Die Frauenquote bringt top qualifizierte Frauen in Positionen – und sortiert beim männlichen Personal aus: wer für seinen Job nur mittelmäßig qualifiziert ist, der muss öfter das Feld räumen. Insgesamt werden Teams durch die Frauenquote kompetenter und effizienter – wie WissenschaftlerInnen in Schweden untersucht haben.
Politik- und WirtschaftswissenschaftlerInnen der Universitäten Uppsala, Stockholm und der London School of Economics haben untersucht, welchen Effekt die Frauenquote hat. Allerdings nicht für Frauen – von denen es dann mehr in entsprechenden Positionen gibt – sondern für jene Einrichtungen, die die Quoten durchsetzen. Konkret: Für Parteien und die Kompetenz ihrer Teams. Das Ergebnis: Frauenquoten sorgen dafür, dass top qualifizierte Frauen bei Kandidaturen und Posten stärker berücksichtigt werden. Und sie haben als Nebeneffekt, dass mittelmäßige Männer, die schon in Positionen sind, weniger werden.
Von wegen „Quotenfrauen sind unqualifiziert“ – Qualifikationsproblem eher bei Männern
Gegnerinnen und Gegner von Frauenquoten werfen gern als Argument ins Feld: „Quoten führen doch nur dazu, dass unqualifizierte Frauen in Posten gehievt werden – bloß weil sie Frauen sind.“
Das Forscherteam widerlegt dieses Vorurteil klar. Nicht nur kommen qualifizierte Frauen gerechterweise mehr zum Zug – die Frauenquote nützt und befördert zudem qualifizierte Männer. Einzig:
Männer, die trotz nur mittelmäßiger Qualifikation in Posten gelandet sind, werden durch die Frauenquote weniger.
In einer Langzeitstudie hat sich das Team die sozialdemokratische Partei in Schweden näher angesehen. Denn diese Partei hat schon 1993 eine Frauenquote im Parteistatut verankert und besetzt Kandidaturen per Reißverschluss-System.
Frauenquote machen auch Führungsränge kompetenter
Torsten Persson von der Uni Stockholm und seine KollegInnen Timothy Besley, Olle Folke und Johanna Rickne haben sich zudem die politischen Karrieren von PolitikerInnen in der schwedischen Kommunalpolitik seit 1988 angesehen. Ihr Ergebnis: Durch Frauenquoten setzten sich in den Städten und Gemeinden auch kompetentere Männer durch als zuvor – bis in die Spitzenränge der Parteien.
Warum? Jene, die in Führungspositionen sitzen – und dort selbst eher durch Netzwerke gelandet sind – umgeben sich laut den ForscherInnen lieber mit mittelmäßig qualifizierten MitarbeiterInnen. Vor allem, wenn sie das gleiche Geschlecht haben. Denn so ist es unwahrscheinlicher, dass ihre Autorität untergraben wird und sie neben diesen weniger qualifiziert wirken.
Eine Frauenquote durchbricht dieses Muster. Denn: Einerseits sucht man für die für Frauen gedachten Positionen die qualifiziertesten aus, zum anderen setzen sich für die verbliebenen Positionen (z.B. bei Kandidatur-Listen) die sehr gut qualifizierten Männer gegenüber den mittelmäßigen durch. Ein weiterer Nutzen ergibt sich durch die größere Durchmischung von Teams und Gremien – sowohl was Diskussionsverhalten und Erfahrungsschatz
Die WissenschaftlerInnen hinter der Frauenquoten-Studie |
Ökonomieprofesor Tim Besley (LSE in London), Olle Folke (Politikwissenschaftler an der schwedischen Uni Uppsala), Johanna Rickne und Torsten Persson (beide WirtschaftsprofessorInnen an der Universität Stockholm) haben in einer Langzeitstudie die Folgen der Frauenquote auf die Zusammensetzung und Kompetenzen von politischen KandidatInnen und AmtsträgerInnen untersucht. |
Die Bevölkerung fühlt sich trotzdem zunehmend weniger von den Sozialdemokraten repräsentiert.
Im ersten Jahr nach Einführung der Frauenquote hatte die Partei noch 45%, dann ging’s bergab und bei der letzten Wahl waren es nur noch 28%.
Aber vielleicht hat ja die Frauenquote verhindert, dass sie noch schneller absteigen.