Oberösterreich bekommt eine Gewaltambulanz: Anfang April schickte die Kepler Uniklinik in Linz eine Frau ohne Behandlung aus dem Spital weg. Und das obwohl die Frau kurz zuvor Opfer einer Vergewaltigung wurde. Auf Druck von Frauenrechtsorganisationen, den SPÖ Frauen, den Grünen und den NEOS erhält Oberösterreich jetzt eine Gewaltambulanz, um Frauen und Mädchen bei Gewalterfahrungen angemessen zu betreuen, wie die NeueZeit berichtet.
Von Gewalt betroffene Frauen werden oft nicht ausreichend versorgt. Gezeigt hat das kürzlich ein Beispiel einer Frau aus Linz, die Anfang April nach einer Vergewaltigung ohne Untersuchung vom Klinikum wieder weggeschickt wurde. Zwei Sozialarbeiterinnen brachten die Frau ins Krankenhaus, nachdem sie in der Klinik angerufen hatten. „Ich wollte mich absichern, damit wir dann nicht weggeschickt werden“, sagt eine von ihnen. Vom Portier seien sie dann zur gynäkologischen Ambulanz verwiesen worden. „Doch dann ist eine Mitarbeiterin auf uns zugekommen und hat gesagt, sie müsse uns wegschicken, weil sie keine Aufnahme haben.“ Die Kepler Universitätsklinik bedauert den Vorfall.
SPÖ-OÖ-Frauenchefin Heitz: „Traurig, dass zuerst etwas passieren musste, damit die Gesundheitsreferentin handelt!“
Die alarmierenden Missstände bewegten die Menschenrechtsaktivistin Didem Wenger dazu, eine Petition für eine Gewaltambulanz in Linz zu starten. Fast 10.000 Menschen haben sie unterschrieben. Das hat dazu beigetragen, dass die Ambulanz jetzt tatsächlich kommt. Denn das hat Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP) am Montag bekanntgegeben. Die oberösterreichische SPÖ-Frauensprecherin Renate Heitz begrüßt diesen Schritt und bedankt sich bei Didem Wenger für ihren Mut und ihr Dranbleiben. Heitz meint jedoch, es sei „traurig, dass zuerst etwas passieren musste, damit die Gesundheitsreferentin handelt.“ Sie hofft, dass nun auch bald Taten folgen und Linz möglichst bald eine Gewaltambulanz bekommt:
“Keine einzige Frau, die Hilfe benötigt, soll jemals wieder von einem Krankenhaus weggeschickt werden!”
Nicht nur in Oberösterreich: Schutz vor Gewalt ausbaufähig
Gewaltambulanzen ermöglichen Opfern, Spuren vertraulich und kostenlos dokumentieren zu lassen – auch ohne Anzeige gegen den Vergewaltiger. In Graz und Wien gibt es bereits solche Ambulanzen, Salzburg und Innsbruck bereiten sich auf den Start vor. Jetzt soll auch Linz eine Gewaltambulanz bekommen. Ziel bleibt ein flächendeckendes Netz in ganz Österreich.
Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt
Laut Studien erlebt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt. Doch weniger als zehn Prozent der angezeigten Taten führen in Österreich zu einer Verurteilung. Viele Betroffene suchen aus Scham oder Angst keine Hilfe. Eben auch, weil sie, wie im Fall der Frau in Linz, mit ihren Problemen oft nicht ernst genommen werden – hätte Oberösterreich schon eine Gewaltambulanz gehabt, hätte man diesen Vorfall verhindern können.
Dieser Artikel entstand in einer Kooperation mit der NeuenZeit.
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