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Durchbruch bei der Arbeitszeit: 28-Stunden-Woche für deutsche Industriearbeiter

Durchbruch bei der Arbeitszeit: 28-Stunden-Woche für deutsche Industriearbeiter

Marco Pühringer Marco Pühringer
in 4-Tage-Woche, Arbeit & Freizeit
Lesezeit:3 Minuten
12. Februar 2018
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Während in Österreich die schwarz-blaue Regierung den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche durchpeitscht, hat die Gewerkschaft IG Metall in Deutschland eine saftige Lohnerhöhung und die Option auf deutlich verkürzte Arbeitszeiten erkämpft. Die heimischen Medien berichten kaum darüber.

Die Beschäftigten der Metall-Industrie können ihre Arbeitszeit künftig auf 28 Stunden pro Woche reduzieren und erhalten 4,3 % mehr Lohn. Der Tarifvertrag gilt ab April 2018 für 27 Monate. Die Verbesserungen in den Verträgen fielen nicht vom Himmel, sie wurde von 500.000 streikenden Beschäftigten erkämpft.

Den GewerkschafterInnen ist es dabei nicht nur um ihre Branche gegangen, ihnen war klar: Gerade die Änderungen bei der Arbeitszeit werden wegweisend für andere Branchen sein. Denn schon länger zeigt sich: Die Bedürfnisse der Menschen haben sich geändert, sie wollen mehr Zeit für ihre Familie, ihre FreundInnen und Bildung. 

Arbeitszeiten, die besser zum Leben passen

Diese zusätzliche Zeit wird durch den Tarifvertrag freigeschaufelt: Die Beschäftigten haben die Möglichkeit ihre – in Westdeutschland übliche – Regelarbeitszeit von 35 Stunden auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Bis zu zwei Jahre können sie dieses Angebot nutzen. Danach entscheiden sie sich, ob sie bei 28 Stunden bleiben, oder aber in ihre alte Arbeitszeit zurückkehren, um wieder mehr zu verdienen.

Der Chef der IG Metall Jörg Hofmann spricht von einer „Umkehr“ bei der Arbeitszeit.

„Flexibilität ist damit nicht länger ein Privileg der Arbeitgeber“, so Hofmann. Beschäftigte haben jetzt den verbindlichen Anspruch, kürzer zu arbeiten, wenn sie es für sich selbst, für ihre Gesundheit oder ihre Familie brauchen. 

Arbeitszeit fair teilen

In Österreich gibt es in der Elektro- und Elektronikindustrie seit 2013 die sogenannte Freizeitoption. Dabei haben die MitarbeiterInnen die Möglichkeit, auf Basis von Betriebsvereinbarungen, anstelle von Lohn- und Gehaltserhöhungen mehr Freizeit zu bekommen.

Eine Umfrage unter den BetriebsrätInnen zeigt, sowohl Männer wie Frauen, Ältere wie Jüngere, Menschen in höheren und niedrigeren Beschäftigungsgruppen und in größeren und kleineren Betrieben nehmen das Angebot etwa gleich gut an. Doch vorallem junge ArbeitnehmerInnen unter 40 nützen die Freizeitoption stark.

Der Wertewandel fällt  bei den jüngeren intensiver aus. Eine gute Balance von Arbeit und Freizeit ist den Menschen enorm wichtig, wichtiger als Geld. Durch die Produktivitätssteigerungen im Zuge der Digitalisierung ist das Anliegen erfüllbar geworden. Mehr noch sie ist ein notwendiges Mittel, um das durch die Automatisierung verringerte Arbeitspensum gesellschaftlich fair aufzuteilen.

Vorteile für alle

Doch nicht nur die Beschäftigten haben etwas von kürzeren Arbeitszeiten. Sowohl Menschen, Staat und auch Unternehmen können von Lösungen wie der verkürzten Vollzeit profitieren, wie man am Beispiel Göteborg sieht.

In der zweitgrößten Stadt Schwedens wurde die Arbeitszeit in einem Toyota Werk, einem Altersheim und einem Krankenhaus deutlich verkürzt. Das Ergebnis: höhere Produktivität, mehr Jobs und weniger Kosten für Krankenstandstage.

Denn längere Arbeitszeiten führen zu Krankheiten wie Burnout und auch zu  vermehrten Arbeitsunfällen. Außerdem zeigen Studien: Nach 6 Stunden Arbeit sinkt die Produktivität enorm. Ein 12-Stunden-Tag bringt auch der Industrie zahlreiche Nachteile.

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Soso:
Soso:
21. Februar 2018 01:56

http://www.handelsblatt.com/video/unternehmen/pilotabschluss-ig-metall-setzt-sich-durch-die-28-stunden-woche-kommt/20931564.html

1
0
Antworten
Gabriele Zimmermann
Gabriele Zimmermann
15. Februar 2018 14:34

Höhere Produktivität, weniger Arbeitsunfälle, weniger Krankenstände und trotzdem kein Lohnausgleich bei Arbeitszeitverkürzung. Ich finde das nicht gerecht!

2
-1
Antworten
Dafür geht der ösireichisch Furz
Dafür geht der ösireichisch Furz
13. Februar 2018 23:40

in die andere Richtung, hehe.

4
0
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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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