Vor über einem Jahr wechselte das Online Marketing Unternehmen eMagnetix aus dem Mühlviertel zu einer 30-Stunden-Woche und hat diesen Schritt nie bereut. Mit der Arbeitszeitverkürzung stieg die Zufriedenheit der Mitarbeiter und in Folge auch die Zufriedenheit der Kunden. Der wirtschaftliche Erfolg lies dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Kontrast.at haben einen der beiden Geschäftsführer und Gründer von eMagentix, Klaus Hochreiter, zur 30-Stunden-Woche interviewt.
Kontrast: Bei eMagnetix gibt es eine 30 Stunden Woche für alle Mitarbeiter – Willst du kurz beschreiben wie das bei euch funktioniert?
Hochreiter: Wir haben seit dem 1. Oktober 2018 die 30-Stunden-Woche. Schon davor haben wir mit dem 1. Juni 2018 mit 34-Stunden pro Woche begonnen, einfach um die kürzere Arbeitszeit schrittweise einzuführen. Wir arbeiten auch wirklich 30 Stunden pro Woche. Das ist jetzt keine Mogelpackung sozusagen, dass in Wirklichkeit 40 Stunden mit Überstunden gearbeitet wird, sondern tatsächlich im Schnitt eben diese 30 Stunden pro Woche. Die sind auf fünf Tage verteilt mit einem Gleitzeitmodell im Hintergrund. Das heißt, die Mitarbeiter können sich das eigenverantwortlich einteilen. Es kann auch sein, dass ein Tag mal länger ist, dafür dann der nächste kürzer. Wichtig ist die Flexibilität bei dem System, das ist auch den Mitarbeitern wichtig.
Kontrast: Was war der konkrete Auslöser für den Umstieg und woher kam die Inspiration für diese Lösung?
Hochreiter: Der Auslöser war im Jahr 2015. Wir haben damals in Wahrheit einfach keine neuen Mitarbeiter mehr gefunden, besonders für Jobs mit Berufserfahrung. Das war wirklich eine sehr bedenkliche Situation. Die Mitarbeiter, die da waren, die mussten die ganze Arbeit machen – eben auch mit Überstunden. Da hab ich gewusst, dass wir was unternehmen müssen und zwar bald, weil der Fachkräftemangel nur noch schlimmer werden wird.
Wir haben uns dann Beispiele aus der ganzen Welt angeschaut, hinsichtlich Mitarbeiter-Führung und Arbeitszeit-Modelle. Was tun Firmen gegen den Fachkräftemangel oder welche Anreize und Benefits kann man setzen? Die Beispiele kamen von überall auf der Welt, etwa aus dem Silicon Valley oder aus Südamerika. Dann waren besonders die schwedischen Experimente mit Arbeitszeitverkürzungen interessant. Die haben ja schon vor 10 Jahren damit experimentiert. Sie hatten sowohl positive als auch negative Ergebnisse.
Das war eigentlich der Zeitpunkt, wo wir gewusst haben, dass Arbeitszeitverkürzung der Weg ist. Arbeitszeitverkürzung ist nämlich auch etwas, was unsere Zielgruppe von jungen Arbeitnehmern möchte. In unserem Unternehmen haben wir ein Durchschnittsalter von ungefähr 29 Jahren. Es war dann schnell für uns klar, dass wir auf 30 Stunden reduzieren bei gleichem Gehalt. Denn wir wollten auf keinen Fall, dass sich die Mitarbeiter einen zweiten Job suchen oder in finanzielle Probleme geraten.
Kontrast: Was waren die wichtigsten Schritte in der Umstellung?
Hochreiter: Der wichtigste Schritt war, dass wir die Mitarbeiter eingebunden haben. Die Mitarbeiter hatten von Anfang an Mitspracherecht. Sie haben bei den Maßnahmen mitgearbeitet oder selbst diese Maßnahmen definiert. Diese kommen aus zwei großen Bereichen. Das eine ist die Digitalisierung: Wir haben Technik eingesetzt, die uns Arbeit abnimmt, zum Beispiel bei den Wochenberichten. Die werden jetzt automatisch erstellt.
Der zweite große Block waren Maßnahmen zum Zeitmanagement. Wir haben einfach geschaut, was die Zeitfresser bei der täglichen Arbeit sind. Interne Termine sind große Zeitfresser. Die haben wir stark überarbeitet. Dann haben wir auch ablenkungsfreie Zeiträume geschaffen, in denen man ungestört arbeiten kann. Zum Beispiel haben die Mitarbeiter die Möglichkeit ein Stopp-Schild am Arbeitsplatz aufzuhängen. Dann wissen die anderen Mitarbeiter, dass da gerade hochkonzentriert gearbeitet wird und man nicht stören soll. Das sind alles keine bahnbrechenden Neuerungen, sondern eine Summe von kleinen Hilfsmitteln, die uns diese 30-Stunden-Woche ermöglichen.
Kontrast: Wie hat sich der wirtschaftliche Erfolg von eMagnetix durch die Umstellen geändert?
Hochreiter: Ganz vorweg einmal, wir bekommen wieder Mitarbeiter. Das ist schon einmal das Um und Auf. Wir sind kein produzierendes Unternehmen sondern ein Dienstleister. Wir hängen vom Know-How unserer Mitarbeiter ab. Durch die Arbeitszeitverkürzung haben wir unsere Bewerber-Quote bei Einstiegsjobs verzehnfacht, von 10 auf 100 pro Jobausschreibung. Aber auch bei den Jobs mit Arbeitserfahrung ist uns das gelungen. Vor dem Umstieg hatten wir da gar keine Bewerbungen, jetzt im Sommer 2019 haben wir knapp 80 bekommen. Das war das wichtigste Ergebnis. Wir bekommen endlich wieder Mitarbeiter. Und die Mitarbeiter, die wir bekommen, sind die besten am Markt.
Dadurch wurde viel neues Know-How in das Unternehmen eingebracht. Es wurden neue Produkte entwickelt und wir haben uns in Richtungen weiterentwickelt, die wir selbst gar nicht für möglich gehalten haben. Das hat natürlich dazu geführt, dass wir die Kunden besser betreuen können. Weil zufriedene Mitarbeiter eben für zufriedene Kunden sorgen. Und durch die gestiegene Qualität ist dann auch unser Umsatz gestiegen. Deshalb haben wir trotz Arbeitszeitverkürzung auch unsere Preise nicht erhöhen müssen.
Kontrast: Wie hat sich die Arbeitseinstellung und das Leben der Mitarbeiter geändert?
Hochreiter: Ich hab oft mit Mitarbeitern geredet wie sich der Umstieg auf ihr Leben ausgewirkt hat und da haben mir eigentlich alle bestätigt, dass das sehr positiv war. Sie haben jetzt viel mehr Zeit für Familie und Hobbys. Auch die Familienmitglieder der Mitarbeiter haben mir bestätigt, dass sich die Personen verändert haben und zwar zum Positiven. Sie sind viel ausgeruhter und ausgeglichener und das merkt man einfach auch bei der täglichen Arbeit. Die Leute gehen prinzipiell gerne in die Arbeit, sind motiviert und sind dem entsprechend auch produktiver. Wenn man den Job gern macht, dann macht man ihn besser.
Kontrast: Wie sind die Rückmeldungen von Außen auf die Umstellung ausgefallen?
Hochreiter: Es gab enorm viel Feedback, vor allem bei der Erstverkündung im Februar 2018. Das ist einige Tage durch die Medien in ganz Österreich gegangen. Es waren durchwegs sehr positiv, aber natürlich gab es auch kritische Stimmen – teilweise von Mitbewerbern. Das ist aber mittlerweile zwei Jahre her und es hat sogar besser funktioniert, als wir uns das eigentlich gedacht haben.
Kontrast: Glauben Sie, dass die 30-Stunden-Woche flächendeckend als Erfolgsmodell eingeführt werden können?
Hochreiter: Schwierige Frage. Ich würde das nicht so schwarz-weiß sehen. Für uns funktioniert es wunderbar, für unser Geschäftsmodell und für unsere Zielgruppe von jungen Arbeitnehmern. Wir sind ein kleines Unternehmen und da ist das natürlich viel einfacher. Bei großen Unternehmen gibt es natürlich ganz andere Herausforderungen. Man muss sich auch bewusst sein, dass das eine langfristige Maßnahme ist. Das verursacht auch Kosten. Wenn man kurzfristig Gewinne optimieren möchte, dann darf man so was nicht machen. Auch größere Unternehmen können das machen.
Man kann das ja mal im kleinen testen und dann auf das ganze Unternehmen schrittweise ausrollen. Ich glaub so kann es einfacher funktionieren, als wenn man es jetzt flächendeckend vorgibt. Vor allem weil das Mitspracherecht der Mitarbeiter dabei ganz wesentlich ist.
Kontrast: Was würdest du Unternehmen raten, die eine Arbeitszeitverkürzung einführen wollen?
Hochreiter: Punkt 1, wirklich gut planen. Und dafür muss man sich genügend Zeit nehmen. Das war auch bei uns ein Erfolgsfaktor. Es gibt Beispiele von Unternehmen, die die Arbeitszeitverkürzung ohne großes Planen eingeführt haben und das hat dann meistens nicht sehr gut funktioniert.
Punkt 2, die Mitarbeiter einbinden – am besten vom ersten Tag an. Die Mitarbeiter braucht man unbedingt im Boot, denn die Mitarbeiter kennen die Prozesse am besten. Die wissen, wo man ansetzen muss und dementsprechend muss man sie einbinden und mitreden lassen.
Kontrast: Seit ihr die 30-Stunden-Woche eingeführt habt, hat es irgendwann den Moment gegeben, wo du gern die 40-Stunden-Woche zurückgehabt hättest?
Hochreiter: Nein. Den Moment hat es kein einiges Mal gegeben. Wie bereits erwähnt, es gibt Herausforderung. Wir sind stark am Wachsen. Wachstum allein ist eine Herausforderung und dann müssen wir immer schauen, dass das auch zu unserer 30-Stunden-Woche passt. Aber zurückgeschaut hab ich nie, weil einfach die positiven Auswirkungen überwiegen.
Nach seinem Studium der Wirtschaftsinfomatik an der Johannes Kepler Universität Linz, gründete Klaus Hochreiter 2008 gemeinsam mit seinem Partner das Online Marketing Unternehmen eMagnetix im oberösterreichischen Bad Leonfelden. 2018 stellte eMagnetix als erstes Unternehmen auf eine 30-Stunden-Woche um. Dieser Schritt brachte dem Unternehmen internationale Aufmerksamkeit.
Bitte, es gibt nur die 30 Wochenstunde für ALLE!!! Damit die Arbeitslosigkeit VERSCHWINDET.
Auch der Lohn sollte auf 17€ Netto, aufgestockt werden, damit auch hier die ARMUT verschwindet!! Aber NUR, wo es diesen Lohn, noch nicht gibt. Bei den gegebenen , höheren Löhnen, soll dieser um 3% erhöht werden.
Wo bleibt da unsere Gewerkschaft, die soll doch UNSERE KAMPFMASCHINE sein! Aber leider SCHLÄFT diese!! Von KAMPFMASCHINE ist weit und breit nichts zu sehen. Nur, es wird geredet, geredet , geredet.. Schade !!