Am Freitag, 14.September ging die 67. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Florianopolis, Brasilien, zu Ende. Die Konferenz hat das Thema Walschutz ins Zentrum gerückt. Die mehr als 80 Mitgliedsstaaten hatten über zwei Initiativen zu entscheiden, die sich diametral entgegenstanden: ein „Paketvorschlag“ des Walfangstaates Japans und die Florianopolis-Deklaration des Gastgeberlandes Brasiliens.
Japans Vorschlag sah vor, in der IWC ein „Komitee für nachhaltigen Walfang“ einzurichten, eine „Diplomatenkonferenz der Vertragsstaaten“ einzuberufen, um die Konvention zu novellieren, sowie den kommerziellen Walfang zu legalisieren, indem für die Walpopulationen „nachhaltige“ Fangquoten festgelegt werden. Der Vorschlag enthielt keinerlei Kontroll- oder Durchsetzungsbestimmungen, würde jedem Staat weiterhin ermöglichen, sich zusätzlich Fangquoten für „wissenschaftliche Zwecke“ zu erteilen und weitere Beschlussfassungen zu vereinfachen.
Brasiliens Initiative definierte ihr Ziel ganz klar mit dem umfassenden Schutz der weltweiten Walbestände, sodass sich diese auf den Bestand von vor der industriellen Bejagung erholen können. Der Beschluss sieht die Walbeobachtung als die einzige ökonomische Nutzung von Walbeständen vor. Die Walbeobachtung ist mittlerweile ein Milliarden schwerer Wirtschaftszweig, der in vielen Küstenstaaten aus den Angeboten für Reisende nicht mehr wegzudenken ist.
Klare Mehrheit für den Walschutz
Mit 40 zu 27 Stimmen und 4 Enthaltungen (es waren nicht alle stimmberechtigten Staatenanwesend, einige hatten aufgrund ausstehender Beitragszahlungen kein Stimmrecht) positionierten sich die Staaten klar für Brasiliens Antrag und ebenso deutlich gegen die Legalisierung des kommerziellen Walfangs.
„Den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen, hätte auch eine Aufhebung des Handelsverbots mit Walprodukten nach sich gezogen, denn beide Naturschutzinstrumente – Walfangmoratorium und Handelsverbot – sind eng verknüpft. Das Ergebnis der IWC-Tagung ist eine große Erleichterung. Die Wale können nun aufatmen“, kommentierte Fabienne McLellan, Sprecherin der Meeresschutzorganisation OceanCare, die Entscheidung.
Das klare Ergebnis hat jedoch einen Beigeschmack. Es gibt kaum Anzeichen, dass sich die Walfangstaaten einer Neuausrichtung der IWC anschließen und somit auch in Hinkunft versuchen werden, eine Trendwende zu erreichen. Auch ist zu befürchten, dass die Drohgebärden „entweder wir bekommen, was wir wollen oder verlassen die IWC“ zunehmen. Japans Vize-Fischereiminister Masaaki Taniai meinte in seiner Abschlussrede zwar, weiterhin zu Verhandlungen bereit zu sein, betonte aber auch, dass Japan überdenken werde, wie man mit der IWC in Zukunft umzugehen hat.
Norwegens Walfänger unzufrieden, klare Position der EU-Staaten
Gab sich Norwegen, das 1982 den Beschluss des kommerziellen Walfangverbotes nicht anerkannte und weiterhin kommerziellen Walfang ausübt, gewohnt diplomatisch, reagierte Islands Delegation, das in den 1980er Jahren den Walfang beendete und Anfang der 2000er Jahre wieder aufnahm, emotional und aggressiv. Dies dürfte jedoch auch damit zusammenhängen, dass die neue isländische Regierung eine Prüfung der Walfangaktivitäten im Lande selbst für den Herbst angekündigt hat. Der Druck wächst im eigenen Land, den Wertewandel fortzusetzen. Da kommt die Florianopolis Deklaration gerade recht.
Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union hatten die brasilianische Initiative unterstützt. Ein klares Signal, dass eine einheitlich und proaktiv agierende Europäische Union sehr stark auf die Richtung umweltpolitischer Entscheidungen Einfluss nehmen kann.