützt Obdachlose, spendet für Hilfsorganisationen
Für Menschen ohne fixen Arbeitsplatz und ohne festen Wohnsitz bricht eine besonders harte Zeit an. Wenn weniger Menschen auf der Straße unterwegs sind und mehr Abstand zueinander halten, bleiben obdachlose Menschen ohne Spenden. Dabei gehören gerade sie zu besonders vulnerablen Gruppen. Sie können sich nicht in ihre Wohnungen zurückziehen und haben wenig Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. Sie können keine Vorräte anlegen und sind auf ihr tägliches, kleines Einkommen angewiesen, das nun größtenteils entfällt.
Auch Hilfsorganisationen berichten bereits von Einbrüchen in ihren Einnahmen. In der Gruft, einer der größten Obdachlosen-Notschlafstellen des Landes, kochen regelmäßig Gruppen von Freiwilligen Essen. Die Kosten dafür übernehmen die Gruppen selbst. Doch in den letzten Tagen wurden die Termine abgesagt. Diese Spenden fehlen jetzt. Auch bei der Volkshilfe könnte es zu Engpässen bei der Betreuung für Obdachlose kommen.
Hilfsorganisationen wie der Verein M.U.T. bietet Obdachlosen mobile Duschen und Hygiene-Pakete an. Bei der Wiener Straßenzeitung Augustin kann man jetzt Jahresabos bestellen.
Wer es sich leisten kann, zu spenden, sollte das also jetzt tun – das geht auch bequem via Online-Banking von Zuhause aus.
9. Spendet dem Haus des Meeres und kauft Jahreskarten für Museen und Zoos
Nicht nur Theater, auch Zoos und Museen mussten im Zuge der Maßnahmen gegen Corona schließen. Vor allem die Zoos, die nicht dem Bund gehören, sind besonders betroffen. Das Haus des Meers bat deswegen am Mittwoch um Spenden.
„Wir gehören weder dem Bund noch der Stadt. Seit 60 Jahren haben wir uns nur aus Eintrittsgeldern finanziert. Doch durch die Schließung seit dem 16. März sind unsere Einnahmen gleich Null“, veranschaulichte Geschäftsführer Michael Mitic die Situation.
Um weiter Kontakt zu seinen Besuchern zu halten, stellt der Meereszoo regelmäßig Videos online, die das Publikum mit hinter die Kulissen nehmen.
10. Für Arbeitgeber: Schickt Beschäftigte in Heimarbeit, und zwar Risikogruppen zuerst
Bei der Eindämmung des Virus sind auch die Arbeitgeber gefragt. Das Virus wird von Mensch zu Mensch weitergegeben. Einerseits über direkten Körperkontakt, aber auch über Türklinken, Kaffeemaschinen und Tastaturen. Arbeitsplätze stellen also eine Gefahr der Weitergabe dar. Um diese zu reduzieren, sind Arbeitergeber dazu aufgerufen, den Betrieb – soweit möglich – auf Tele- oder Home-Office umzustellen. Zuallererst müssen natürlich jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Hause bleiben, die einer Risikogruppe angehören.
11. Für Medizinstudierende: Helft bei der Gesundheits-Hotline mit
Auch Studierende, bei denen alle Lehrveranstaltungen abgesagt bzw. auf Streaming umgestellt wurden, können helfen. Medizinstudierende können sich freiwillig bei der Coronavirus-Helpline melden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen. Dafür werden sie mit ECTS-Punkten, die die für das Studium brauchen, belohnt.
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