Nach den ersten fünf Arbeitstagen im Jänner hat ein österreichischer Top-Manager so viel verdient wie der ein durchschnittlicher Angestellter im ganzen Jahr. Die Spitzenverdiener unter ihnen brauchen dazu überhaupt nur einen Tag. Die Ungleichheit ist so hoch wie noch nie: Hat ein Manager im Jahr 2003 noch das 24-Fache eines mittleren Arbeitnehmers verdient, ist es heute schon das 67-Fache. Die Sozialistische Jugend fordert jetzt eine Begrenzung von Managerbezügen auf das 6-fache des niedrigsten Mitarbeiter-Gehalts.
Der Fat Cat Day (Fette-Katzen-Tag) bezeichnet den Tag, an dem Top-Manager das durchschnittliche Jahreseinkommen der Beschäftigten verdient haben. 2021 fällt er auf den 9. Jänner bzw. auf den 5. Arbeitstag im Jahr, wie die AK errechnet. Der OMV-Vorstandschef Rainer Seele muss sogar nur einen Tag arbeiten, bei Andreas Quint (CA Immobilien Anlagen AG) sind es „immerhin“ 16 Tage. Mit einem Jahreseinkommen von 2,6 Millionen Euro verdient auch der Chef der Post AG in drei Tagen mehr als ein selbständiger Paketzusteller im ganzen Jahr. Die Post hat in den letzten Jahren beim Personal massiv gekürzt hat, die Managerbezüge waren aber kein Teil davon.
„Es ist absurd, dass die Top-Manager teilweise schon nach dem ersten Arbeitstag so viel verdient haben wie ihre Angestellten im ganzen Jahr. Die wahren LeistungsträgerInnen sind die MitarbeiterInnen und die müssen weit mehr vom Kuchen bekommen. Deshalb fordern wir ein maximales Verhältnis von 1:6 zwischen den niedrigsten Gehältern einer Firma und den Bezügen von Managern“, so Paul Stich, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend bei einer Aktion gegen hohe Managergehälter vor der OMV-Zentrale in Wien.
Lohnschere geht immer weiter auseinander
Während sich das Manager-Gehalt seit 2003 fast vervierfacht hat, hinkt das Medianeinkommen in Österreich stark hinterher. Das Verhältnis zwischen Vorstandsgagen und Normaleinkommen entwickelte sich seit 2003 weit auseinander. Nur 2008 gab es krisenbedingt Rückgänge bei den Managerbezügen, die sich aber dank höherer Fixgehälter rasch erholten. Im Krisenjahr 2020 wurden die meisten Boni regulär ausgeschüttet.
Warum sich die Lohnschere immer weiter auseinander entwickelt?
„Weil wir es politisch zulassen,“ so Stich. „Diese massiven Ungleichheiten im Einkommen sind nicht naturgegeben, sondern durch jahrelange neoliberale Propaganda möglich geworden. In der reichen Schweiz war in den 1990-ern ein Verhältnis von 1:6 ganz normal und das war nicht unbedingt ein Zeichen von schlechten Zeiten. Das zeigt, dass es auf jeden Fall möglich ist.“
Auch der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt betonte immer wieder, wie undenkbar diese Gehälter noch vor 20, 30 Jahren gewesen wären: “Vor zehn Jahren wäre keiner auf die Idee gekommen, dem Vorstandsvorsitzenden von VW 15 Millionen Euro Gehalt zu zahlen”, sagte er 2015 in einem Interview.
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Leistungsgerechtigkeit herstellen
Die enormen Zuwächse bei den Manager-Gagen stehen also in keinem Verhältnis zur ihrer Leistung. Für jeden Euro, den ein Mitarbeiter der Belegschaft bekommt, zahlen sich die Chefs 67 Euro aus. Das Missverhältnis hat ein Ausmaß angenommen, das unvernünftig und demotivierend für die Angestellten ist.
„Das Geld, das sich das obere 1% in Massen ausschüttet, fehlt am anderen Ende bei den Beschäftigten. Die 1:6-Forderung ist keine Lösung für alle Probleme, aber eine Frage der Gerechtigkeit. Wir wollen damit aufzeigen, dass jene, die wir im Frühling noch laut beklatscht haben, überhaupt nicht fair entlohnt werden,” meint Paul Stich vor der OMV. “Reden wir über den Wert von Arbeit. Darüber, was die Angestellten im Handel und anderen Branchen täglich leisten und wie unverhältnismäßig sie dafür entlohnt werden.”
Boni auch an Zufriedenheit der Mitarbeiter koppeln
Was bräuchte es für mehr Leistungsgerechtigkeit? Wichtig ist es, die Höhe von Bonus-Zahlungen an das Erreichen von langfristigen Unternehmenszielen zu koppeln. Diese Ziele müssen nicht unbedingt in Euros beziffert werden. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit oder Klimaschutz können solche Ziele sein. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Ausschüttung von Bonuszahlungen beispielsweise an die Sicherung von Arbeitsplätzen geknüpft werden müsste, wie die Arbeiterkammer vorschlägt.
Die AK-Expertin Christina Wieser fordert auch eine verpflichtende „Boni-Bremse“, wenn ein Unternehmen staatliche Unterstützung bekommt. Damit müssten Unternehmen auf mindestens 50 Prozent der letztjährigen Bonuszahlungen verzichten.