Der Großteil der Beschäftigten im Gesundheitssystem sind Frauen. Viele von ihnen würden gerne ihre Stunden erhöhen um gegen Corona zu kämpfen. Durch eine Väterkarenz für ihre Partner, kann ihnen daheim der Rücken freigehalten werden.
Mir ist erst richtig bewusst geworden, dass mein soziales Umfeld mehrheitlich aus Männern besteht, als ich zu arbeiten begonnen habe. Meine KollegInnen, von denen viele FreundInnen geworden sind, sind geschätzt zu 80-90% weiblich und viele arbeiten in Teilzeit. Warum Teilzeit? Weil die Arbeit im Gesundheitswesen körperlich und psychisch belastend sein kann, aber vor allem weil in Österreich ihre Partner immer noch mehr verdienen, wenn sie Vollzeit arbeiten und sich Frauen immer noch mehrheitlich um Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege von Angehörigen kümmern.
Neben den großen Veränderungen in unserer Arbeit durch SARS-CoV-2 kommen große Umstellungen in unserem Privatleben hinzu: Schulen und Kindergärten werden geschlossen, die Versorgung von Familienangehörigen wird schwieriger, im Supermarkt gibt es kein Klopapier mehr, wenn wir außer Dienst gehen etc.
Väterkarenz gegen Corona
Wir erwarten in den nächsten Wochen eine große Arbeitsbelastung und Personalausfälle. Viele sind bereit, für PatientInnen und KollegInnen von Teilzeit auf Vollzeit umzusteigen. Doch nicht alle, die wollen, können wechseln. Hausarbeit und Kinderbetreuung ist Arbeit, die sich nur schwer für den Partner neben seinem Homeoffice ausgeht. Es braucht neben einer ordentlichen Bezahlung aller Gesundheitsberufe auch dringend eine finanzielle Unterstützung für Alleinerziehende und eine „Corona-Väterkarenz“ für Partner, die in nicht kritischen Sektoren arbeiten, damit diese sich um Kinder und Haushalt kümmern und ihre Partnerinnen unser Gesundheitssystem retten können. Bevor wir KrankenpflegerInnen und ÄrztInnen aus dem Ruhestand zurückholen, sollten alle KollegInnen, die wollen, auf Vollzeit umsteigen können. Aber dafür müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Eine Väterkarenz für Familien in denen die Frau im Gesundheitssystem arbeitet, wären ein erster wichtiger Schritt.