Frauen & Chancengleichheit

Warum wir Frauenquoten brauchen? Weil die 60er vorbei sind.

Foto: AMC

Männer befinden sich nach wie vor häufiger in Führungspositionen als Frauen. Das liegt weder an der Leistung noch an der Qualifizierung: Für Frauen ist im mittleren Management meist Schluss mit der Karriere, obwohl sie bereits über bessere Bildungsabschlüsse verfügen als ihre männlichen Kolleg. Ihnen fehlen aber zumeist die Netzwerke und Zeit für Überstunden, weil ihnen zuhause selten jemand den Rücken freihält. Wo es Quoten gibt, nimmt die Ungleichheit ab und mehr Frauen schaffen es in Führungspositionen – das zeigt eine Vielzahl internationalen Beispiele.

Am 28. Juni 2017 beschloss der Österreichische Nationalrat das Gleichstellungsgesetz von Männern und Frauen im Aufsichtsrat (GFMA-Gesetz). Ab 1. Jänner 2018 müssen mindestens 30 Prozent der Plätze in Aufsichtsräten mit Frauen besetzt werden. Das gilt für private Unternehmen ab 1.000 MitarbeiterInnen und börsennotierte Unternehmen. Bei einem Verstoß gegen diese Regelung ist die Wahl nichtig und es droht der „leere Stuhl“, also ein unbesetzter Platz im Aufsichtsrat. In Österreich wird davon ausgegangen, dass das neue Gesetz etwa 200 Unternehmen betrifft.

Damit soll die gläserne Decke durchbrochen werden, auf welche die meisten Frauen im Laufe ihrer Karriere stoßen. Denn Frauenkarrieren enden oft im mittleren Management, auch wenn ihre Qualifikationen für Höheres sprechen. Männliche Mitarbeiter mit gleicher Qualifizierung spazieren hingegen die Karriereleiter bis in die oberste Führungsebene hinauf. Die Gründe für diese unterschiedlichen Karriereverläufe sind vielfältig: Sie liegen im unterschiedlichen Auftreten von Männern und Frauen, darin, dass Frauen weit mehr Zeit mit Haushalt und Kinderbetreuung verbringen, Karrierenetzwerke stark männlich dominiert und Auswahlverfahren oft intransparent sind.

Dieser Schieflage muss auf vielen Ebenen begegnet werden, aber eine Maßnahme wirkt mit großer Eindeutigkeit: Die Quote. Das zeigt eine Vielzahl internationaler Beispiele. Und von mehr Frauen in Führungspositionen haben nicht nur die Managerinnen selbst etwas: Mehr Frauen in Führungspositionen sind für Unternehmen und Belegschaft von Vorteil, wie zahlreiche Studien zeigen. Führungsteams, die aus Männern und Frauen bestehen agieren messbar erfolgreicher. Die Gründe dafür sind in der Vielfalt der Fähigkeiten, Ideen und Perspektiven zu finden, die wiederum zu effektiveren und innovativen unternehmerischen Entscheidungen führen. Darüber hinaus zeigt sich ein positiver Einfluss für die Belegschaft, etwa in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Männern und Frauen sowie der Arbeitszeitgestaltung an sich.

Je höher das Einkommen, desto weniger Frauen

Frauen sind besser ausgebildet und verfügen häufiger als Männer über einen Studienabschluss. Ihr Anteil an der Erwerbstätigkeit beträgt mittlerweile 46,8 Prozent und trotzdem: Im Management sind vor allem Männer zu finden.

Gerade mal 18,1% der Aufsichtsratsmandate aller österreichischen Unternehmen sind derzeit von Frauen besetzt, wie der aktuelle Frauen.Management.Report der AK Wien zeigt. Generell gilt: Je höher die Position im Unternehmen, desto niedriger ist der Frauenanteil. Oft findet die Karriere von Frauen schon im mittleren Management ihr Ende. So sind etwa von den 3.138 ProkuristInnen nur 497 weiblich. Das sind gerade einmal 15,8 Prozent. Eine Ebene darüber in den Vorständen finden sich überhaupt nur mehr 7,2 Prozent Frauen. An der Unternehmensspitze befinden sich gar nur mehr 3,6 Prozent Frauen.

Ab 30 ziehen die Männer davon

In jungen Jahren sieht es für Frauen oft so aus, als stünde der Karriere nichts im Weg: Der berufliche Aufstieg läuft anfangs ganz gut, doch dann kommt das Alter der Familiengründung und die Karriereverläufe von Männern und Frauen verändert sich drastisch: Ab 30 ziehen die Männer davon. Und im Alter zwischen 30 und 45 bauen Männer einen solchen Vorsprung in Positionen und Gehalt auf, dass dieser von Frauen in der gesamten Lebenskurve nur mehr schwer aufgeholt wird.

Geschuldet sind diese Karrierewege der noch immer der äußerst traditionellen Aufteilung der Familienarbeit in Österreich. Seit der Einführung des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes im Jahr 2010 ist die Beteiligung der Väter beim Bezug des Kinderbetreuungsgeldes nur leicht gestiegen, 2016 haben im Schnitt 19 Prozent der Väter Kinderbetreuungsgeld in Anspruch genommen. Der Anteil der Väter an der Familienarbeit ist also nach wie vor äußerst gering und entspricht genau dem Anteil an weiblichen Aufsichtsräten. „Familienzeit“ und Partnerschaftsbonus gelten seit März 2017 und sollen diese nur sehr langsame Veränderung beschleunigen.

Wo die Quote wirklich wirkt

Die Erfahrung der vergangenen Jahre mit Quoten sowohl in Österreich als auch in anderen europäischen Ländern zeigt: Der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten und anderen Top Jobs steigt dort, wo es verpflichtende Quoten gibt.

Österreich: Firmen mit Bundesbeteiligung

Die Bundesregierung hat sich bereits vor 6 Jahren verpflichtet, eine Frauenquote in den Aufsichtsräten der Bundesunternehmen einzuhalten: 25% Frauenanteil bis Ende 2013 und 35% bis Ende 2018. Die Regelung gilt für Unternehmen, an denen der Staat mit mindestens 50% beteiligt ist. Laut Fortschrittsbericht vom März 2017 beträgt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten mittlerweile 40,3 Prozent.  

Norwegen

Als erstes Land der Welt führte Norwegen im Jahr 2003 eine gesetzliche Frauenquote von 40 Prozent für Verwaltungsräte staatlicher sowie börsennotierter Unternehmen ein. 2016 lag der Frauenanteil bei 41 Prozent.

Island

Schon ab 50 MitarbeiterInnen müssen Unternehmen in Island seit 2013 einen 40 Prozent Anteil beider Geschlechter vorweisen. Mit 44 Prozent ist Island heute europaweiter Spitzenreiter.

Deutschland

Seit 2016 gilt die feste Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Aufsichtsratspositionen in der großen deutschen Unternehmen. Dieses Gesetz betrifft aktuell rund 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen. Für weitere 3.500 mittelgroße Firmen wird eine sogenannte Flexiquote eingeführt.

Frankreich

Seit 2011 gibt es die Quotenregelung für Aufsichts- und Verwaltungsräte in börsennotierte Unternehmen sowie Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz. 2016 waren bereits 37 Prozent der Führungskräfte der größten börsennotierten Unternehmen in Frankreich weiblich.

Italien

2011 wurde ein Gesetzesentwurf beschlossen, der Quoten für Aufsichtsräte von börsennotierten sowie vom Staat kontrollierten Betrieben vorsah. 2016 lag die Frauenquote bereits bei ca. 30 Prozent, das ist eine Steigerung um 24 Prozent seit Beginn der Regelung.

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stefan lugger
stefan lugger
8. Dezember 2018 15:21

Wo bleibt eigentlich die Gerechtigkeit bzw. die Gleichberechtigung? Frauenquoten führt ihr nur bei Führungspositionen ein! Unglaublich wie narzisstisch ihr doch seid. Bei der Drecksarbeit führt ihr diese natürlich nicht ein! In Führungspositionen sind eben meist jene Personen, die sich den Arsch aufreißen und auf ihr Privatleben verzichten, Frauen wollen dies häufig eben nicht machen bzw. sind sie nicht bereit diesen Kompromiss einzugehen bzw. interessiert sie dieser Beruf eben weniger. Ihr müsst euch eben entscheiden, entweder Familie oder Karriere! Beides klappt auch, ist jedoch schwierig. Wir Männer sollten beides schaffen, Kinder und Karriere. Dies ist jedoch auch schwierig, wir sehen unsere Kinder daher auch viel seltener da wir oft mehr arbeiten, zumindest in den Führungspositionen. Meist wird es aber von Frauen gefordert, wir sollten erfolgreich im Beruf sein und zugleich dieselbe Zeit im Haushalt helfen. Wenn ihr eine Frauenquote einführt, dann müsst ihr diese in jedem Beruf einführen, und selbst das ist idiotisch, denn an Führungspositionen sollte immer derjenige sein, der sich dafür am meisten beweist! Übrigens, Wehrpflicht gilt nur für uns Männer, kümmert euch besser darum. Denn dies ist wirklich ungerecht und hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Die Selbstmordrate liegt bei Männern 3-5 mal höher, Obdachlos sind auch fast nur Männer. Das Schulsystem ist mehr an Frauen angepasst, Jungs werden 3 mal häufiger auf Medikamente eingestellt damit sie diesen so verkraften. Kämpft für Gleichberechtigung oder Gerechtigkeit! Kein Wunder, dass die Moderne Feministin nur noch ausgelacht wird, diese ist ja total unfähig und fern vor jeder Realität. Man kann nur hoffen, dass die Gesellschaft und Politik dies frühzeitig erkennt, denn sollten diese ungerechten Forderungen durchgehen sehe ich schwarz für die menschliche Zukunft. Viele Frauen wollen gute Mütter sein und ausreichend Zeit mit dem Kind verbringen, der Vater, der im Beruf alles gibt wird aber weniger verdienen da das System es nicht mehr erlaubt bzw. Frauen mit weniger Qualifikation durch die Frauenquote bevorzugt werden. Schlussendlich wird dann die gute Mutter und der fleißige Vater bestraft! Ihr kämpft eigentlich gegen die Gleichberechtigung und gegen die Gerechtigkeit, nur scheint ihr das nicht zu erkennen. Man kann nur hoffen dass nicht alle Feministinnen so sind und es noch welche gibt die erkennen, dass es auf beiden Seiten Dinge gibt die ungerecht sind!

ANTON REITER
ANTON REITER
18. November 2018 13:12

Warum gibt es keine „Frauenqute“ wenn es um anstrengende Jobs (zB Bergbau, Stahlbau, Müllabfuhr) geht ? Oder warum gibt es keine Frauenquoten beim Thema Bundesheer und Zivildienst?

Ecker Klaus
Ecker Klaus
18. Juli 2017 19:19

Ob Frau oder Mann der „Chef“ ist, am freien Markt ist es die/der Tüchtigere.
Wozu dann eine Quotenregelung, vielleicht wollen ein paar „Gschaftlhuber“
sich wichtig machen.

Thomas
Thomas
9. Juli 2017 08:16

Das ist freie Wirtschaft.

Würden Frauen besser ausgebildet sein bei gleichen Lohnkosten, würden die Firmen doch Frauen einstellen.

Würden Frauen gleich gut ausgebildet und günstiger, würden Firmen doch Frauen einstellen.

Beides ist nicht der Fall.

Könnte ihr Kleinhirn vllt noch körperliche Merkmale ausfindig machen die dafür verantwortlich sind das Frauen gerne mal für eine lange Zeit(also mehr als 9 Monate) ausfallen und/oder anschließend komplett „ausfallen“?

„verfügen häufiger als Männer über einen Studienabschluss“

Ja. In Geistes“wissenschaften“. Gender und Feminismus. Der moderne Hirnwichs.
Aber nicht in MINT-Fächern.

Verkappte Kommunisten(Grüne, SPD, LINKE) wie sie, mit dem Ziel der Zerstörung der Familie werden daran Schuld sein, daß Frauen bald garkein Kompetentzfeld(Familie, Erziehung) mehr haben werden.

Aber das ist ja schließlich gewollt, nicht wahr?
Alles für den indoktrinierten Kommunistennachwuchs.
Stichwort Ganztags-schule/-kindergarten.

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